„Ribéry für Arme“: St. Pauli feiert Ex-Buxtehuder Elias Saad

Elias Saad (links) erzielte seinen ersten Profitreffer bereits im Derby gegen den HSV. Foto: Charisius/dpa
Elias Saad ist die Entdeckung der Rückrunde beim FC St. Pauli. Aus der Regionalliga geholt, ist er plötzlich mitten im Aufstiegsrennen der 2. Liga. Neben Talent zeichnet ihn noch etwas anderes aus.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Von Jann Philip Gronenberg
Vor einem halben Jahr schoss Elias Saad seine Tore noch gegen Vereine wie den Bremer SV in der Regionalliga, nun ist er die Hoffnung des FC St. Pauli im Aufstiegsrennen um die Fußball-Bundesliga. Der gebürtige Hamburger hat sich seinen Weg durch mehrere Amateurvereine bis zum FC Eintracht Norderstedt gebahnt, war zwischenzeitlich sogar Nationalspieler in der speziellen Hallenfußball-Disziplin Futsal, bis plötzlich St. Pauli anklopfte.
Eigentlich wurde er im Winter nur verpflichtet, „um zunächst an den Profi-Bereich herangeführt zu werden“, wie es in der Pressemitteilung des Zweitligisten stand. Doch wenige Monate später ist der 23-Jährige längst mehrere Schritte weiter. Saad hat bei nur vier Profi-Einsätzen bereits zwei Tore erzielt - und das im Derby gegen den HSV (3:4) und am Samstagabend beim Tabellenführer Darmstadt 98 (3:0). Jetzt ist er die neue Hoffnung im Kampf um Platz drei mit dem Hamburger SV und dem nächsten Gegner Fortuna Düsseldorf (Sonnabend, 20.30 Uhr/Sport1 und Sky). „Ich habe davon geträumt, hier zu spielen. Es freut mich, dass ich das zeigen kann“, sagte er nach dem Darmstadt-Spiel.
Elias Saad behauptet sich bislang in jedem Club
Eine Entwicklung, die man auch bei Norderstedt nicht erwartet hatte. „Diesen Weg konntest du nicht absehen“, sagte Präsident Reenald Koch der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn ich mir anschaue, wie er noch zu Regionalliga-Zeiten aussah und wie er jetzt - keine drei Monate später - aussieht, dann hat er noch mal einen Schub bekommen.“ Saad hatte in der Hinrunde bei 19 Regionalliga-Einsätzen zehn Tore und vier Vorlagen zu Norderstedts starkem Liga-Lauf beigesteuert.
Das blieb auch dem FC St. Pauli nicht verborgen, der nach Angaben von Koch einfach der schnellste Club war, der bei den Norderstedtern auf eine Saad-Verpflichtung drängte. Koch war als Spieler und auch Präsident (2000 - 2002) selbst für St. Pauli tätig. Er erzählte: „Schulle (Timo Schultz) hat mich gefragt, ob ich Elias einen Vertrag geben würde, wenn ich bei St. Pauli in verantwortlicher Stelle wäre. Da habe ich gesagt „sofort“!“ Und so wechselte Saad ans Millerntor.
Wie viel kostete No-Name-Profi Elias Saad
Über die Ablöse vereinbarten beide Parteien Stillschweigen. Nur so viel: „Das ist verhältnismäßig kleines Geld“, verriet Koch. „Wenn der jetzt die Saison einigermaßen zu Ende spielt und nächste Saison einigermaßen geradeaus läuft, dann ist das für St. Pauli sicherlich ein Transfer, der mit viel Gewinn abzuschließen ist.“
Saad scheint nicht zu stolpern. In vier Spielen der zweiten Mannschaft St. Paulis erzielte er drei Tore. Im April folgte das erste Spiel für die Profis, dann das Stadtderby gegen den HSV, bei dem der eingewechselte Saad in der 71. Minute zum zwischenzeitlichen 2:3 traf. „Durch das Tor gegen den HSV ist ein bisschen der Druck abgefallen“, sagte Saad. „Ich wollte zeigen, was ich kann. Mich beweisen.“
Das ist ihm gelungen. Gegen Arminia Bielefeld feiert er sein Startelf-Debüt, gegen Darmstadt 98 traf er erneut. „Es spricht einfach für den Jungen, dass er so befreit aufspielt“, sagte Trainer Fabian Hürzeler. „Elias hat sich das auch verdient, er arbeitet gut im Training, macht mehr individuell im Kraftraum.“
Warum Elias Saad „Ribéry für Arme“ genannt wird
Und auch wenn Saad jetzt deutlich muskulöser aussieht, erinnert er Norderstedt-Präsident Koch an einen anderen Spieler: „Ich habe ihn immer Ribéry für Arme genannt. Im Eins-gegen-Eins ist der fast unschlagbar.“ Und: „Elias kann auch eine Liga höher spielen.“
Was Saad von anderen Nachwuchsspielern unterscheidet? „Der Unterschied von Elias Saad zu manch anderen Talenten ist, dass er auch den Willen hat. Deswegen wird er es auch schaffen“, sagte Koch.
Seinen Weg und die Form will Saad bestätigen. „Ich will Spaß haben, ich will gewinnen“, sagte er. „Und ich hoffe, es geht so weiter.“ Hört man auf die Worte seines ehemaligen Club-Präsidenten, wird er das auf jeden Fall. (dpa)