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Schulterschluss

TKundgebung in Stade: Frauen schmieden Bündnis für Demokratie

Die Frauenvertretung der SPD im Landkreis ruft ein breites Bündnis aus Politik, Institutionen und Gruppen auf den Plan, um gemeinsam ein zeichen für Demokratie zu setzen

Parteiübergreifender Schulterschluss: Bei der Kundgebung auf dem Platz am Sande setzte ein breites Bündnis aus Politik und Institutionen ein Zeichen für die Demokratie. Foto: Weselmann

Mit geschätzten 200 Leuten gehörte diese Demonstration zwar nicht zu den größten in Stade. Dafür war das große Bündnis, dass hier ein emotionales Zeichen für die Demokratie setzte, umso bemerkenswerter.

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Von Fenna Weselmann
Samstag, 25.05.2024, 19:24 Uhr

Stade. Mit ihrem Aufruf unter dem Motto „Frauen für Demokratie, Respekt und Menschenwürde“ sorgten die SPD-Frauen im Landkreis Stade am Sonnabendvormittag für ein sichtbares Zeichen des politischen und bürgerlichen Zusammenstehens. Neben der SPD zeigten bei der Kundgebung auf dem Platz am Sande in Stade auch die anderen etablierten Parteien Fahne - im Schulterschluss mit weiteren Institutionen und Gruppen.

Die Rednerinnen in Stade finden klare Worte

Musikalisch umrahmt wurde die Kundgebung von Harald Winter. In Liedern wie „Bella Ciao“, „Die Gedanken sind frei“ oder „Imagine“ fielen viel Teilnehmer singend und tanzend ein. Nicht weniger bewegend waren die klaren Worte der Rednerinnen.

Musiker Harald Winter singt bei der Kundgebung "Bella Ciao"

Musiker Harald Winter umrahmte die Redebeiträge mit Liedern wie "Bella Ciao", "Die Gedanken sind frei" oder "Imagine". Foto: Weselmann

Zu denen gehörte die Stader Pastorin Claudia Brandy. „Ich hätte nie gedacht, dass nationalsozialistische Parolen wieder salonfähig werden, unsere Demokratie derart unter Druck gerät und ich als Pastorin mal auf einer politischen Kundgebung sprechen würde“, sagte sie. „Aber es genügt nicht mehr, im Stillen Gutes zu tun. Wir müssen aufstehen und uns stark machen.“

SPD-Frau versagt kurz die Stimme

Als SPD-Frau Sigrid Richter auf das Ausmaß von Anfeindungen und Respektlosigkeit, die sich in der Gesellschaft auch gegenüber Kommunalpolitikern breit machten, versagte es ihr sogar kurz die Stimme.

Hier sieht die CDU-Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke nicht zuletzt die Parteien in der Pflicht. „Wir Politiker sind daran nicht ganz unschuldig, dass sich die Gesellschaft in eine seltsame Richtung bewegt“, betonte sie. „Wir Demokraten müssen zusammenstehen und sollten uns von einer Partei, die an unserem Grundgesetz rüttelt, nicht gegeneinander ausspielen lassen. Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns gegenseitig die Demokratie abzusprechen, um billig Stimmen zu holen.“

Skandal auf Sylt war auch ein Thema

Für ihren Wunsch nach einem breiten, parteiübergreifenden und bürgerschaftlichen Bündnis gegen antidemokratische Bestrebungen war die Kundgebung am Sande ein gelebtes Beispiel. Neben Politik und Kirche waren auch Landfrauen und IG Metall vertreten.

Metallerin Ina von Husen erklärt, dass man sich in der Gewerkschaft immer mehr Gedanken um die Demokratie mache. „Wie nötig das ist, zeigt der rechte Skandal auf Sylt.“ Deshalb müssten alle solidarisch zeigen, dass rechte Hetze keinen Platz habe. Die sogenannte Alternative stehe gegen alles, wofür die Gewerkschaft kämpfe: bessere Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen sowie Gleichstellung der Geschlechter.

Spitzenkandidatin will mehr Begeisterung für Europa

Adelheid Balthasar von den Landfrauen richtete ihren Blick auf ein besonderes Jubiläum. Sie machte deutlich, was die Demokratie für ihre Generation bedeutet: „75 Jahre Grundgesetz bedeuten 75 Jahre Frieden.“

Für Kirsti Elle, Spitzenkandidatin für die SPD in Nord-Niedersachsen, spielt Europa für diesen Frieden eine tragende Rolle. Und gerade jetzt brauche es Begeisterung für Europa. „Mir macht es Angst, wenn die Krisen sich häufen und es immer noch keine Lösungen gibt. Aber wir dürfen durch die Angst nicht in Ohnmacht fallen“.

200 Leute kamen zur Kundgebung auf dem Platz Am Sande in Stade, um vor Ort für die Demokratie zu kämpfen

Zu Kundgebung kamen 200 Leute auf den Platz Am Sande, um friedlichen Widerstand gegen antidemokratische Bestrebungen und Rechtspopulismus zu leisten. Foto: Weselmann

Appell: Erst Haltung zeigen, dann Labskaus essen

Die Omas gegen Rechts waren ebenfalls mit von der Partie. Sie zogen vorher in der Gruppe durch die Innenstadt und appellierten im Zuge des zeitgleich startenden Hansemahls: „Erst Haltung zeigen, dann Labskaus essen.“

Als Rednerin erinnerte Angelika Heinz von Omas gegen Rechts daran, wie wertvoll ein vereintes Europa ohne Grenzen ist. Wenn es nach dem AfD-Programm gehe, werde es kein gemeinsames Europa mehr geben und Frauen würden wieder als Heimchen zurück an den Herd verbannt.

Familie Brachet aus Jork ist extra zur Kundgebung nach Stade gefahren

Familie Brachet ist aus Jork zur Kundgebung nach Stade gekommen. Foto: Weselmann

Familie Brachet hat sich aus Jork auf den Weg gemacht. Inken Brachet ist es ein persönliches Anliegen, für die Demokratie auf die Straße zu gehen: „Wir haben fünf Kinder und wollen, dass diese hier auch künftig in Frieden leben können.“ Zwei von den Kindern und ihr Mann haben Behinderungen. Sie habe Sorge, dass sie nicht mehr gewollt sein würden. Und ihre zwei Mädchen sollen auch nicht diktiert bekommen, wie sie zu leben haben.

Dringlicher Aufruf zur Europawahl

Genau deshalb werden sie nicht müde zu demonstrieren und stimmen wie die anderen auf dem Platz in die musikalische Botschaft von Harald Winter und Gareth Leslie ein: „Never again - niemals wieder“.

Am Ende steht ein zentraler Aufruf: „Geht wählen. Es nicht zu tun, bedeutet, die gewinnen zu lassen, die man nicht haben will“, so der eindringliche Appell von Angelika Heinz aus dem Kreis der Omas gegen Rechts.

Eine Gruppe von den Omas gegen Rechts zieht durch die Hökerstraße Richtung Kundgebung

Eine Gruppe von den Omas gegen Rechts zog vor der Kundgebung durch die Innenstadt bis zum Platz Am Sande. Foto: Weselmann

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