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Fußball-Kreisliga

T„Ich habe Bock, die Jungs zu trainieren“ - Sarah Meyer lebt Fußball

Am Sonntag feierte der MTV Hammah II den ersten Saisonsieg in der Kreisliga Stade.

Am Sonntag feierte der MTV Hammah II den ersten Saisonsieg in der Kreisliga Stade. Foto: Fupa.net/Brunsch (Archiv)

Auf dem Platz, an der Pfeife, an der Seitenlinie: Sarah Meyer ist fußballverrückt - und hat die Kreisliga-Herren des MTV Hammah II nun zum ersten Saisonsieg geführt.

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Von Tim Scholz
Dienstag, 04.11.2025, 05:50 Uhr

Hammah. Sarah Meyer übernahm den MTV Hammah II unter besonderen Umständen: Eigentlich war sie für die U19 vorgesehen. Als das Team jedoch abgemeldet wurde, suchte der Verein nach einer neuen Aufgabe für sie. „Sie ist absolut fußballverrückt. Es wäre naiv, wenn man so einen Menschen gehen lässt“, sagt Fußballobmann Heiko Reinboth.

Der Verein wurde schnell fündig: Meyer unterstützte fortan Khalid Anuali, den Trainer der zweiten Herrenmannschaft. Zunächst arbeiteten beide gemeinsam, doch inzwischen steht Meyer allein an der Seitenlinie. Anuali habe sich „platt“ gefühlt und eine Pause gebraucht, erklärt Reinboth. „Sarah hat sich sofort bereiterklärt, das zu machen.“

Kurzes Gastspiel in Himmelpforten

Für Meyer ist es nicht die erste Station im Männerfußball. Bereits vor zwei Jahren coachte sie kurzzeitig den MTV Himmelpforten und war nach Katrin Fritz (von 2021 bis 2024 in Hedendorf) die zweite Frau im Kreis Stade, die eine Männermannschaft trainierte. „Es hat einfach nicht gepasst“, sagt die 34-Jährige heute über ihr kurzes Engagement - mehr möchte sie dazu nicht sagen.

Sarah Meyer coacht den MTV Hammah II.

Sarah Meyer coacht den MTV Hammah II. Foto: Brunsch

In Hammah wurde sie gut aufgenommen. „Ich habe Bock, die Jungs zu trainieren, mit ihnen etwas zu erreichen. Die Trainingsbeteiligung passt, egal, wo wir in der Tabelle stehen“, sagt sie.

Und sportlich? Abgesehen vom 2:2 gegen Hagen kassierte der Aufsteiger deutliche Niederlagen, unter anderem ein 0:13 gegen Bützfleth sowie zwei 0:10-Pleiten gegen Eintracht Immenbeck und Bliedersdorf/Nottensdorf. „Wir sind mit dem Wissen in die Saison gegangen, dass wir keine kreisligataugliche Mannschaft haben“, sagt Reinboth. Man wolle als Mannschaft zusammenwachsen.

Auf dem Feld, an der Seitenlinie, an der Pfeife

Bei Meyers Einstand vor einem Monat zeigte sich die Mannschaft kämpferisch. „Ich habe schon bei der Ansprache und beim Aufwärmen gemerkt: Die Jungs wollen!“, erinnert sich die Trainerin. Bis in die Nachspielzeit stand es 3:3, ehe A/O III den Siegtreffer erzielte. Die Durststrecke ging weiter, bis zum vergangenen Sonntag.

Im 13. Anlauf feierte Hammah den ersten Sieg. Joker Maximilian Puschmann traf sieben Minuten nach seiner Einwechslung zum 1:0 gegen Eiche Bargstedt. „Ich bin stolz auf die Leistung der Mannschaft“, sagte Meyer anschließend.

Meyer lebt Fußball - als Trainerin, Spielerin und Schiedsrichterin. Seit ihrer Kindheit steht sie selbst auf dem Platz. Woher ihre Begeisterung kommt, kann sie nicht genau sagen. Sie ist Werder-Bremen-Fan, verfolgt das Fußballgeschehen im Kreis, trainiert zudem eine Mädchenmannschaft beim JFV A/O/B/H/Heeslingen und spielt, „wenn es die Zeit zulässt“, für den SV Ottensen. Ihr Sohn ist ebenfalls aktiv, als Kicker und Schiri.

Sprüche, Vorurteile und der Wunsch nach mehr Schiedsrichterinnen

Bei ihrer C-Lizenz-Prüfung stellte sie fest, dass sie mehr wollte, als nur Jugendteams zu betreuen. „Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen im Herrenfußball tätig sind, ohne schief angeschaut zu werden“, sagt sie. Vorurteile gebe es immer mal, aber sie lasse diese an sich abprallen: „Wenn es Sprüche gibt, gehen sie ins eine Ohr rein und im anderen raus.“ Besonders am Herzen liegt ihr ein Wunsch: dass mehr Frauen als Schiedsrichterinnen aktiv werden. Derzeit seien es noch zu wenige.

Obmann Reinboth betont: „Es macht keinen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann an der Seitenlinie steht. Für mich zählt der Mensch.“ Mit ihrer ruhigen, lockeren und freundlichen Art tue Meyer dem Verein gut. „Jetzt lassen wir sie in Ruhe arbeiten.“

„Wenn es nicht klappt, gehen wir halt wieder runter“

Mit Hammah II möchte Meyer möglichst die Klasse halten. „Und wenn es nicht klappt, gehen wir halt wieder runter“, sagt sie gelassen. Sie weiß um die Ausgangslage: Die Mannschaft ist jung, viele Spieler sind Anfang bis Mitte 20, dazu ein paar erfahrene Kräfte. „Wir wollen Woche für Woche ein vernünftiges Spiel abliefern.“

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Und egal, wie hoch die Niederlagen ausfallen: „Wir werden immer antreten“, verspricht sie.

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