TNicolaj Andersson: 9 Dinge über den dänischen Chefcoach des BSV
Gelassen, offen, kommunikativ: So wird Nicolaj Andersson von seinen Kollegen beschrieben. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de
Er trägt sein Lebensmotto auf der Haut, reist im selbst ausgebauten Camper durch Europa und hält oft ein Notizbuch in der Hand - das ist der neue Mann beim Buxtehuder SV.
Buxtehude. Der neue BSV-Cheftrainer Nicolaj Andersson hat bei seinem ersten Training am Montag erklärt, wie er der seit acht Spielen sieglosen Mannschaft wieder zum Erfolg verhelfen will. Und auch abseits des Spielfelds hat der 37-jährige Däne einiges zu erzählen.
1. Ehefrau Mia spielte erste Liga
Mit seiner Frau Mia Djuraas Andersson und den beiden Söhnen lebt Andersson in Bad Doberan bei Rostock. Mia spielte früher in Dänemark und Spanien in der ersten Liga Handball und ist - wie ihr Mann - ausgebildete Physiotherapeutin. In Dänemark führte sie ihre eigene Praxis, später unterstützte sie ihren Mann an dessen Trainerstationen und übernahm physiotherapeutische Aufgaben in den Vereinen.
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Sohn Karl (12) besucht das Gymnasium, Folke (7) wurde in diesem Jahr eingeschult. Handball spielt allerdings keiner von beiden, stattdessen sind sie in anderen Sportarten unterwegs: Rudern und Tanzen. „Wir haben es mit Handball versucht, aber der Große hatte keinen Bock und der Kleine macht lieber alles andere“, sagt Nicolaj Andersson. „Aber das kann ja noch kommen.“
Die vergangenen zehn Jahre ist die Familie häufig umgezogen. Nun bleiben sie in Bad Doberan. „Wir haben uns dort gut eingelebt“, sagt Andersson. Für seine neue Aufgabe wird er pendeln, aber nicht täglich. Der Verein stellt ihm bis zum Saisonende eine Ferienwohnung.
2. Handball liegt in der Familie
Nicolaj Andersson stammt aus einer echten Handballfamilie. Mutter Pia war dänische Nationalspielerin, Vater Claus trainierte Erstligateams und Jugendnationalmannschaften. „Ich bin praktisch in der Halle aufgewachsen und hatte von Anfang an Spaß“, sagt er. Seine ersten Schritte machte er bei FIF Kopenhagen, dem Verein, in dem auch seine Eltern und sein jüngerer Bruder Lasse (31) spielten.

Lasse Andersson spielte bereits in Kolding, Barcelona und Berlin. Foto: Sven Hoppe/dpa
Lasse Andersson wurde bereits Deutscher Meister mit den Füchsen Berlin, zweifacher Weltmeister und Olympiasieger. „Er kann ein bisschen Handball spielen“, sagt der große Bruder und lacht. „Ich freue mich, dass er es so weit geschafft hat.“ Während Lasses Zeit in Barcelona sahen sie sich selten, seit dessen Wechsel nach Berlin deutlich häufiger. Schon als Zehnjährigen trainierte Nicolaj seinen kleinen Bruder gelegentlich. „Natürlich hat er viel von seinem großen Bruder gelernt, klar.“
3. Ein Talent, das früh gestoppt wurde
Auch Nicolaj Andersson selbst galt lange als Ausnahmetalent. Mit der dänischen U18-Nationalmannschaft wurde er Weltmeister und Vize-Europameister, spielte zuerst im Rückraum, später am Kreis. „Ich hatte einfach Spaß und viel Selbstdisziplin“, sagt er, „aber ich hatte nie unbedingt das Ziel, Profi zu werden.“
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Mit 19 folgte das abrupte Ende: Zwei schwere Schulterverletzungen beendeten seine Laufbahn. „Natürlich habe ich oft darüber nachgedacht, was ohne die Verletzungen gewesen wäre“, sagt er. „Ich habe sehr gerne Handball gespielt und es vermisst.“ Wenn er heute sieht, wohin es frühere Mitspieler wie Niklas Landin (zweifacher Welthandballer) geschafft haben, kommt der Gedanke manchmal wieder.
4. Wo er seine taktischen Ideen festhält
Schon beim ersten Training in Buxtehude fiel auf, dass Andersson häufig ein braunes Notizbuch in den Händen hielt. Darin sammelt er taktische Ideen, Gedanken zur Trainingsgestaltung und Eindrücke aus den Einheiten. „Ich schreibe mir auf, was mir auffällt und was ich mit der Mannschaft machen könnte, einfach als Reminder“, erklärt er.

