TMesse Lebenswelten im Stadeum: Aussteller und Besucher sind enttäuscht

Beim Event-Modul von Ben Chadwick (links) am Stand der Stadtwerke Stade: Janine bewegt sich mit einer VR-Brille in der Virtuellen Realität. Foto: Lohmann
Durchwachsen wie das Wetter war der erste Tag der Messe Lebenswelten im Stadeum. Vielversprechend fing es an, doch am Nachmittag kamen weniger Besucher. Einige Aussteller waren enttäuscht und zugleich angetan – wie sich beim Rundgang zeigte.
Stade. Angela und Linda Gottschalk vom Kostümwerk Stade und ihr mobiler Ein-Quadratmeter-Stand gleich vorn sind ein Hingucker - schon wegen ihrer auffälligen Kostüme. Mutter und Tochter machen Werbung in eigener Sache: Im Mai gibt es ihren Kostümverleih seit 20 Jahren. Nachdem sie wegen Corona „drei Nullrunden geschoben“ haben, freuen sie sich, dass endlich wieder gefeiert wird.
Angela Gottschalk erinnert an die Vor-Coronazeit, als die Regionalmesse noch Menschenmassen anlockte. Wie sie sind auch andere enttäuscht. Zu wenig los, heißt es immer wieder. Denn mit den 60 Ausstellern ist es im und vor dem Stadeum recht übersichtlich. Doch es gibt auch positive Stimmen: Viele gute Gespräche seien geführt worden.
Interesse an Rollatoren ist groß
So auch bei der Firma Incort. Der große Stand ist nicht zu übersehen. Auch wer der Nase folgt, landet hier, denn hier gibt‘s frisches Popcorn. Und viele Infos zur Orthopädie- und Reha-Technik. „Es sind nicht so viele Stände und Besucher wie sonst, leider“, sagt Elke Wischhusen, zuständig für Schuhtechnik.
Doch sie freut sich über den guten Zuspruch. Die Kunden seien sehr interessiert, viele haben sich über Rollatoren informiert. „Wir können uns nicht beschweren“, sagt Teamleiter Jan Meinke.
Showdance-Gruppe tanzt Line-Dance
Direkt vor dem Stand tanzt die Showdance-Gruppe der Stader Tanzschule Dance Motion. Dreimal am Tag tritt sie auf, immer andere Choreografien. Viele Leute haben nach den Auftritten nachgefragt, was die Tanzschule von anderen unterscheide und ob man auch allein zum Kurs kommen könne, erzählen Frank van der Brüggen, Marco Seemund, Waltraud Hermann und Saskia Rogge später am Stand. Ihre Antwort: Unterrichtet wird ausschließlich Line-Dance - und dafür sei kein Partner nötig.
„Es könnten ein bisschen mehr sein“, heißt es auch bei Katy Müller und Jessica Haas von der Firma KS-Betreuungsfeen, die seit einem Jahr besteht. Dennoch sind sie zufrieden, die Suche nach qualifizierten Schulbegleitern läuft gut. Ganz frisch ist die Gründung des Fördervereins Betreuungsfeen, eine „Inobhutnahme für Kinder in Not“ sei im Aufbau.

Mit Lilo Wanders informiert das Amt für Abfall und Kreislaufwirtschaft über Verpackungen. Foto: Sabine Lohmann
Auch Dorothea Bayer-Waetzoldt aus Stade hat hier interessiert nachgefragt. Die Rentnerin besucht die Messe mit ihrem Mann. Sie haben kein spezielles Ziel, sondern schauen, „was es in der Region so gibt“. Dass es nicht so voll ist, findet Michael Bayer angenehm.
Auf 20 Meter Länge hat sich der Landkreis Stade mit seinem Amt für Abfall und Kreislaufwirtschaft ausgebreitet. Informiert wird über die Klimaleitstelle und den Naturschutz, das Bildungsbüro und Repair-Café, Abfallvermeidung und Mehrweg, Biotonne und Kompost. „Von Anfang an war sehr gut was los“, erzählt Abfallberaterin Sabine Kiehl. In einer Ecke malen Kinder. Auch durch ein Umweltquiz kommen Berater und Besucher ins Gespräch.
