TNotaufnahmen der Elbe Kliniken am Limit – schlimmste Zeit kommt noch
In den Notaufnahmen in Stade und Buxtehude werden pro Tag fast 250 Menschen im Durchschnitt versorgt. Foto: Battmer (Archiv)
Die letzte Woche des Jahres ist stets die härteste für die Notaufnahmen in den Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude, dann kommen die meisten Menschen. Aber was ist eigentlich ein Notfall?
Landkreis. Die Patientenzahl in den Notaufnahmen steigt. Im vergangenen Jahr behandelten deutsche Krankenhäuser rund 13 Millionen ambulante Notfälle.
Besonders vor Feiertagen sind sie oft überlastet. Dieser Trend zeigt sich auch in den Zentralen Notaufnahmen (ZNA) der Elbe Kliniken in Stade und Buxtehude.
Die Notfallpatienten kommen meistens vor 18 Uhr
In Stade suchten 2024 rund 60.000 Menschen die Notaufnahme auf – das sind 160 Fälle pro Tag. In Buxtehude waren es etwa 30.000 im Jahr. Das Problem: Viele Patienten, die oft stundenlang warten, sind keine Notfälle. Sie könnten Alternativen nutzen. Die meisten kommen vor 18 Uhr, wenn die Arztpraxen geöffnet sind.
Sie kümmern sich um die medizinische Versorgung der Menschen in der Region (von links): Dr. Stephan Brune (Vertreter der Ärzte), Dr. André Römgens (Leiter Notaufnahme Elbe Klinikum Stade) und Siegfried Ristau (Geschäftsführer Elbe Kliniken). Foto: Wisser
„Besonders häufig passiert das in den Tagen vor Feiertagen“, sagt Dr. André Römgens, Chefarzt der Notaufnahme in Stade. Auswertungen der vergangenen Jahre zeigen ein klares Muster: Der größte Andrang herrscht am Tag vor Heiligabend und Silvester. „Viele kommen, um sich zur Sicherheit durchchecken zu lassen“, erklärt Römgens.
Überlastetes Personal und lange Wartezeiten
Die Folge: überlastetes Personal und lange Wartezeiten. Die Klinik stuft die Dringlichkeit per Triage ein. Wer kein Notfall ist, rutscht ans Ende der Liste.

Ein Triage-System regelt die Reihenfolge der Behandlung der Patienten in der Notaufnahme. Foto: Krabbenhoeft
Um die Notaufnahmen zu entlasten, rufen die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) und die Elbe Kliniken dazu auf, zunächst Haus- oder Fachärzte aufzusuchen. „Wer kein akuter Notfall ist, sollte sich an seinen Hausarzt oder, wenn er den Hausarzt nicht erreicht und auch keine Vertretung, an einen Facharzt wenden“, betont Dr. Stephan Brune.

Der niedergelassene Kardiologe und Sportmediziner Stephan Brune ist Bezirksausschuss-Vorsitzender der Bezirksstelle Stade der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Seine Praxis ist in Stade. Foto: Wisser
Der niedergelassene Kardiologe und Sportmediziner ist Vorsitzender der Bezirksstelle Stade der KVN. Brune vertritt knapp 1000 Ärzte zwischen Buxtehude und Bremerhaven. Er setzt auf Aufklärung, um die Notaufnahmen zu entlasten.
Notaufnahme ist das letzte Ziel in dieser Kette
Alle niedergelassenen Ärzte müssen laut KVN an allen Werktagen – in diesem Jahr auch am 22., 23., 29. und 30. Dezember - Öffnungszeiten anbieten. „Ist die Praxis wegen Urlaubs geschlossen, muss eine Vertretung benannt sein“, erklärt Brune. Wer seinen Arzt nicht erreicht, sollte die Nummer 116 117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes wählen – nicht die Notrufnummer 112. Die Notaufnahme der Elbe Kliniken ist das letzte Ziel in dieser Kette.
Notfälle sind zum Beispiel starke Brustschmerzen, Schlaganfallzeichen, schwere Atemnot oder starke Blutungen. Leichte Verletzungen, wie kleine Schnittwunden, leichte Prellungen oder Verstauchungen sind keine Notfälle. Auch Insektenstiche ohne schwere allergische Reaktionen und einfache Zeckenbisse gehören in diese Kategorie.
Diese Symptome sind kein Fall für die Notaufnahmen
Zu den häufigen Krankheiten, mit denen Menschen in der Notaufnahme vorstellig werden, zählen Erkältungen mit Husten und Schnupfen. Das sind keine Notfälle. Leichte Magen-Darm-Probleme gehören ebenfalls dazu, solange sie keine starken Schmerzen oder einen großen Flüssigkeitsmangel verursachen.
Wenn Patienten sich bei uns vorstellen, müssen wir entscheiden, ob ein stationärer Aufenthalt notwendig ist oder nicht. Dr. André Römgens, Chefarzt der Notaufnahme
Ein weiteres Problem der überfüllten Notaufnahmen ist die Finanzierung. Krankenhäuser erhalten für jeden Notaufnahme-Patienten pauschal 57 Euro – unabhängig von den tatsächlichen Kosten. „Wenn Patienten sich bei uns vorstellen, müssen wir entscheiden, ob ein stationärer Aufenthalt notwendig ist oder nicht“, erklärt Römgens.
Teure medizinische Leistungen, die nicht erstattet werden
„Das setzt eine umfangreiche und teure Diagnostik voraus. Wir untersuchen so lange, bis wir ausschließen können, dass der Patient schwer krank ist“, ergänzt Siegfried Ristau, Geschäftsführer der Elbe Kliniken. Neben dem Patientenwohl sind gründliche Untersuchungen auch rechtlich notwendig, um im Zweifel abgesichert zu sein.
Grundlagenforschung
T Elbe Kliniken: Forschung aus Buxtehude soll weltweit Hautkrebs bekämpfen
Oft kommen Laboruntersuchungen, Ultraschall oder Computertomografien zum Einsatz. Die Kosten liegen schnell im dreistelligen Bereich. Dieses Defizit in der ambulanten Notfallversorgung gehört mittlerweile zu den größten wirtschaftlichen Herausforderungen für Kliniken. Umso wichtiger sei es, dass ambulante Notfälle mit einer Einweisung des niedergelassenen Arztes in das Krankenhaus kommen. Die Kliniken können dann die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme feststellen.
Viele Menschen bekommen keine Arzttermine
Verschärft wird dieses Problem durch einen Ärztemangel auf dem Land. „Viele Patienten kommen in die Notaufnahme, weil sie keinen Facharzttermin oder Hausarzt finden“, sagt Ristau.
Chefarzt Römgens unterscheidet zwei Hauptgruppen unter den Patienten: „Die einen haben keinen Hausarzt. Die anderen glauben, in der Notaufnahme schneller behandelt zu werden. Nur ein kleiner Teil der Patienten wird stationär aufgenommen. Die meisten benötigen lediglich eine Abklärung.“
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.