TMachtkampf in der CDU: André Weseloh tritt gegen Melanie Reinecke an
André Weseloh fordert die Amtsinhaberin heraus. Foto: privat
André Weseloh aus Drochtersen will Vorsitzender der Kreis-CDU werden und gegen die Vorsitzende Melanie Reinecke antreten. Die Begeisterung in der Partei hält sich in Grenzen.
Landkreis. Die Kreis-CDU geht am 8. November in einen spannenden Kreisparteitag. Eigentlich sollte die Nominierung von Kai Seefried zum erneuten CDU-Kandidaten für das Amt des Landrats der Höhepunkt sein. Jetzt gibt es eine Kampfabstimmung um den Vorsitz der Kreis-CDU.
André Weseloh (44) aus Drochtersen fordert die Amtsinhaberin und Landtagsabgeordnete Melanie Reinecke (45) aus Stade heraus. Der CDU-Vorsitzende aus Drochtersen startete am Mittwochabend eine mediale Offensive, um seine Kandidatur bekanntzumachen.
So wirbt André Weseloh für seine Kandidatur
Es gab Whatsapp-Nachrichten, Mails an die Ortsvorsitzenden und die Abgeordneten, einen Instagram-Beitrag mit einer Bewerbungsrede und eine eigene Internetseite. „Diese Entscheidung habe ich nicht leichtfertig getroffen. Ich habe sie reiflich überlegt, viele Gespräche geführt – insbesondere mit meiner Familie – und die politische Lage in der Partei wie in unserer Region genau analysiert“, sagt André Weseloh.
„Unsere Mitgliederzahlen sinken rapide. Gleichzeitig erstarken die Extremen am linken und rechten Rand. Während einige unserer Verbände an ihre Grenzen stoßen, gründet die AfD neue Ortsverbände“, begründet Weseloh seine Kandidatur gegen Melanie Reinecke.
André Weseloh kritisiert den amtierenden Kreisvorstand nicht namentlich, fordert aber mehr Präsenz des Kreisvorstands in den Verbänden. Dort werde großartige Arbeit geleistet - das verdiene mehr Aufmerksamkeit, so Weseloh gegenüber dem TAGEBLATT. „Wir müssen präsenter sein – besonders auch digital.“ Der Kreisverband dürfe nicht nur verwalten, sondern müsse gestalten.
So reagiert die amtierende CDU-Kreisvorsitzende
„Wir sind eine demokratische Partei, jeder darf kandidieren“, kommentiert Melanie Reinecke die neue Entwicklung. Ob es richtig sei, mit dieser parteiinternen Kandidatur so schnell an die Öffentlichkeit zu gehen, sei Geschmackssache. „Ich trete auf jeden Fall wieder an“, sagt Reinecke gegenüber dem TAGEBLATT.
Weseloh hatte sie kurz vor dem Start seiner Kampagne vorab informiert. Sie wehrt sich gegen Weselohs Satz zum Mitgliederschwund. „Wir stehen im Vergleich gut da“, sagt sie. Das Problem sei die Überalterung, und das sei ein bundesweites Phänomen. Die CDU ist mit knapp 1100 Mitgliedern die stärkste Partei im Landkreis Stade.
Melanie hat meine volle Unterstützung
Silja Köpcke aus Jork
Aus der CDU-Führungshierarchie gibt es Unterstützung für die Amtsinhaberin. Silja Köpcke aus Jork gehört wie auch Weseloh zu den Stellvertretern Reineckes auf Kreisebene. Sie hat eine klare Meinung zu dem Vorstoß. „Melanie hat meine volle Unterstützung“, sagt Köpcke. Die Vorsitzende mache einen „Super-Job“, Silja Köpcke möchte weiterhin mit ihr zusammenarbeiten.
Breite Unterstützung für Melanie Reinecke
Zwar gehöre eine Gegenkandidatur zum demokratischen Prozess, aber die CDU im Landkreis habe derzeit anderes zu tun, als sich um Personalfragen zu kümmern. Was Köpcke meint: Nächstes Jahr sind Kommunalwahlen, die umfangreiche Vorarbeiten erfordern.
Wenig überrascht von der Kandidatur zeigt sich Arne Kramer, Vorsitzender der CDU in der Stadt Stade und designierter Bürgermeisterkandidat. Weseloh habe sich häufig auf öffentlichen Veranstaltungen sehen lassen und seine Online-Präsenz hochgefahren. Das seien Anzeichen, dass er was vorhabe.
Kramer: „Wir haben eine sehr gute Kreisvorsitzende“
Die Diskussion ums Führungspersonal, so Kramer, komme ohne Not: „Wir haben eine sehr gute Kreisvorsitzende.“ Er hätte es besser gefunden - und mit der Meinung ist er nicht allein -, wenn Weseloh seine Kritik und seine Ambitionen erst mal parteiintern platziert hätte. Kramer: „Ich weiß nicht, ob wir uns damit jetzt einen Gefallen tun.“
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T A26 und A20: Der Kampf um die Autobahnen
Statt übers Personal zu diskutieren und sich mit sich selbst zu beschäftigen, sollte sich die CDU inhaltlich aufstellen, gut in die Themen kommen, zur politischen Willensbildung beitragen - und so auch die AfD stellen.
CDU Buxtehude will keinen Nord-Süd-Konflikt
„Keine Überraschung.“ In dieser Analyse sind sich auch Marcel Haberkorn - CDU-Vorsitzender in Buxtehude - und Mirco Dawideit - CDU-Vorsitzender in Harsefeld - einig. Sie haben die Aktivitäten Weselohs bereits wahrgenommen. Er sei während des Bundestagswahlkampfs auch in Buxtehude präsent gewesen, obwohl das gar nicht zu seinem Wahlkreis gehöre. „Wir werden uns als CDU-Stadtverband vor dem Parteitag nicht festlegen. Wir wollen nicht den alten Nord-Süd-Konflikt aufmachen“, sagt Haberkorn.
Stabile bis steigende CDU-Mitgliederzahlen
„Wir haben darüber noch nicht gesprochen“, sagt Mirco Dawideit. Er bescheinigt der amtierenden Kreisvorsitzenden eine gute Arbeit. In den beiden Ortsverbänden Buxtehude und Harsefeld sind die Mitgliederzahlen stabil und leicht steigend. Den von Weseloh genannten rapiden Mitgliederschwund gibt es hier nicht.

Sieht die Konkurrenz gelassen: die CDU-Kreisvorsitzende Melanie Reinecke. Foto: Angela Reidies
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