Anti-Polizei-Banner: Razzia beim HSV im Volksparkstadion

HSV-Fans halten Plakate mit der Aufschrift „Niemals Freund, niemals Helfer“ und „Ganz Hamburg hasst die Polizei“ hoch. Foto: Marcus Brandt/dpa
„Ganz Hamburg hasst die Polizei“ – und die macht jetzt ernst: Die Choreografie der HSV-Ultras führte zu Durchsuchungen. Der Konflikt wird immer größer.
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Hamburg. Die Polizei hat am Mittwoch das Volksparkstadion durchsucht. Hintergrund war ein Plakat, das am Sonntag beim Spiel des Fußball-Zweitligisten Hamburger SV gegen die SV Elversberg gezeigt worden war. Das bestätigte die Polizei mehreren Hamburger Medien auf Anfrage. Auf dem Plakat war ein Polizeihelm mit zersplittertem Visier zu sehen, aus dem Blut tropft. Es soll bei der Durchsuchung in einem Raum gefunden worden sein, der von HSV-Ultras genutzt wird.
Die Ermittlungen richten sich gegen einen 33-Jährigen. Nach Angaben der Polizei ist das Plakat möglicherweise ein öffentlicher Aufruf zu Gewalt gegen Beamte. Die Durchsuchung hatte die Staatsanwaltschaft angeordnet.
Anti-Polizei-Choreografie: Durchsuchung im Volksparkstadion
Beim Spiel am Sonntag hatte eine Choreografie der HSV-Fans zu dem umstrittenen Polizeieinsatz eine Woche zuvor in Bergedorf Kritik aus der Hamburger Politik hervorgerufen. Die HSV-Fans hatten unter anderem zwei Spruchbänder gezeigt, auf denen unter anderem stand: „Niemals Freund Niemals Helfer. Ganz Hamburg hasst die Polizei.“ Diese sollen laut „Abendblatt“ nicht Auslöse der Durchsuchung gewesen sein.
Der HSV hatte sich am Montag in einer Mitteilung „klar und in aller Deutlichkeit“ von den Inhalten der Choreografie distanziert. Unser Wohnzimmer, das Volksparkstadion, ist kein Platz für Hass-Botschaften und kein Platz für pauschale Verurteilungen von Menschen und Berufsgruppen“, hieß es.
Der HSV kündigte einen kritischen Austausch mit den Urhebern an. Die Choreografie sei dem Club nicht bekannt gewesen.
Polizeieinsatz am Bahnhof Bergedorf war Auslöser
Die Choreografie bezieht sich auf eine Razzia der Bundespolizei. Ein Großaufgebot der Einsatzkräfte hatte am Wochenende zuvor einen Regionalzug gestoppt und 855 Hamburger Fans kontrolliert. Ziel sei es gewesen, nach mutmaßlichen Gewalttätern zu suchen, die im September vergangenen Jahres mit Anhängern von Borussia Dortmund aneinandergeraten waren. Laut Polizei seien 31 Verdächtige ermittelt worden. Betroffene und Hamburger Politiker hatten die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes infrage gestellt.
Zug festgesetzt
Razzia gegen HSV-Fans schlägt hohe Wellen
Der neue HSV-Trainer Steffen Baumgart war zur Wendezeit selbst Bereitschaftspolizist in Schwerin. Auf die Fan-Aussagen angesprochen, hielt sich der 52-Jährige aber bedeckt. „Ich höre zum ersten Mal, dass ein Polizeieinsatz da war. Deshalb kann ich es überhaupt noch nicht einschätzen“, sagte Baumgart und schob hinterher: „Ich glaube, dass wir immer wieder in die Situation kommen: Was war gut? Was war nicht gut? Was war angebracht? Was war nicht angebracht? Ich glaube, da bin ich aber nicht der richtige Ansprechpartner für.“