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Wolfsriss

TNeues Video: Ist der Wolf jetzt auch im Alten Land heimisch geworden?

Ein Wolf ist im Alten Land gefilmt worden.

Ein Wolf ist im Alten Land gefilmt worden. Foto: Privat

Waren die Schafe am Deich auf Hahnöfersand in Jork ausreichend geschützt? Ein Freundeskreis freilebender Wölfe behauptet, das sei nicht der Fall gewesen. Oberdeichrichter und Landrat widersprechen. Zudem ist ein neues Wolfs-Video aufgetaucht.

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Von Karsten Wisser
Donnerstag, 21.03.2024, 15:12 Uhr

Landkreis. Das Muster ist bekannt. Immer wenn es zu medienwirksamen Wolfsrissen in der Region kommt, tauchen kurz danach Mitglieder des Freundeskreises freilebender Wölfe auf.

Sie machen Fotos und erklären in den sozialen Medien, warum die Tierhalter selbst Schuld haben sollen. Das ist auch in der vergangenen Woche in Jork passiert. Wie das TAGEBLATT berichtete, gab es dort auf der Gefängnis-Insel Hahnöfersand den ersten Wolfsangriff im Alten Land.

Die Schafe waren nach der Winterpause gerade wieder im Küstenschutzeinsatz. Am Ende gab es drei tote Schafe und mehrere verletzte Tiere.

Wolfsfreunde fotografieren Zaun einige Hundert Meter vom Tatort einfernt

Der Freundeskreis freilebender Wölfe zeige sich nach der Berichterstattung im TAGEBLATT entsetzt über die billige Polemik der Protagonisten von vor Ort, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins.

Forderungen des Oberdeichrichters Ulferts nach wolfsfreien Zonen entlang der Deiche seien tatsächlich nur Polemik, wolfsfreie Zonen seien bekanntlich rechtswidrig. Ein besorgter Anwohner habe sich beim Verein gemeldet, weil er vor dem nördlich liegenden, hermetisch abgesicherten und verschlossenen Übergang zu Hahnöfersand eine Schafherde vorgefunden habe, welche hinter einem Zaun ohne Strom und teils mit großen klaffenden Löchern versehen, stand.

Zum Schutz der Schafe setzen Schäfer mobile Elektronetzzäune ein, die sie zum weiteren Abgrasen im nächsten Abschnitt umstellen. Diese Methode ist in Niedersachsen anerkannter wolfsabweisender Schutz.

Zum Schutz der Schafe setzen Schäfer mobile Elektronetzzäune ein, die sie zum weiteren Abgrasen im nächsten Abschnitt umstellen. Diese Methode ist in Niedersachsen anerkannter wolfsabweisender Schutz.

Als Beleg gibt es zwei Bilder mit Fotos von Löchern. Diese Angaben seien am Montag, also exakt zwei Tage nach dem Übergriff wenige Hundert Meter weiter auf Hahnöfersand, vor Ort überprüft worden.

Für freilaufende Hunde oder auch Wölfe wären diese Zäune kein Hindernis. Der Verein schreibt in seiner Stellungnahme, dass es für den Küstenschutz keine Schafe brauche und dass Schafe an Deichen wolfssicher eingezäunt werden könnten. Beiden Aussagen widersprechen Fachleute.
Beim Wolfsangriff auf Hahnöfersand gab es drei tote und mehrere verletzte Schafe.

Beim Wolfsangriff auf Hahnöfersand gab es drei tote und mehrere verletzte Schafe. Foto: Deichverband

Schäfer werden nach Wolfsangriffen beschimpft und angezeigt

Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts reagiert verärgert auf die Vorwürfe. Tatsächlich zeigten die Bilder einen Durchgang an der Schäferei. Der wird in der Regel nur genutzt, wenn Schafe umgetrieben werden. Die beiden gezeigten Löcher seien ärgerlich, aber niemand könne sagen, wann und wie diese entstanden seien.

Es käme auch immer wieder zu Sabotageakten an den Zäunen. „Ich kann jetzt verstehen, warum sich viele Betroffene nicht mehr an die Öffentlichkeit trauen, wenn ich sehe, was hier gerade passiert“, sagt Wilhelm Ulferts. Tatsächlich werden Schäfer nach Rissen in den sozialen Netzwerken massiv beschimpft und von vermeintlichen Tierschützern angezeigt.

Die attackierte Herde auf Hahnöfersand war mit einem mobilen Flechtzaun von 1,06 Metern Höhe und 3000 Volt Strom gesichert. Das Land Niedersachsen hat die Anschaffung bezahlt.

Landrat: Wolfsfreunde bewegen sich fernab der Realität

„Diese Aussagen sind fernab der Realität“, sagt Landrat Kai Seefried zu den Veröffentlichungen des „Freundeskreises“. Die Darstellungen würden der Wirklichkeit nicht gerecht werden. Insbesondere die Bedeutung des Küstenschutzes werde vom „Freundeskreis“ offenbar nicht ernst genommen.

„Daher stehe ich voll und ganz zu meinen Aussagen“, sagt Seefried. „Die Bedeutung des Küstenschutzes für unsere Region steht völlig außer Frage.“ Ohne die Deichpflege durch die Deichschäfer und ihre Tiere wäre der Küstenschutz in Gefahr, sagt der Chef der Kreisverwaltung. Es sei nicht hinnehmbar, wenn Deichschäfer aus Angst vor weiteren Wolfsattacken auf ihre Herden ihre Tätigkeit einstellen würden.

Landrat Seefried fordert wie die Deichverbände und die Jägerschaft eine wolfsfreie Zone in Küstenregionen.

Landrat Seefried fordert wie die Deichverbände und die Jägerschaft eine wolfsfreie Zone in Küstenregionen. Foto: Christian C. Schmidt

Landrat Seefried beruft sich dabei auch auf Professor Klaus Hackländer, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Wildtierstiftung. Mit ihm habe sich ein führender Wildbiologe und Jagdwissenschaftler von internationalem Renommee für eine Bestandsregulierung des Wolfes ausgesprochen, der auch wolfsfreie Zonen für möglich hält.

Während es Streit um die Frage gibt, ob und wie Schafe auf dem Deich geschützt werden können, ist drei Kilometer entfernt vom Tatort Hahnöfersand am Montag ein junger Wolf gefilmt worden.

Neue Bilder zeigen einen jungen Wolf in Jork-Leeswig

Aktuell gibt es in Jork-Leeswig eine Vielzahl von solchen Aufnahmen. Deshalb gibt es auch die Vermutung, dass es im Alten Land einen territorialen Wolf gibt. Das Tier auf dem Video wird von der Landesjägerschaft als 11 bis 22 Monate alter Wolf mit Fellwechsel eingeordnet. In dieser Altersspanne müssen die Jungtiere ihre Rudel verlassen und suchen sich eigene Territorien.

Ein Wolf ist im Alten Land gefilmt worden.

Ein Wolf ist im Alten Land gefilmt worden. Foto: Privat

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