TSanierung ist beendet: Das Abthaus in Buxtehude hat eine neue Fassade

So sieht die sanierte Fassade des Abthauses in der Buxtehuder Altstadt aus. Vermauert wurden alte, nach einem Abbruch aufbereitete Steine. Foto: Weselmann
Es ist ein Blickfang in der Buxtehuder Altstadt: Das Abthaus, dessen Geschichte bis auf das Jahr 1399 zurückgeht. Näher am Original als bisher kommt es nach der Sanierung daher.
Buxtehude. Die Altstadt als städtebauliches Konzept ist eine recht neue Erfindung. Vor 50 Jahren setzt sich die Idee durch, historische Stadtviertel zu bewahren und als Wert für den Tourismus zu betrachten. Ihre Altstadt macht die Hansestadt Buxtehude einzigartig. Die seit Juni andauerende Sanierung eines Gebäudes mit spannender Geschichte inmitten des historischen Baubestandes ist jetzt beendet worden: das Abthaus an der Abtstraße, in dem sich ein Restaurant befindet.
Am Donnerstag noch haben Handwerker rekonstruierte Figuren an einer Konsole im Fachwerk montiert. Damit ist die Fassadensanierung des Abthauses abgeschlossen, teilte der Heimat- und Geschichtsverein Buxtehude mit. Der Verein ist Eigentümer des Gebäudes.

Handwerker montieren die rekonstruierte Apostelfigur. Damit ist die Fassadensanierung des Abthauses in Buxtehude abgeschlossen. Foto: Stechmann
Das Abthaus ist eine Rekonstruktion, die in den Jahren 1975 und 1976 nahezu unverändert errichtet wurde. Nach den Sanierungsarbeiten präsentiert sich das Gebäude noch näher an seinem Original, das vor rund 400 Jahren gebaut wurde.
Ein Grund dafür ist die Rekonstruktion einer Figur an der Fassade, die so stark verwittert war, dass sie für immer zu verschwinden drohte. Um dem Haus das frühere Gesicht wiederzugeben, wurde entschieden, die Figur zu demontieren, zu verwahren und neu schnitzen zu lassen.
Bildhauerin rekonstruiert Fassadenfigur
Mit dieser Arbeit wurde Holzbildhauerin Barbara Uebel betraut. Als Künstlerin ist sie für ihre aus Mooreiche geschaffenen Werke bekannt und mit ihrer Petrus-Skulptur in der Buxtehuder St.-Petri-Kirche präsent.
Die Recherche zum ursprünglichen Aussehen des Figurenpaares gestaltete sich schwierig. Sie wurden bereits 1965 als stark verwittert beschrieben. Bei der Gestaltung konnte sich die Künstlerin einzig an den wenigen noch erkennbaren Details und am Aussehen der noch erhaltenen Apostelfiguren orientieren.

Holzbildhauerin Barbara Uebel schnitzt aus einem Eichenklotz ein Heiligenpaar. Damit rekonstruiert sie eine Figur zur Fassadensanierung des Abthauses in Buxtehude. Foto: Stechmann
Barbara Uebel war es wichtig, dass die beiden rekonstruierten Apostel ins Gesamtbild passen. Gleichzeitig soll sichtbar sein, dass es keine Originale sind. „Deshalb habe ich die neu geschaffenen Figuren bewusst schlicht gehalten“, erzählt die Künstlerin. Wie die Originalfiguren bedachte sie auch die neu gestalteten Heiligen mit in Gold abgesetzten Attributen und dem perlenartigen Kranz als Heiligenschein.
Geschätzte 40 Stunden hat sie in ihrer Werkstatt in Hamelwördenermoor an dem Eichenklotz geschnitzt, um das Heiligenpaar herauszuarbeiten. „Mich hat diese Aufgabe sehr gefreut, weil ich einfach mal anders gefordert war und aus meinem künstlerischen Wohlfühlbereich rausgeholt wurde“, sagt die Bildhauerin.
Die Fassadensanierung war bereits im Oktober abgeschlossen. „Die Arbeiten verliefen erstaunlich glatt“, sagte die Architektin Michaela Marquardt von dem Buxtehuder Büro Frenzel und Frenzel dem TAGEBLATT.
Die Sanierung war notwendig geworden, weil sich Gefache gelockert hatten und sich bereits in Richtung des Gehweges neigten. Ein Gefach bezeichnet im Holzfachwerkbau das Feld zwischen den Holzbalken einer Wand, das durch Ausfachung, Fenster oder Tür geschlossen wird.
Im Abthaus wurden Klinkersteine des sogenannten Hamburger Formats verbaut. Dabei handelt es sich um vormals in einem Gebäude vermauerte Steine, die nach dem Abbruch aufbereitet wurden. Dadurch wirke die sanierte Abthausfassade älter und authentischer als vorher, sagt Michaela Marquardt.
Das hat die Sanierung gekostet
„Insgesamt hat uns die Sanierung etwa 80.000 Euro gekostet“, sagt Heimatverein-Geschäftsführer Dr. Harald Stechmann. 30.000 Euro habe der Verein selbst aufgebracht. Die übrigen 50.000 Euro haben der Landkreis Stade, die Stadt Buxtehude, die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung und die Else- und Heinrich-Klindworth-Stiftung finanziert.
Die Geschichte des Abthauses reicht bis in das Jahr 1399 zurück. In dem Jahr erwarb der Erzabt Gerlach Schulte das Grundstück beim Kirchhof St. Petri und baute vermutlich bald darauf ein Stadthaus.
Abthaus war Sitz von Kirchenfürsten
Seinen Namen hat das Abthaus von den Äbten des Benediktiner-Klosters Harsefeld. Dieses war eines der ältesten und bedeutendsten geistlichen Zentren im Raum zwischen Niederelbe und Unterweser. Die Oberen, Erzäbte genannt, waren dem Papst direkt unterstellt.
Das Abthaus wurde wegen Baufälligkeit während des Dreißigjährigen Krieges 1625 neu erbaut. Die Grundstruktur hat bis heute überdauert. 1648 kam das Gebäude in Privathand, seit 1800 wurde es als Schankwirtschaft genutzt.