Mit einer VR-Brille in der Virtuellen Realität
Am großen Stand der Stadtwerke Stade hat sich eine Menschentraube gebildet. Die Besucher schauen zu, wie sich eine Freiwillige mit einer VR-Brille in der Virtuellen Realität bewegt. Am Bildschirm verfolgen sie, wie die Frau, Janine, zuerst mit dem Fahrstuhl in New York in den 99. Stock hochfährt, dann hoch über den Wolkenkratzern über eine schmale Planke balanciert und Donuts isst.
Publikumsmagnet beim Stand von Bethel im Norden ist ein ergotherapeutisches Spiel aus Holz. Wellenförmig sei der Besucherandrang, erzählen die pädagogische Mitarbeiterin Britta Vollmers und Regionalleiter Martin Quesen.
Firmen suchen auf der Messe Lebenswelten auch nach Mitarbeitern
Sie finden es wichtig, auf der Messe Präsenz zu zeigen und in Kontakt zu bleiben. Doch vor allem suchen sie Mitarbeiter.
Bei der Firma Die Autobahn GmbH des Bundes fällt ein Autobahn-Modell aus Lego ins Auge.
Ein zwölfjähriger Praktikant, Felix Müller aus dem Siegerland, hat es extra für die Messe geschaffen, wie Abteilungsleiterin Nadine Löser berichtet. Morgens sei der Stand gut besucht gewesen, erzählt Außenstellenleiterin Maren Quast.
Viele interessante Gespräche seien geführt worden. Mit dem Messeauftritt wolle sich die Außenstelle Stade als Ansprechpartner bekannt machen - und neue Kollegen finden.
Die Lebenswelten-Messe in Bildern
Im hinteren Gang sind besonders viele Familien mit kleinen Kindern anzutreffen. Denn dort hat Hanse-Rock, der Hochseilgarten Hamburg, eine Kletterwand errichtet, nebenan können Kinder bei Paul Cordes, Land- und Baumaschinen, Kettcars fahren und Mütter sich über Still- und Haut-an-Haut-Trageshirts „für den kostbaren ersten Kontakt mit ihrem Baby“ und handgemachte Kindermode informieren.
Hier präsentiert sich auch Rin & Rut, der Online-Shop für Grillbedarf aus Apensen. Für die zwei Jahre junge Firma ist es der erste Messe-Auftritt. Ziel sei es, so Ines Butenschön und Saskia Untersänger, auf sich aufmerksam zu machen. Das gelingt dank des Glücksrads. Hauptpreis: ein Camping-Kocher.
Bei der Polizei ist immer etwas los
Auf der Galerie informiert die Polizei über Verkehrssicherheit und Schutz vor Einbrechern und Betrügern - und wirbt ebenfalls um Nachwuchs. Hier sei eigentlich immer etwas los, erzählen Kontaktbereichsbeamtin Silke Tonn und Verkehrssicherheitsberater Thomas Mehnen. „Wir haben gut zu tun.“
Auf dem Stadeum-Parkplatz sind die „Karriere-Basis“ der Bundeswehr zu finden und das Autohaus Tietjen. In der Bau- und Wohnwelt im Zelt geht es um Fliesen und Öfen, Rollladen und Dachdecken, Fußbodenheizung und Raumgestaltung. Und um Kochsysteme.
Am Gemeinschaftsstand von Heizungsfirmen wird über Wärmepumpen und Hybridheizungen informiert.
Frank Scherer sieht die neue Regionalmesse kritisch. „Zu klein und zu wenig los“, sagt er. Seine Erwartungen seien niedrig gewesen, doch dafür, dass die Messe so klein ausgefallen sei, „kommen mehr Interessierte an den Stand als gedacht“.