TSchießt Ex-Buxtehuder Elias Saad St. Pauli in die Erste Liga?

Elias Saad schoss für St. Pauli in dieser Saison bereits fünf Tore. Zuletzt einen Doppelpack gegen Greuther Fürth. Foto: Marcus Brandt/dpa
Elias Saad erlebt ein Fußballmärchen. Der 24-Jährige, der vier Jahre beim Buxtehuder SV kickte, schießt St. Pauli vielleicht in die 1. Bundesliga. Seine Ex-Trainer schwärmen von dem Edeltechniker. Dabei war er früher gar nicht so torgefährlich.
Buxtehude. René Klawon trainierte einst die erste Mannschaft des Buxtehuder SV. Klawon holte Elias Saad aus der A-Jugend ein Jahr früher als normal in den Kader der Männer. Weil er sein Talent sah. „Wenn er am Ball war, war da schwer heranzukommen“, sagt Klawon. Saad war schon immer ein „superstarker Techniker“. „Aber er hatte keinen Körper“, sagt Klawon.
Gestandene Oberligaspieler haben den schmächtigen Kicker manchmal „einfach weggemacht“. Heute ist das anders. Saad baute Kraft auf, Athletik, wurde noch schneller. In der laufenden Saison schoss Saad für St. Pauli bereits fünf Tore und bereitete zwei Treffer direkt vor. Bei jedem Ligaspiel stand der Außenstürmer auf dem Rasen. „Früher hat ihm die Torgefährlichkeit gefehlt. Heute ist er an fast jeder gefährlichen Aktion beteiligt“, sagt Klawon.

Insgesamt vier Jahre lang spielte Elias Saad für den Buxtehuder SV. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2019. Foto: Bröhan
Saads Werdegang heute fast unmöglich
Klawon verfolgt den Werdegang des Profis. Buxtehude, Barmbek-Uhlenhorst, Norderstedt, St. Pauli. Alle ein, zwei Jahre kletterte Saad ein, zwei Ligen höher. „Toll, dass er sich durchgesetzt hat. Das ist heute fast unmöglich, wenn du nicht den üblichen Weg über die Nachwuchsleistungszentren gehst“, sagt Klawon. Saad ging einen anderen Weg.
Ex-BSV-Trainer Wolfgang Nitschke holte Saad vom Niendorfer TSV nach Buxtehude. Aufgefallen war ihm der Dribbelkünstler bei einem Testspiel gegen eine Schulmannschaft aus Hamburg-Neugraben. Saad agierte als Spielmacher hinter den Spitzen. Erst der BSV funktionierte Saad zum Außenspieler um. „Dort ist er ganz groß rausgekommen“, sagt Nitschke.

Im Dribbling war Elias Saad schon 2018 im BSV-Trikot nicht zu halten. Foto: Bröhan
„Ribéry für Arme“: Vize-Meister mit dem HSV
Zwischenzeitlich ist Saad sogar deutscher Nationalspieler im Futsal, einer speziellen Form des Hallenfußballs. Er trägt 2019 fünfmal den Adler auf der Brust und spielt nebenbei für die Futsaler des HSV. Mit den Panthers wird er deutscher Vizemeister.
Saad sieht seine gute Technik als besondere Stärke: „Das konnte ich als Futsal-Spieler viel üben. In der Halle ist es auf dem Feld eng und du musst schnell die richtige Entscheidung treffen“, sagt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann auf der vereinseigenen Website. „Ich habe ihn immer Ribéry für Arme genannt. Im Eins-gegen-Eins ist der fast unschlagbar“, scherzt Reenald Koch, Präsident von Ex-Club Norderstedt.
Lesen Sie auch:
- Ex-BSVer Elias Saad vor Profidebüt: „Bin ein Straßenfußballer“
- „Ribéry für Arme“: St. Pauli feiert Ex-Buxtehuder Elias Saad
- Vom BSV in die Bundesliga: Warum sich St. Pauli auf Elias Saad freut
- BSV-Spieler Elias Saad startet im Futsal durch
Auch Nitschke schwärmt: „Er hat eine außergewöhnliche Begabung. Ball-An- und -mitnahme waren eine fließende Bewegung“, sagt der Buxtehuder Kulttrainer. Dass Saad aber mal als Profi mit einer Mannschaft an der Tabellenspitze der 2. Liga steht, hätte Nitschke seinem ehemaligen Schützling „nie zugetraut“.
Pauli-Anhänger reagierten zurückhaltend – „Wie falsch wir alle lagen“
Fans von St. Pauli schien es genauso zu gehen. Als der Verein Saad im Winter 2022 unter Vertrag nahm und den Transfer in den sozialen Medien verkündete, reagierten Pauli-Anhänger zurückhaltend. „Jetzt noch einen guten Bezirksliga-Stürmer und alles ist gut“, spottete einer. Einige gingen davon aus, dass Sportchef Andreas Bornemann den Flügelflitzer für die zweite Mannschaft verpflichtet hatte. „Wie falsch wir alle lagen“, blickt ein Nutzer mittlerweile zurück.
Fußball-Regionalliga
T Nullnummer gegen den HSV: In durchwachsenem Spiel vergibt D/A Chancen
Wodurch sich Saad von anderen Spielern abhebt? „Der Unterschied von Elias zu manch anderen Talenten ist, dass er auch den Willen hat. Deswegen wird er es auch schaffen“, sagt Norderstedt-Präsident Koch der dpa.
Saad gilt als mannschaftsdienlich, geerdet und selbstkritisch. Nach der letzten Partie gegen Greuther Fürth sagte der gebürtige Hamburger gegenüber Medienvertretern: „Ich fand jetzt nicht, dass ich sie in große Schwierigkeiten gebracht habe.“ St. Pauli gewann das Spitzenspiel 3:2, Saad war als Doppeltorschütze der Matchwinner.

Dribbelkünstler Saad ist sich für keinen Zweikampf zu schade. Foto: Marcus Brandt/dpa
Fans skandieren seinen Namen
Am Millerntor feiern die Fans ihre besten Spieler traditionell mit dem Spitznamen „Fußballgott“. Saad ist mittlerweile in den elitären Kreis aufgestiegen. Das mediale Interesse steigt. Der Blätterwald bejubelt ihn als „Senkrechtstarter“ (NDR) mit der „steilsten Entwicklungskurve“ (Morgenpost). „Es fühlt sich komisch an“, sagt Saad auf fcstpauli.com zu den Schlagzeilen.
Der Trubel dürfte in der 1. Bundesliga nicht weniger werden. St. Pauli ist auf dem besten Weg nach oben. Saad steht zudem im erweiterten Kreis der tunesischen Nationalmannschaft; seine Eltern stammen aus Tunesien. Bis dahin sieht es der Offensivkünstler aber noch pragmatisch: „Ich will regelmäßig spielen, der Mannschaft helfen, Spiele gewinnen und einfach alles für den Verein geben.“