Andersson und sein Notizbuch. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de
Nach seinem ersten Training am Montag sortierte er dort gleich die Prioritäten für die kommenden Wochen neu. Zwar nutzt er für die Vorbereitung auch Laptop und Handy, doch wenn im Training das Harz an den Fingern klebt, sei das Notizbuch schlicht praktischer.
5. Ein Motto, das unter die Haut geht
Andersson hat mehrere Tattoos. Auf dem linken Arm stehen die Namen seiner Frau und seiner Söhne, auf der rechten Hand ein kleines Herz und auf dem Unterarm ein englischer Spruch: „The problem is not the problem. The problem is your ATTITUDE about the problem.“ Das Wort ATTITUDE - Einstellung, Haltung - ist bewusst großgeschrieben.
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„Das ist ein Lebenssatz für mich“, sagt Andersson. „Er erinnert mich daran, dass man sich nicht verstecken kann. Man hat immer eine Wahl. Ausreden gibt es nicht.“ Seine Botschaft: Nicht die Schwierigkeit selbst ist entscheidend, sondern wie man damit umgeht.
6. Ein Transporter als gemeinsames Projekt
Handball und Familie füllen sein Leben aus. Um sich fit zu halten, geht er regelmäßig laufen. Ein besonderes Hobby teilt er mit seiner Frau: Die beiden haben einen Citroën-Transporter über zwei Jahre in Eigenarbeit zum Camper ausgebaut. „Man denkt es kaum, aber da drin haben vier Leute Platz zum Schlafen“, sagt Andersson.
Mit dem Camper geht die Familie auf Reisen. Im Sommer verbrachten sie damit drei Wochen in Großbritannien und Irland, zuvor waren sie schon in Italien, der Schweiz und natürlich in Dänemark. „Wir brauchen nicht viel, um uns wohlzufühlen. Und wir wissen, dass wir das alles selbst gebaut haben.“
7. Vertrautes Gesicht aus Rostocker Zeiten
Nach der Trennung von Dirk Leun übernahmen zunächst Nachwuchstrainer Marc Hünerbein und Co-Trainerin Debbie Klijn das Training beim BSV. Hünerbein kennt den neuen Chefcoach gut: Beide arbeiteten zur selben Zeit in Rostock: er bei den Frauen des Rostocker HC, Andersson bei den Männern von Empor Rostock.

BSV-Nachwuchscoach Marc Hünerbein. Foto: Jörg Struwe
„Nico ist ein gelassener Typ, typisch skandinavisch“, sagt Hünerbein. „Er hat einen klaren Plan und setzt ihn auch um. Er ist ein angenehmer Zeitgenosse, sehr kommunikativ.“ Bei seiner ersten Ansprache vor der Mannschaft sagte Andersson: „Es ist kein Geheimnis, dass ich zuletzt auch mit Marc gesprochen habe.“
8. Empfehlung aus erster Hand
Zwei Jahre lang coachte Andersson den VfL Waiblingen in der zweiten Liga. Zu seinem damaligen Team gehörte auch Sinah Hagen, die später nach Buxtehude wechselte.

Die frühere BSV-Handballerin Sinah Hagen. Foto: IsoluxX Fotografie
BSV-Manager Peter Prior wusste um diese Verbindung und erkundigte sich während der Trainersuche bei der früheren Spielmacherin, die den BSV im vergangenen Jahr verlassen hatte.
9. Die Ausgangslage ist ihm vertraut
Der BSV wartet in dieser Saison noch auf den ersten Bundesligasieg. Nun soll Andersson den Turnaround schaffen. Eine ähnlich knifflige Ausgangslage kennt er bereits aus Rostock. Dort übernahm er das Team zwei Monate vor Saisonende, doch der Abstieg aus der zweiten Liga war nicht mehr zu verhindern.
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Diesmal sind die Voraussetzungen besser. „In Rostock bin ich viel, viel später Trainer geworden“, sagt er. In Buxtehude hat er durch die WM-Pause noch drei Wochen bis zum nächsten Bundesligaspiel am 30. Dezember gegen Bensheim. „Das ist Luxus.“
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