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Wirtschaft

TRenaissance im Industriepark Stade: Immer mehr Unternehmen haben Interesse

Der Industriepark auf Bützflethersand: Im Vordergrund die Flächen, auf denen das Holzkraftwerk entstehen soll, dahinter die AOS mit ihren roten Steinbergen; direkt links davon der Seehafen.

Der Industriepark auf Bützflethersand: Im Vordergrund die Flächen, auf denen das Holzkraftwerk entstehen soll, dahinter die AOS mit ihren roten Steinbergen; direkt links davon der Seehafen. Foto: Martin Elsen

Die konkreten Pläne zum Bau eines Heizkraftwerks im Stader Industriegebiet, das mit Altholz befeuert werden soll, haben es gezeigt: Der Standort erlebt einen zweiten Frühling. Allein das Kraftwerk bietet bisher ungeahnte Möglichkeiten.

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Von Lars Strüning
Freitag, 26.04.2024, 09:20 Uhr

Stade. Die neuen Ansiedlungen lassen viele Gedankenspiele zu. Frei nach dem Motto „Entdecke die Möglichkeiten“ scheint das Stader Industriegebiet momentan sehr interessant für mehrere Unternehmen zu sein. Gründe sind zuerst die Lage am Hafen und zudem die Entwicklungen rund um den Bereich der Energiewende.

Der neue Energiehafen zum Import von verflüssigten und später auch grünen Gasen ist gebaut. Das LNG-Terminal wird für eine Milliarde Euro erstellt und soll anfangs Erdgas und später wohl grünen Ammoniak (Wasserstoff) importieren. Prime Lithium will hochreines Lithium-Hydroxid für den Bau von E-Auto-Batterien herstellen und Hansekraft will mit einem Heizkraftwerk aus nicht mehr brauchbarem Altholz grüne Energie gewinnen: Strom, Dampf und Wärme.

Immer mehr Projekte am Seehafen werden bekannt

Hansekraft und Prime Lithium sind zwar erst geplante Projekte, aber der Ansiedlungswillen wird sehr deutlich formuliert. Sie sind Ausdruck einer Renaissance des Industriegebiets Bützflethersand und auch des Stader Seehafens. Hinter verschlossenen Türen gibt es diverse weitere Interessentengespräche.

Die Rede ist von einem Solarpark, einer Batterieproduktion und vom Import von norwegischem Wasserstoff in Containern über den Seehafen. Manfred Schubert, einer der Initiatoren des LNG-Terminals und jetzt auch Ideengeber für das Heizkraftwerk, hat nach eigenen Angaben noch ein weiteres Projekt aus dem Bereich der erneuerbaren Energien für Stade in Planung. Alles noch nicht spruchreif, aber sehr interessant.

Im Gespräch während des Infomarkts zum Altholzkraftwerk im Stader Rathaus: IHK-Chef Christoph von Speßhardt (links) und Lars Rodenbäck von Hansekraft.

Im Gespräch während des Infomarkts zum Altholzkraftwerk im Stader Rathaus: IHK-Chef Christoph von Speßhardt (links) und Lars Rodenbäck von Hansekraft. Foto: Strüning

IHK-Hauptgeschäftsführer Christoph von Speßhardt spricht von einem Magneteffekt. Jede neue Ansiedlung ziehe weitere Interessenten nach sich. Kollegen von anderen Industrie- und Handelskammern würden schon neidisch nach Stade gucken. Von Speßhardt: „Wir können uns glücklich schätzen, dass sich so eine Dynamik entwickelt hat.“

Eine Dynamik am Standort wie seit Jahrzehnten nicht mehr

Stades Bürgermeister Sönke Hartlef bestätigt das neue Interesse am Standort. Es gebe viele Gespräche im Anfangsstadium. Es herrsche eine Dynamik wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Viele kämen auf Empfehlung des Wirtschaftsministeriums des Landes nach Stade.

Weiterführende Ideen gibt es auch zum Thema der Ansiedlung des Heizkraftwerks, das auf dem Gelände direkt neben der AOS pro Jahr 500.000 Tonnen nicht mehr brauchbares Altholz thermisch verwerten will. Der grüne Strom und der Dampf könnten von der nahe liegenden Industrie genutzt werden, die Wärme könnten Teile der Stadt für eine CO2-freie Energieversorgung verwenden.

So sind auch die Stadtwerke Stade mit im Boot. Geschäftsführer Christoph Born steht mit seinem Unternehmen vor einer Mammutaufgabe: Er muss sich bis 2045 vom Gas gelöst haben, da könnte das Heizkraftwerk auf der Suche nach alternativen Energien gerade recht kommen. Born: „Es wäre fahrlässig, diese Option nicht zu prüfen.“

Idee: Holzkraftwerk versorgt Airbus mit Fernwärme

Denkbar wäre, dass benachbarte Stadtteile wie Bützfleth oder Schölisch per Fernwärme von Hansekraft versorgt werden. Wer sich ans neue Netz anschließen lässt, hat seine Alternative zu Gastherme oder Ölheizung gefunden. Das könnte auch für das Airbuswerk in Stade gelten. Dafür gibt es spektakuläre Pläne.

Offiziell läuft das Vorhaben unter „Wärmeauskopplung aus dem Biomasseheizkraftwerk bei Bützfleth“. Es sieht eine etwa 14 Kilometer lange Leitung vom Kraftwerk zum Airbuswerk in Ottenbeck vor. Sie würde dann gespeist mit Warmwasser. Investitionskosten: 120 Millionen Euro. Entlang der Strecke könnten sich weitere Interessenten ans Fernwärmenetz anschließen.

Nachbar AOS ist heiß auf den Kraftwerk-Dampf

Als „sehr interessant“ stuft AOS-Geschäftsführer Volker Richter das Hansekraft-Projekt ein. Die AOS grenzt direkt an das Gelände des möglichen Heizkraftwerks. Richter sieht „eine Menge Berührungspunkte“ und spricht von einer guten Chance, dass AOS die Abhängigkeit von fossiler Energie reduzieren kann. Vor allem der Dampf, der bei der Holzverbrennung entsteht, könnte AOS helfen. Richter sagt noch etwas vorsichtig: „Uns hilft das, Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen.“

Dass die Pläne in Stade auf Interesse stoßen, zeigte der Infomarkt, den Hansekraft am Mittwochabend im Königsmarcksaal des Rathauses anbot. Die Stände mit Informationen zum Projekt, zur Technik der thermischen Altholzverwertung und zum verwendeten Holz waren gut besucht. Hansekraft-Geschäftsführer Jörg Dobbrunz war schwer angetan. Er versprach Transparenz im weiteren Verfahren: „Wir wollen jede Frage beantworten.“ Und sie wollen vor allem 2028 mit dem Kraftwerk den Vollbetrieb aufnehmen.

Der Industriepark auf Bützflethersand: Im Vordergrund die Flächen, auf denen das Holzkraftwerk entstehen soll, dahinter die AOS mit ihren roten Steinbergen; direkt links davon der Seehafen.

Der Industriepark auf Bützflethersand: Im Vordergrund die Flächen, auf denen das Holzkraftwerk entstehen soll, dahinter die AOS mit ihren roten Steinbergen; direkt links davon der Seehafen. Foto: Martin Elsen

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