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Krise

St. Paulis Weg aus der Krise: Reden, arbeiten - und siegen?

Alexander Blessin spricht mit St. Paulis Hauke Wahl.

Alexander Blessin spricht mit St. Paulis Hauke Wahl. Foto: Uwe Anspach/dpa

Der FC St. Pauli steckt in der Bundesliga in einem Tief. Nach dem guten Saisonstart sind die Hamburger in die Nähe der Abstiegszone gerutscht. Wie kann es wieder aufwärtsgehen?

Von dpa Freitag, 07.11.2025, 12:15 Uhr

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Hamburg. Hauke Wahl kann nicht nur erstklassig Fußball spielen, er ist auch ein außerordentlich guter Kommunikator. Wenn etwas beim FC St. Pauli sportlich zu erklären gilt, stellt sich der 31 Jahre alte Abwehrroutinier oder er wird vor die Öffentlichkeit gestellt. Um (Fehl-)Entwicklungen einzuordnen, zu kritisieren, zu loben oder zu analysieren, gibt es kaum einen Besseren unter den Kiez-Kickern.

Zu erklären gibt es aktuell bei dem Hamburger Club nach sechs Bundesliga-Niederlagen mit dem erschreckenden 0:4 gegen Borussia Mönchengladbach als bisherigem Tiefpunkt einiges. Also wurde Wahl - Mitglied des Mannschaftsrats und Führungsfigur auf und neben dem Platz - vor dem Spiel am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) beim SC Freiburg vor die Medien geschickt.

„Jeder hat verstanden, worum es jetzt geht“

„Erst mal haben wir mit dem Trainerteam gesprochen und dann haben wir uns als Mannschaft noch mal zusammengesetzt“, berichtete er über die Tage nach der Pleite gegen Gladbach am vergangenen Samstag. Es sei nicht so gewesen, „dass wir auf den Tisch gehauen haben, sondern wir haben uns einfach mal die Meinung gesagt“. Dass man in der Mannschaft gesprochen habe, als nur die Spieler und keine Trainer dabei waren, sei gut gewesen.

„Das war jetzt einfach sehr wertvoll. Als wir aus dem Gespräch herausgegangen sind, hat jeder verstanden, worum es jetzt geht und dass wir den gleichen Weg gehen müssen“, meinte er weiter. „Das war das Ziel des Ganzen.“

Die Negativserie der Hamburger kam - zumindest in dem Ausmaß - überraschend. Es droht vor dem zehnten Spieltag der Sturz in die Abstiegszone.

Absturz nach starkem Start

Trainer Alexander Blessin wirkte nach der Gladbach-Partie frustriert, sauer, ernüchtert. „Das Gute an der Sache ist: Es ist noch relativ früh in der Saison“, sagte der 52-Jährige nach dem 0:4-Frust aber auch. Er forderte von seinen Spielern „eine gewisse Mentalität, eine gewisse Galligkeit“. Das gehe nur, „wenn wir eine Gemeinschaft auf dem Platz haben“.

Genau das war zu Beginn der Saison die Stärke. Nach drei Spieltagen hatte seine Mannschaft sieben Punkte gesammelt und dabei auch spielerisch überzeugt. Davon war zuletzt nichts mehr zu sehen. Auch der außersportliche Wirbel um den lange verletzten Kapitän Jackson Irvine half nicht weiter.

Kernkompetenz verloren gegangen

Nicht einmal der Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals gegen die TSG Hoffenheim vier Tage vor dem Gladbach-Spiel brachte die Sicherheit zurück. Offensiv geht nur selten etwas. Seit vier Spieltagen haben die Hamburger kein eigenes Tor mehr erzielt.

Doch auch von der Kernkompetenz Defensivarbeit ist derzeit wenig zu sehen. In der vergangenen Saison hatte der FC St. Pauli nur 41 Gegentreffer kassiert - lediglich Meister Bayern München (32 Gegentore) musste weniger Tore hinnehmen. Nach neun Spielen haben die Hamburger schon 18 Gegentore auf ihrem Konto.

„Wir haben den Schwung aus den ersten drei Spielen nicht mitnehmen können, so ehrlich müssen wir sein“, räumte Wahl ein. „Wir waren defensiv teilweise noch nicht auf dem Level wie letzte Saison oder sind es immer noch nicht, und wir machen zu einfache Fehler derzeit.“ Zu Wahrheit gehöre aber auch, „dass das Programm nicht das leichteste war“.

„Vielleicht ein Ticken zu harmonisch“

Momentan schafften er und seine Teamkollegen es nicht, „zu elft genau das zu machen, was der andere auch macht. Wir haben dann immer ein, zwei Ideen.“ Sie machten einfache Fehler, „und die haben nichts mit Mentalität zu tun, sondern vielleicht mit Konzentration“.

Von zwischenmenschlichen Problemen im Team will der gebürtige Hamburger Wahl nichts wissen. „Das ist Quatsch“, sagte er. „Wir haben super Charaktere. Vielleicht ist es teilweise sogar ein Ticken zu harmonisch.“

An Freiburg hat der FC St. Pauli zumindest gute Erinnerungen: Nach vier Sielen ohne Sieg zu Beginn der vorherigen Saison gewann der damalige Aufsteiger im Breisgau mit 3:0. Ein gutes Omen?

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