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Nordwerke

TIG Metall will Leiharbeit bei Airbus begrenzen

Ein Airbus-Techniker arbeitet in einem Rumpfsegment in der Strukturmontage der Airbus A320-Familie - einem der Verkaufsschlager.

Ein Airbus-Techniker arbeitet in einem Rumpfsegment in der Strukturmontage der Airbus A320-Familie - einem der Verkaufsschlager. Foto: Christian Charisius/dpa

Neue Stellen beim Flugzeugbauer bedeuten nicht nur sichere Arbeitsplätze, sondern auch neue Mitglieder für die IG Metall. Beim Thema Leiharbeit trüben sich die Mienen. Wie die Gewerkschaft den Produktionshochlauf im Norden bewertet.

Von Wolfgang Stephan Donnerstag, 01.02.2024, 07:05 Uhr

Hamburg. Nachdem Airbus in den Nordwerken des zivilen Flugzeugbaus im vergangenen Jahr rund 1.750 neue Stellen besetzt hat, werden in diesem Jahr auch mehrere hundert neue Stellen ausgeschrieben, insbesondere am Standort Nordenham. Allein 1.300 der 1.750 Neueinstellungen in den Nordwerken bezogen sich auf den Standort Finkenwerder, mit den jetzt 16.000 Beschäftigten. Zweitgrößter Standort ist Bremen mit 4.500 Beschäftigten (inklusive Raumfahrt und Rüstung), in Nordenham arbeiten 2.750 und in Stade 1.700 Menschen im Konzern. In Nordenham gab es 250 Neueinstellungen und in Stade 100. Dazu kommen bis zu 600 Azubis und Studierende in Norddeutschland.

Schon im vergangenen Jahr war das ein Rekordwert, so Airbus-Deutschland-Chef André Walter. Haupttreiber des Wachstums sind bekanntlich die Maschinen aus der A320-Reihe. Jede zweite davon wird in Hamburg gebaut und ausgeliefert.

Rekordwert bei den Neuaufnahmen

Der Aufwind im Flugzeugbau schlägt sich auch in der Mitgliederentwicklung der IG Metall nieder. Im Bezirk Küste, zu dem die Länder Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und das nördliche Niedersachsen gehören, wurde mit 12.959 neuen Mitgliedern im vergangenen Jahr ein Rekordwert bei den Neuaufnahmen erreicht. Ende vergangenen Jahres zählte die IG Metall an der Küste insgesamt 178.532 Mitglieder.

Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste freut sich über gestiegene Mitgliederzahlen.

Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste freut sich über gestiegene Mitgliederzahlen. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB

Von Sorgen im Flugzeugbau sprach Daniel Friedrich nicht, gleichwohl von Herausforderungen. „Es ist wichtig, dass auch in den Zukunftsbranchen gute Arbeitsbedingungen gelten“, so der Gewerkschafter. Konkret bedeute das im Flugzeugbau den Abbau von Leiharbeitsplätzen, die bei Airbus immer noch hoch im Kurs stehen. Ursprünglich galt die Leiharbeit als Instrument, um die Spitzen in der Produktion abzusichern – was sich insofern erledigt hat, als es durch den Hochlauf nur noch Produktionsspitzen gibt.

Leiharbeiter erhalten Tariflohn

Zum Jahresende nannte der Airbus-Konzern die Zahlen der Leiharbeitskräfte: Rund 1.500 in Hamburg, 270 in Bremen, 260 in Stade und 70 in Nordenham. Nach den gültigen Vereinbarungen im Airbus-Konzern dürfen nur 13 Prozent der Beschäftigten eines Standortes Leiharbeiter sein, so Daniel Friedrich, eine Quote, die in allen Werken deutlich unterschritten ist. Gemeinsam mit den Betriebsräten werde dennoch um eine Reduzierung der Quote gerungen, um den Beschäftigten sichere Arbeitsplätze zu bieten. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen werden bei Airbus die Leiharbeiter nach den Tarifen der IG Metall entlohnt. Friedrich ist davon überzeugt, dass mit dem Airbus-Konzern Einvernehmen erzielt werde. Friedrich: „Die wollen schließlich als Premium Arbeitgeber in der Champions League spielen.“

In einem Tarifvertrag soll besonders die Übernahme von Leiharbeiter in ein festes Arbeitsverhältnis besser geregelt sein. Auch der Konzern-Betriebsratsvorsitzende Holger Junge zeigte sich gestern optimistisch, dass demnächst ein „gutes Konstrukt“ abgeschlossen werden kann. Junge: „Der Arbeitsmarkt hilft uns, denn gute Leute kommen nur zu uns, wenn wir sie als Stammarbeitskräfte einstellen.“

Erfreut über Demos gegen Rechtsextremismus

Erfreut zeigte sich der IG Metall-Bezirksleiter über die jüngsten Demonstrationen mit Hunderttausenden auf den Straßen. Dies sei „ein starkes Signal der Zivilgesellschaft“. Um den Rechtsextremen den Nährboden zu entziehen, müsse den Menschen die Zukunftsängste genommen werden. Vier Faktoren seien deshalb wichtig: „Löhne, die ein gutes Leben ermöglichen, gute Renten, die Altersarmut verhindern, sichere Arbeitsplätze auch bei wirtschaftlichen Veränderungen und eine gelungene Integration der ausländischen Arbeitskräfte.“

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