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Medizinische Versorgung

TNeues Frühwarnsystem am Elbe Klinikum: Telemonitoring kann Leben retten

Oberarzt Oliver Marx steht im neuen Telemedizinzentrum am Elbe Klinikum Stade. Zu seinem Team gehören Facharzt Ahmed Shaddad und die medizinische Fachangestellte Natalia Leifried.

Oberarzt Oliver Marx (rechts) leitet das neue Telemedizinzentrum am Elbe Klinikum Stade. Zum Team gehören Facharzt Ahmed Shaddad und die medizinische Fachangestellte Natalia Leifried. Foto: Elbe Kliniken

Fehlende Ärzte auf dem Land durch Telemedizin zu ersetzen soll eine Möglichkeit sein, die medizinische Versorgung zu sichern. Das Elbe Klinikum in Stade übernimmt mit der Fernüberwachung von Herzschrittmachern eine Vorreiterrolle. So funktioniert’s.

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Von Karsten Wisser
Montag, 15.04.2024, 17:55 Uhr

Landkreis. In der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin am Elbe Klinikum unter Leitung von Chefarzt Dr. Sebastian Philipp wurde jüngst ein Telemedizinzentrum, kurz TMZ, in Betrieb genommen.

Es ermöglicht die dauerhafte Beobachtung von chronisch an Herzschwäche erkrankten Patienten sowie das schnelle Gegensteuern bei Verschlechterung ihres Zustands. Und das, bevor die Patienten zum akuten Notfall werden.

Auffälligkeiten erkannt, bevor es zum akuten Notfall kommt

Das Zentrum ist an die kardiologische Ambulanz unter Leitung von Oberarzt Oliver Marx angegliedert und befindet sich unter einem Dach mit der Herzschrittmacherambulanz.

Mit Hilfe des Telemonitorings werden die Vitaldaten von Patienten mit Herzinsuffizienz - also einer Herzschwäche - dauerhaft beobachtet. Die kontinuierliche Fernüberwachung kann dazu beitragen, dass Auffälligkeiten früh erkannt werden und somit ärztliches Eingreifen ermöglicht wird, bevor es zum akuten Notfall kommt.

„Telemonitoring kann Leben retten“, ist Oberarzt Oliver Marx überzeugt. Denn obwohl der Patient unter Umständen weit weg ist, ist der behandelnde Arzt ganz nah dran. „Mit Hilfe des TMZ haben wir ein wichtiges Frühwarnsystem geschaffen. Es trägt dazu bei, dass wir Verschlechterungen im gesundheitlichen Zustand unserer Patientinnen und Patienten frühzeitig absehen und mit entsprechenden Maßnahmen – in Abstimmung mit dem behandelnden Haus- oder Facharzt – gegensteuern können“, erklärt Marx.

Telemedizin stimmt sich mit Haus- oder Fachärzten ab

Das Team der Schrittmacherambulanz um den erfahrenen Oberarzt betreut derzeit bereits mehr als 200 telemedizinisch überwachte Patientinnen und Patienten, von denen sich etwa 150 für das Telemonitoring eignen würden.

Wir unterstützen vor allem Hausärzte und Patienten und hoffen, dass damit Krankenhausaufenthalte oder dringliche Hausbesuche möglichst verhindert werden können.

Oberarzt Oliver Marx

Die Betreuung der Patienten erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Hausarzt beziehungsweise niedergelassenen Kardiologen. „Wir im TMZ unterstützen vor allem Hausärzte und Patienten und hoffen, dass damit Krankenhausaufenthalte oder dringliche Hausbesuche möglichst verhindert werden können“, so Marx. Die Zuweisung muss deshalb über den behandelnden Arzt erfolgen.

So funktioniert die Telemedizin

Es gibt dabei zwei Möglichkeiten der telemedizinischen Betreuung. „Zum einen haben wir Patienten, die über einen implantierten Defibrillator verfügen. Dieser sendet einmal pro Nacht mittels Funk im Nahfeld über ein handyartiges Empfangsgerät die EKG-Daten an unser TMZ“, erläutert Marx.

Die Daten werden täglich analysiert und dokumentiert. Verschlechtern sich die Werte oder treten schwere Rhythmusstörungen auf, die das Gerät überträgt, setzen sich die TMZ-Mitarbeiter direkt mit dem Patienten oder dem behandelnden Arzt in Verbindung. „So kann an der Medikation nachjustiert und ein akuter Notfall vermieden werden“, so Marx.

Patienten werden im Umgang mit den Geräten geschult

Die zweite Patientengruppe erhält ein Basis-Set zur Selbstüberwachung. Es besteht aus einem Tablet mit SIM-Karte, einer Waage, einem Blutdruck- sowie einem EKG-Messgerät. „Wir schulen unsere Patienten ausführlich im Umgang mit den Geräten und vermitteln ihnen die Wichtigkeit der konsequenten Nutzung“, so Marx.

Mit Hilfe dieses Sets untersuchen die Patienten nicht nur regelmäßig ihre Vitalwerte, sondern notieren auch ihr Befinden anhand eines sehr einfachen Fragebogens auf dem Tablet. Die SIM-Karte im Tablet sendet die Daten an das Telemedizinzentrum, wo sie binnen 24 Stunden analysiert und dokumentiert werden müssen. Alle persönlichen Patientendaten werden ausschließlich lokal im Elbe Klinikum Stade verschlüsselt gespeichert.

Warnsignal: Gewichtszunahme über einen kurzen Zeitraum

„Stellen wir beispielsweise eine deutliche Gewichtszunahme über einen kurzen Zeitraum fest, so spricht dies für Wassereinlagerungen und somit für eine akute und gefährliche Verschlechterung der Pumpleistung des Herzens“, so Marx.

Hier sei unverzügliches Handeln nötig, um eine weitergehende Dekompensation zu verhindern, beispielsweise indem die Dosis von entwässernden Tabletten erhöht oder der Blutdruck besser eingestellt werde. Denn: „Jede Dekompensation nagt an der Lebenszeit“, sagt der Kardiologe.

Das sind die Patienten für die Telemedizin im Elbe Klinikum

Von Dekompensation spricht der Mediziner, wenn die Patienten beispielsweise auch im Ruhezustand oder im Liegen unter Atemnot leiden und sich Ödeme bilden, da das Herz nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen, so dass es sich in der Lunge aufstaut.

Patienten, die in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal aufgrund einer Dekompensation stationär aufgenommen werden mussten und deren Pumpfunktion maximal 40 Prozent beträgt, kommen für das Telemonitoring mittels Basis-Set in Betracht.

Interessierte können sich unter 04141/ 97-2834 an die Herzschrittmacherambulanz wenden. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.elbekliniken.de.

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