TMusik Markt Buxtehude: Bei Peter Schmidt stehen die Zeichen auf Abschied

Peter Schmidt will die Geschäftswelt langsam hinter sich lassen. Foto: Weselmann
Mehr als 30 Jahre lang war er mit seinem Fachgeschäft für Musiker da. Jetzt hat Peter Schmidt eine schwere Entscheidung getroffen - mit gravierender Tragweite für den Musik Markt Buxtehude.
Buxtehude. In der Altstadt geht bald eine Ära zu Ende. Beim Musik Markt Buxtehude stehen die Zeichen auf Abschied. Mit seinen 75 Jahren will Inhaber Peter Schmidt die Geschäftswelt hinter sich lassen und hat seine Ladenfläche zum Verkauf gestellt. Bis dahin wird er Musikern weiter eine Anlaufstelle bieten - allerdings mit eingeschränkten Öffnungszeiten.
Musik Markt öffnet noch einen Tag in der Woche
Ab sofort ist die Tür an der Kirchenstraße regulär nur noch sonnabends auf. Die Entscheidung fällt dem vielseitig engagierten Musikalienhändler und Kulturschaffenden alles andere als leicht: „Es tut mir in der Seele weh, und je mehr ich mich mit dem Gedanken befasse, desto schwerer fällt es mir.“
Aber für die Entscheidung gibt es einen guten Grund: Verstärkt durch die Corona-Pandemie habe die Publikumsfrequenz, wie überall im Einzelhandel, nachgelassen, so Schmidts Erfahrung. Hinzu kommt ein weiterer Faktor: Von Herstellerseite wird die Problematik noch verstärkt. Statt auf Fachgeschäfte vor Ort setzten diese immer mehr auf den direkten Onlinevertrieb.
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Peter Schmidt hat anfangs in Stade gerockt
Bei Peter Schmidt gab die Musik schon in Jugendjahren den Ton an. „Wir waren 17, als die aufstrebenden Scorpions im Tivoli spielten, mit Marshall-Türmen bis unter die Decke, so dass uns die Ohren wegflogen“, erzählt er von einem für ihn prägenden Musikort seiner Heimatstadt Stade.
Mit solch einem Wumms wollte die Amateurband, zu der er seinerzeit gehörte, auch auftreten. Und Peter Schmidts Vater war bereit, für den Boxen-Traum der Jungs zu bürgen. „So wurde ich der erste Großkunde vom damals frisch eröffneten Stader Musikhaus Magunia“, erzählt Peter Schmidt mit einem Lachen.

Im Laden hängen Plakate von Peter Schmidts (links) wilden Jahren mit Bands wie Mayday. Foto: Weselmann
Die Bühne ist für ihn aber immer ein Hobby geblieben. „Ich würde mich selbst nie als Musiker bezeichnen“, betont er, obwohl alte Plakate im Musik Markt Buxtehude von seiner wilden Zeit mit Bands wie Lazarus‘ Bra, Mayday und Rockoko zeugen, eine seiner Liedkompositionen es bis ins deutsche ESC-Finale schaffte, er als Kopf von „Rock meets Classic“ zwölf Jahre lang die Halepaghenbühne rockte und heute noch gerne mit „40 Love“ das Publikum begeistert.
Der Tonmeister hat Hits von Musikgrößen abgemischt
Beruflich war er trotzdem in der Musik zu Hause - lange bevor er Inhaber des Fachgeschäfts in Buxtehude wurde. Peter Schmidt war 30 Jahre lang als selbstständiger Tonmeister in Hamburg tätig und saß für bekannte Namen wie Peter Schilling („Major Tom“) über Taco („Puttin‘ On The Ritz“) bis Al Jarreau und sogar bei den Oberkrainern am Mischpult.

Als studierter Tonmeister hat Peter Schmidt die Hits etlicher Musikgrößen abgemischt, und auch heute sitzt er für Aufnahmen noch gerne am Regler. Foto: Weselmann
Die Liebe zu seiner Frau Marlies zog ihn schließlich von der Elbe an die Este. Hier stieg er 1993 in den zwei Jahre zuvor von vier Buxtehuder Musikern und einem Hamburger Musikalienhändler gegründeten Musik Markt ein, den er zusammen mit Hans-Jürgen Maik als gleichberechtigtem Partner fortführte. Ein paar Jahre später trennten sich die beiden und Peter Schmidt wurde alleiniger Geschäftsinhaber.
Der Laden war Keimzelle vieler Kulturprojekte
Als solcher stellte er den Musik Markt auf neue Füße. Von dem gemieteten Laden an der Stader Straße bezog er eigene Räume in der vom Architektenpaar Walburga und Helmut Frenzel umgebauten Feuerwache und suchte sich Unterstützung.
„Markus Heyseler, Sebastian Wittrock, Vladan Antic und Luca Buccoli haben mit ihrem Know-how und ihrer freundlichen Art zum guten Ruf des Ladens beigetragen. Nur so konnte ich bis 2010 parallel weiter als Tonmeister arbeiten“, lobt Schmidt seine Mitarbeiter-Crew.
Noch heute zieren Fotos von der Neueröffnung vor 25 Jahren die Ladenwand. Überhaupt hängt der Musik Markt voller Erinnerungen. Von Peter Schmidt selbst und all jenen, die hier ein musikalisches Zuhause haben. Denn das Geschäft war immer mehr als ein Musikalienhandel, fungierte als Keimzelle für kulturelle Leuchtturmprojekte und kreative Ideen zur Belebung der Stadt. „Ohne den Laden wäre vieles gar nicht möglich gewesen“, sagt Schmidt.
Als Ratsmitglied mischt er weiter in Buxtehude mit
Dabei denkt er zum Beispiel an die von ihm und dem einstigen Wunderbar-Besitzer Harald Schröder initiierte „BuBuLaLa“-Bühne am Wehdenhof mit unvergessenen Konzerten von LeFly mit SchmiddlFinga, Gnadenlos Platt oder Craig TePaa mit Fakawi. Gleiches gilt für die Buxtehuder Allstars und „Rock Meets Classic“ oder die musikalische Begleitung der Sprengung des Birkel-Schornsteins mit „Also Sprach Zarathustra“ von Richard Strauss.

Der Musik Markt steckt voller Erinnerungen - zum Beispiel an die Auftritte mit den Buxtehuder Allstars. Foto: Weselmann
„Mein Anliegen war immer, für positive Schlagzeilen über Buxtehude zu sorgen“, sagt Schmidt. Das ist ihm auch in seiner langjährigen Zeit als Altstadtvereinsvorsitzender auf vielfältige Weise gelungen. Blumenampeln, Hase-und-Igel-Figuren, „Bitte Platz nehmen“-Stühle und die „Sinfonie des Lichtes“ mit Illuminationen von Petri-Kirche, Stadthaus, Schornstein und Fleth gehen auf seine Kappe. Wenn es um die Zukunft der Buxtehuder Innenstadt oder Ideen rund um Kultur und Musik geht, will Peter Schmidt weiter als grünes Ratsmitglied im Kulturausschuss mitmischen. Und privat wird er nun mehr Melodien komponieren, Rasen mähen und Tennis spielen.