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Küstenschutz

TLandrat über Problemwolf im Alten Land: „Wir machen uns als Behörden lächerlich“

Deichschäfer Vasile Buza bringt eine Herde auf den Elbdeich bei Jork. Diese Herde wurde im März und April von einem Wolf angegriffen.

Deichschäfer Vasile Buza bringt eine Herde auf den Elbdeich bei Jork. Diese Herde wurde im März und April von einem Wolf angegriffen. Foto: Vasel

Darf der Problemwolf im Alten Land getötet werden? Landrat Seefried und Wolfsschützer streiten vor Gericht. Der Kreis Aurich probiert einen anderen Weg aus.

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Von Karsten Wisser
Montag, 08.07.2024, 18:00 Uhr

Landkreis. Das Verwaltungsgericht Stade hat den Wolfsabschuss in Jork im Alten Land vor zehn Tagen gestoppt. Der Landkreis Stade geht in der nächsten Instanz beim Oberverwaltungsgericht (OVG) dagegen vor. Es handelt sich immer noch um ein Eilverfahren.

Mehrere Wochen bis zur Entscheidung

Trotzdem rechnet die Kreisverwaltung damit, dass Wochen vergehen werden, bis das OVG entscheidet. Die meisten Verfahren zu Wolfsabschüssen in den vergangenen Jahren und Monaten haben die Naturschutzverbände gewonnen und die Abschüsse verhindert.

Ein Wolf ist in den Obstplantagen im Alten Land unterwegs.

Ein Wolf ist in den Obstplantagen im Alten Land unterwegs. Foto: Lühs

„Die langwierigen und komplizierten Verfahren im Zusammenhang mit unserer Abschussgenehmigung zeigen exemplarisch den Irrsinn der Wolfspolitik. Es fehlt an praktikablen Lösungen“, sagt deshalb Stades Landrat Kai Seefried. Die junge Wölfin in Jork hatte bei zwei Angriffen auf Deichschafe 20 Tiere getötet.

Dieser Kreis will auch einen Wolf schießen

Der Landkreis Aurich hat ein ähnliches Problem. Laut der Ausnahmegenehmigung riss dort ein Wolf innerhalb weniger Tage zwei Schafe und ein Lamm am Deich. Drei weitere wurden so schwer verletzt, dass sie getötet werden mussten. Auch hier gibt es jetzt eine Ausnahmegenehmigung.

Der Wolf ist sehr anpassungsfähig und bei Nahrungsknappheit ernährt er sich von allem Vorhandenen.

Der Wolf ist sehr anpassungsfähig und bei Nahrungsknappheit ernährt er sich von allem Vorhandenen. Foto: Deichverband

Argumentiert wird wie in Stade mit der Gefahr für den Küstenschutz und dem wirtschaftlichen Schaden. „Wir können und wollen auf die Schafe auf unseren Deichen nicht verzichten. Der Küstenschutz ist existenziell für die Menschen im Landkreis Stade, die Deiche sichern ihre Lebensgrundlage“, sagt dazu Stades Landrat Kai Seefried (CDU).

Landkreis Aurich: Das ist der neue Weg

Aurich geht aber bei der Umsetzung noch einen anderen Weg. Der Kreis nutzt das strittige Schnellabschussverfahren. Grundlage für die Schnellabschüsse ist die Umweltministerkonferenz im Dezember 2023.

Danach ist in Gebieten mit einer erhöhten Zahl von Angriffen auf Nutztiere bereits nach erstmaligem Überwinden eines zumutbaren Herdenschutzes und dem Tod von Weidetieren die Erteilung einer Abschussgenehmigung möglich. Diese ist dann zeitlich begrenzt auf 21 Tage nach dem Angriff und räumlich begrenzt auf den Umkreis von bis zu 1000 Metern um den Tatort.

Zwei DNA-Treffer für einen Abschuss

Im Gegensatz dazu nutzt der Landkreis Stade die Regel, dass eine Ausnahmegenehmigung möglich ist, wenn der Wolf zweimal zumutbaren Herdenschutz überwunden hat. Dass der Verursacher dasselbe Raubtier war, muss per DNA-Beweis nachgewiesen werden.

Ob der Auricher Weg funktioniert, wird sich wohl bis Ende der Woche zeigen. Dann gilt die Genehmigung und es wird eine Klage im Eilverfahren gegen den Abschuss geben. Dies haben der Freundeskreis der freilebenden Wölfe und eine andere Organisation bereits angekündigt. Der Freundeskreis hatte auch in Stade gegen den Abschuss geklagt.

Keine Landes-Verordnung zum Schnellabschuss

Der Auricher Weg hat das Problem, dass es bisher aus dem niedersächsischen Umweltministerium keine Verordnung gibt und es jetzt sogar Signale gibt, dass diese auch niemals kommen.

Teilnehmer des Dialogforums Wolf berichten, dass das Umweltministerium stattdessen für die Kommunen Muster-Informationen erarbeiten wolle, die zum Beispiel Informationen über die Nutztierdichte beinhalten. Damit soll es beim Verfassen einer Ausnahmegenehmigung

künftig schneller möglich sein, den wirtschaftlichen Schaden darzustellen. Das berichtet Rundblick Niedersachsen.

Minister Meyer unterstützt den Kreis Stade

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) ist mit seinem Versuch, einen Wolf aus dem Burgdorfer Rudel bei Hannover mit dem Schnellabschuss zu töten, selbst beim OVG Lüneburg gescheitert.

Meyer stellte laut Rundblick in Aussicht, dass es zeitnah Abschüsse von Wölfen im Schnellverfahren geben könne. Der Grünen-Minister unterstützt auch die Bemühungen im Alten Land zum Abschuss der auffälligen Wölfin.

Mit jedem weiteren Tag ohne vernünftige Eingriffsmöglichkeiten verlieren wir Vertrauen in der Bevölkerung.

Stades Landrat Kai Seefried (CDU)

„Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Landesumweltminister Christian Meyer müssen ihre Zusagen einhalten“, sagt Landrat Kai Seefried. „Wir benötigen endlich eine rechtssichere Verordnung zum Schnellabschuss, wie sie uns seit einem Dreivierteljahr versprochen wird. Mit jedem weiteren Tag ohne vernünftige Eingriffsmöglichkeiten verlieren wir Vertrauen in der Bevölkerung. Wir machen uns als Behörden lächerlich.“

Deichschäfer Vasile Buza bringt eine Herde auf den Elbdeich bei Jork. Diese Herde wurde im März und April von einem Wolf angegriffen.

Deichschäfer Vasile Buza bringt eine Herde auf den Elbdeich bei Jork. Diese Herde wurde im März und April von einem Wolf angegriffen. Foto: Vasel

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