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Kunst

TMaximal Minimal: Wie ein kleiner Backstein große Wirkung entfaltet

Backstein-Fund wird zur Farbe: Linus Rauch gestaltet eine Raumnische mit besonderer Wandmalerei.

Backstein-Fund wird zur Farbe: Linus Rauch gestaltet eine Raumnische mit besonderer Wandmalerei. Foto: Weselmann

Auf Schloss Agathenburg hält neue Kunst Einzug. Reduziert auf Farbe und Form, schafft diese gleich auf mehrere Arten eine einzigartige Verbindung zum Ort.

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Von Fenna Weselmann
Samstag, 20.09.2025, 10:50 Uhr

Agathenburg. Mit der neuen Ausstellung „Maximal Minimal“ zeigt das Schloss Agathenburg, wie zeitgenössische Künstler aus Deutschland die Tradition der minimalistischen Kunst neu interpretieren. Keilrahmen, Leinwand und Farbe - zurückgeworfen auf diese wenigen Mittel entfalten die neun präsentierten Positionen maximale Wirkung. In jeder offenbart sich eine ganz eigene Handschrift, sodass sich ein facettenreiches Bild ergibt.

Die Kunst reagiert auf den Ausstellungsraum

„In unserer heutigen Zeit, die von so vielen Konflikten und Krisen geprägt ist, hat minimalistische Kunst etwas Beruhigendes und Ausgleichendes“, erklärt Kuratorin Claudia Rasztar. „Die Besucherinnen und Besucher können in den klaren Formen und reduzierten Farben zur Ruhe kommen.“ Besonders reizvoll ist, dass viele der ausgestellten Werke speziell für die Räume des Schlosses entwickelt wurden.

Das gilt etwa für die Arbeit von Linus Rauch. Seine ortsspezifischen Interventionen schaffen durch kleine Veränderungen im Raum völlig neue Erfahrungen. In diesem Fall wird die Schlossarchitektur zum Ausgangspunkt. Er hat einen vor Ort gefundenen Backstein zu Pigment zermahlen und nutzt diesen für eine an die einstige Raumgestaltung angelehnte Wandmalerei. „Die Architektur wird gewissermaßen mit sich selbst angemalt“, sagt er. Gleichzeitig kollaborierten durch die Verarbeitung des alten Steins und das temporäre Werk zwei Zeitebenen.

Die Bilder von Christian F. Kintz sind so arrangiert, dass sie den Schattenwurf der Fenster aufgreifen.

Die Bilder von Christian F. Kintz sind so arrangiert, dass sie den Schattenwurf der Fenster aufgreifen. Foto: Weselmann

Antje Blumenstein bestückt das Fenster im sogenannten Kabinett derweil mit farbigen Plexiglasscheiben. Durch Überlagerung und Schattenwurf tauchen sie den Raum je nach Lichteinfall in unterschiedliche Farbe. Auch die Bilder von Christian F. Kintz nehmen Bezug zum Schloss auf. Ihre Hängung greift den Schattenwurf der Fenster auf.

Ungewöhnliche Materialien treffen auf Tradition

Frank Gerritz arbeitet ausschließlich mit dem Würfel als Grundform. Er wird die lange Hauptwand im Kaminsaal bespielen. Bei seiner Bildserie kommt die simpelste Form der Zeichnung zum Tragen: Bleistift auf Papier.

Den prachtvollen Gegenpol zu seiner geometrischen Strenge bildet die Arbeit von Hannah Rath. Sie webt Leinengarn mit echten Ankerketten zusammen und spannt diese Gewebe auf Keilrahmen. Das Ergebnis changiert zwischen matt und glitzernd.

Franziska Reinbothe setzt die Mittel der Malerei - Keilrahmen, Leinwand und Farbe - neu zusammen.

Franziska Reinbothe setzt die Mittel der Malerei - Keilrahmen, Leinwand und Farbe - neu zusammen. Foto: Schloss Agathenburg

Franziska Reinbothe zerlegt die klassischen Bestandteile der Malerei - Leinwand, Holzrahmen und Farbe - und setzt sie völlig neu zusammen. Derweil sorgt Marco Stanke mit seiner spektakulären Art des Hängens für Überraschungen. Der Künstler bricht bewusst mit klassischen Regeln und setzt seine abstrakte Malerei auf unkonventionelle Art in Szene.

Das Begleitprogramm öffnet weitere Türen zur Kunst

Die Ausstellung läuft bis zum 16. November. Dazu gibt es wieder ein Begleitprogramm. Eröffnung ist am Sonnabend, 20. September, um 18 Uhr. Beliebt sind die „Freitag ist Frei-Tag“-Termine mit kostenlosem Eintritt und verlängerter Öffnungszeit bis 20 Uhr - dieses Mal am 10. Oktober und 14. November.

Eine Tandem-Führung mit dem Künstler Christian F. Kintz und Kuratorin Claudia Rasztar ist für den 27. September geplant. Am 12. Oktober hält die Kuratorin dann einen Vortrag zum Thema „Vom schwarzen Quadrat zur leeren Leinwand“. Ein Höhepunkt ist die Öffnung der Privatkunstsammlung von Gerd Meier-Linnert in Deinste am 25. Oktober - unter dem Motto „Die Kunst hört nicht an der Schlafzimmertür auf“. Weitere Informationen sind unter www.schlossagathenburg.de zu finden.

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