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Kriminalität

TPolizisten in Stade gebissen: Gewalttaten gegen Beamte nehmen zu

Eine geschlossene Faust ist zu sehen.

Die Polizeidirektion Lüneburg verzeichnet einen Anstieg von Gewalttaten gegen Polizeibeamte. Foto: Anabel P/pixabay.de

Die Zahl der Angriffe auf Polizisten hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Allein im Kreis Stade wurden im vergangenen Jahr 72 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte gemeldet.

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Von Anke Settekorn
Donnerstag, 27.06.2024, 05:50 Uhr

Landkreis/Lüneburg. Lüneburgs Polizeipräsident Thomas Ring ist besorgt angesichts zunehmender Gewalt gegen Beamte im Dienst. Im vergangenen Jahr habe es im Bereich der Direktion, die die Landkreise Celle, Harburg, Heidekreis, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Rotenburg/Wümme, Stade und Uelzen umfasse, 664 Widerstandshandlungen oder tätliche Angriffe gegen Polizisten gegeben.

Verletzt worden seien dabei 268 Beamte. Damit werde im Schnitt alle 36 Stunden ein Polizist verletzt. „Die noch immer hohe Fallzahl von Gewalt, der Kolleginnen und Kollegen ausgesetzt sind, betrachte ich mit größter Sorge“, sagte Ring der Deutschen Presse-Agentur.

Auch Polizisten im Kreis Stade werden Opfer von Gewalt

Auch im Landkreis Stade wurden mehrfach Beamte der Polizei angegriffen. 72 Fälle von Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte ereigneten sich im vergangenen Jahr, teilt Matthias Bekermann, Sprecher der Polizeiinspektion Stade, dem TAGEBLATT auf Nachfrage mit.

22-mal wurden Polizisten im Landkreis im Jahr 2023 tätlich angegriffen, sechsmal bedroht. In 43 Fällen kam es zum „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen“. Des Weiteren wurde ein Fall von Nötigung gegenüber den Polizeibeamten gemeldet.

Widerstand bei der Blutprobe

„Die Einsatzanlässe und Situationen, aus denen Widerstände oder tätliche Angriffe gegen Polizeivollzugsbeamte erwachsen, sind ebenso vielfältig wie unvorhersehbar“, sagt der Stader Polizeisprecher.

Häufig komme es aber im Zusammenhang mit der Entnahme von Blutproben, zur Bestimmung von Alkohol- und Drogenbeeinflussungen, zum Widerstand gegen die Beamten. Eine weitere Situation, bei der Polizisten oft angegriffen werden, sind laut Bekermann die Ingewahrsamnahmen.

Polizisten werden gebissen und bespuckt

Auch wenn Polizisten bei Streitigkeiten oder Fällen von häuslicher Gewalt Wegweisungen oder Platzverweise aussprechen, sind sie gefährdet. So wurden im Kreis Stade Beamte zum Beispiel bei einem Einsatz im Juni 2023 angegriffen:

Die Polizei in Stade war alarmiert worden: Ex-Partner waren in Streit geraten. „Ein 38-jähriger Mann erhielt von den Beamten einen Platzverweis. Diesem kam er trotz wiederholter Aufforderungen nicht nach“, berichtet der Stader Polizeisprecher. Um den Platzverweis durchzusetzen, wollten die Beamten dem Mann Handschellen anlegen. „Dagegen sperrte er sich aktiv.“

Als der 38-Jährige schließlich im Streifenwagen angeschnallt werden sollte, eskalierte die Situation. „Er biss einen Polizeibeamten und spuckte fortwährend bis zum Anlegen eines Spuckschutzes“, berichtet Matthias Bekermann. Auch in der Polizeidienststelle habe sich der Stader gegen jegliche Maßnahmen gesperrt.

Gewalttaten auch gegen Rettungskräfte

Doch nicht nur gegen Polizisten richtet sich die Gewalt. Seit dem Jahreswechsel 2021/22 - in der Corona-Pandemie - habe es einen rasanten Anstieg der Zahlen gegeben. Das Niveau sei nun gleichbleibend hoch. „Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner sowie Rettungskräfte helfen Menschen in Not, schützen unsere Demokratie und die Rechte jedes Einzelnen. Hierfür haben sie gesellschaftliche Anerkennung und Sicherheit bei der Ausübung ihrer Tätigkeit verdient“, betonte Ring.

Thomas Ring, Polizeipräsident der Polizeidirektion Lüneburg.

Thomas Ring, Polizeipräsident der Polizeidirektion Lüneburg, sitzt in seinem Büro bei einem Pressetermin. Foto: Philipp Schulze/dpa

Jeder Angriff auf eine Polizeibeamtin oder einen Polizeibeamten sei immer auch ein Angriff auf die freiheitlich demokratische Grundordnung. Derartige Angriffe seien nicht zu tolerieren.

„Wir werden den Dialog mit Kolleginnen und Kollegen, mit Gewerkschaften und Verbänden fortsetzen, um wirkungsvolle Maßnahmen zu treffen und zu zeigen, wie scharf wir derartige Angriffe verurteilen und wie ernst und mit welcher Härte wir diese strafrechtlich und menschlich verfolgen“, kündigte der Polizeipräsident an. Dazu gehöre auch eine Modernisierung von Polizeiarbeit und bessere Vernetzung. (mit dpa)

Hinweis: In einer früheren Version des Textes wurde der Polizeieinsatz in Stade in diesem Jahr verortet. Das ist falsch. Der Einsatz hat bereits im vergangenen Jahr stattgefunden.

Eine geschlossene Faust ist zu sehen.

Die Polizeidirektion Lüneburg verzeichnet einen Anstieg von Gewalttaten gegen Polizeibeamte. Foto: Anabel P/pixabay.de

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