TDie SPD und das Rätsel um Kai Koeser

Kai Koeser von der SPD. Foto: Brunkhorst
Die Frage umtreibt viele: Warum tritt Kai Koeser für die SPD nicht wieder als Bundestagskandidat an? Die Antwort: Womöglich, weil er einen ganz anderen Job im Auge hat.
Landkreis. Das war eine faustdicke Überraschung unter der Woche: Die SPD hat Frauke Langen aus Harsefeld für die Bundestagswahl im Herbst 2025 nominiert. Bis vor kurzem waren viele - auch innerhalb der SPD - davon ausgegangen, dass diesen Job wieder Kai Koeser übernimmt. Der hatte bei der Bundestagswahl 2021 gegen den damaligen CDU-Kandidaten Oliver Grundmann einen Achtungserfolg erzielt.
Achtungserfolg als Basis für einen zweiten Versuch
Koeser hatte vor vier Jahren im Bereich Stade des Wahlkreises Stade I / Rotenburg II mehr Stimmen geholt als Grundmann. Nur das Wähler-Votum aus dem traditionell konservativ abstimmenden Altkreis Bremervörde retteten dem Amtsinhaber das Mandat. Grundmann tritt, wie mehrfach berichtet, nach drei Siegen in Folge 2025 nicht wieder an.

Vereint unter dem Bild von Willy Brandt: Kai Koeser, Frauke Langen und Corinna Lange (rechts). Foto: privat
Eigentlich wäre das eine gute Voraussetzung für Koeser, um einen zweiten Anlauf zu starten. Doch Frauke Langen sei die richtige Kandidatin zum richtigen Zeitpunkt, begründete Koeser, wieso er überraschend nicht wieder für den Bundestag kandidiert.
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Ganz so groß ist die Überraschung bei Insidern dann aber doch nicht, denn im Hintergrund ist einiges im Gange. Dass Koeser als stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Nordwest auch darauf geschaut hat, dass die Sozialdemokraten in der Region nicht nur mit Männern antreten, ist die eine Sache.
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Tatsächlich gehen in der Stadt Stade aber viele davon aus, dass Koeser für die 2026 anstehenden Bürgermeisterwahlen in der Hansestadt ein potenzieller Kandidat ist. Er selbst hält sich in dieser Frage noch bedeckt - bei den Konkurrenten von der CDU wird der Name Koeser aber schon länger gehandelt.
Wo hat die SPD die besseren Chancen?
Es stellt sich damit auch die Frage, welche der beiden Kandidaturen - Bürgermeister oder Bundestag - aussichtsreicher ist. Hier könnte auf jeden Fall ein Argument sein, dass die Chancen in der Stadt Stade womöglich besser sind, als im Bundestagswahlkreis mit seinem CDU-freundlichen Zuschnitt. Untermauert wird das von den Ergebnissen der Europawahl, als die CDU im Wahlkreis doppelt so stark war wie die SPD.
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Fünf Kandidaten bewerben sich bei den Christdemokraten um das Direktmandat für den Bundestag. Da könnte es schwieriger sein, sich gegen die interne Konkurrenz durchzusetzen als später gegen die SPD. Zumal den Namen Frauke Langen bisher nur wenige Menschen im Landkreis Stade kennen dürften.
Außenseiter-Siege: Corinna Lange als Vorbild
Aber: Geringe Bekanntheit ist kein Ausschlusskriterium für einen Wahlsieg. Mit Corinna Lange - gemeinsam mit Kai Koeser Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Stade - gibt es dafür ein gutes Beispiel. Sie kannten vor ihrer Kandidatur für den Landtag bei der Wahl 2022 selbst viele Sozialdemokraten nicht. Heute sitzt Corinna Lange als direktgewählte Abgeordnete im Landesparlament.