TGartenexperte: Nächste Heckenart nicht mehr pflanzen

Kirschlorbeer ist ain Deutschland vor allem als blickdichte Hecke beliebt. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn
Buchsbäume werden wegen des Schädlings gar nicht mehr verkauft, jetzt soll eine weitere beliebte Heckenart weichen. Ein Land reagiert sogar schon mit einem Verbot.
Landkreis. Wenn Leser unser Gartentelefon anrufen, dann haben sie nicht immer eine Frage. Manchmal wollen sie auch nur etwas loswerden - einen Hinweis etwa, der ihnen am Herzen liegt. So wie Horst Backenköhler:
„Der Kirschlorbeer ist ein Neophyt. Die Blätter sind giftig. Kein Baumersatz und als Hecke ist der Kirschlorbeer nicht zu empfehlen. Die Früchte sorgen für Verfälschung in der Landschaft. Bitte den Kirschlorbeer nicht weiter empfehlen“, so der Appell.
Das kann Gartenexperten Jürgen Sheldon, der regelmäßig im TAGEBLATT informiert, bestätigen: „Die Anmerkung von Herrn Backenköhler aus Bederkesa ist mir bekannt. Die ,Modepflanze‘ Kirschlorbeer wird auch von mir nicht empfohlen.“
Schweiz verbietet Verkauf von Kirschlorbeer
Weiter als die deutsche Gesetzgebung ist bereits die Schweiz. Ab 1. September darf die invasive Art nicht mehr verkauft, verschenkt oder eingeführt werden. Damit soll verhindert werden, dass sich die Pflanzen in der Umwelt ausbreiten und Schäden anrichten. Pflanzen, die sich bereits in Gärten befinden, müssen aber nicht herausgerissen werden.
Der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) aus der Familie der Rosengewächse stammt aus Kleinasien. Er ist immergrün, recht unempfindlich gegenüber Hitze und Trockenheit und wächst schnell meterhoch zu einer blickdichten Wand. Als Heckenpflanze ist der Kirschlorbeer in Deutschland sehr beliebt.

Saat und Blätter des Kirschlorbeer sind giftig und können im Magen Blausäure produzieren. Foto: Christoph Reichwein/dpa
Für heimische Insekten ist Kirschlorbeer aufgrund seiner Giftigkeit weitgehend wertlos, die Blüten bieten Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen nur ein mäßiges Nektarangebot. Auch von größeren Pflanzenfressern wird die Art wegen der enthaltenen Gifte weitgehend gemieden.
Blausäure im Magen
Beim Verzehr der Blätter kann sich im Magen giftige Blausäure entwickeln, wie der botanische Sondergarten Wandsbek erklärt. Er hat den Kirschlorbeer 2013 nach einer Umfrage zur „Giftpflanze des Jahres“ gekürt.
„Invasive gebietsfremde Arten können ökologische, ökonomische und gesundheitliche Schäden verursachen“, hielt die Schweizer Regierung bei ihrem Beschluss zum Verkaufsverbot fest. Sie verbreiten sich oft so stark, dass sie einheimische Pflanzen verdrängen und so Insekten und anderen Arten den Lebensraum oder die Nahrung nehmen.
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Was Ihr Garten im Sommer braucht
Der Schaden durch invasive Arten
Nach einem Bericht des Weltbiodiversitätsrats der Vereinten Nationen (IPBES) haben invasive Arten bei 60 Prozent der ausgestorbenen Tier- und Pflanzenarten eine Schlüsselrolle gespielt.
Auf der Schweizer Verbotsliste stehen 31 eingewanderte Pflanzen, darunter auch der Schmetterlingsflieder und der Blauglockenbaum.
Gartentelefon: Weitere Leserfragen - und Antworten
- Marlies Meier: Ich ziehe meine Tomaten immer aus Samen eigener Früchte. Nun habe ich festgestellt, dass die Kerne (Samen) der jetzigen Zucht schwarz sind. Kommt das, weil ich eigene Samen benutze und sind diese ungenießbar? Sollte ich für die nächste Zucht Samengut kaufen?
Jürgen Sheldon: Die schwarzen Kerne bei Tomaten zeigen eine vorzeitige Fruchtreife. Sie sind genießbar. Die nächste Zucht sollt durch gekauftes Samengut erfolgen.
- Marga Meier: Ich habe einen Apfelbaum, es ist das vierte Jahr, dass nur vergammelte Äpfel am Baum sind, keine sind zu gebrauchen, Sorte ist Ingrid Marie. Was kann ich machen?
Sheldon: Bei dem Apfel Ingrid Marie liegt der Befall des Apfelwicklers vor. Der Einsatz von einem 10 Zentimeter breiten Wellpappe-Fanggürtel wird empfohlen. Ab Ende Juni bis Ende September die versteckten Larven fangen (wöchentliche Kontrolle).
- Margret Hildebrandt: Ich habe von der gelben Paprika Samen abgenommen und eingepflanzt, sie sind jetzt grün und so groß wie Tennisbälle. Werden sie noch gelb? Was kann ich tun?
Sheldon: Bei der Kultur aus Paprikasamen als gelbe Früchte hat sich die Blockpaprika gebildet. Die grünen Früchte werden noch gelb, ein wenig Geduld ist gefragt.
- Anni Kordex: Die Kürbispflanzen sind üppig gewachsen und haben gut geblüht, tragen aber keine Früchte. Aus welchem Grund?
Sheldon: Die fehlenden Früchte am Kürbis sind auf das Fehlen der weiblichen Blüten an der Pflanze zur Befruchtung zurückzuführen. Hier liegt ein Nährstoffmangel von Phosphor und Kalium vor. Eine regelmäßige Düngung mit Gemüsedünger versorgt die Pflanze ausreichend und unterstützt die Bildung gesunder weiblicher Blüten.
- Heinz Möchel: Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich glaube, es handelt sich um einen Goldlugister. Inzwischen habe ich diesen stark zurückgeschnitten. Auf den Blättern und im Gehölz sind stark verbreitet kleine weiße Schädlinge. Was sind das für Schädlinge und wie kann ich diese bekämpfen. Schädlingsfrei eines bekannten Herstellers zeigte keine Wirkung.
Sheldon: Bei dem Befall des Evonymus fortunei „Emerald´n Gold“ zu Deutsch: Kletterspindelstrauch, handelt es sich laut Foto um die „Weiße Fliege“. Der Rückschnitt ist die erste Lösung. Außerdem der Pflanze eine bessere Luftzirkulation zuführen und Gelbtafeln anbringen.
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- Jakub Drotlew: In meinem Garten habe ich vor vier Jahren zwei Birnenbäume, einen Apfelbaum und einen Pflaumenbaum eingepflanzt. Seit die Bäume und deren Äste ein bisschen länger gewachsen sind, kann man erkennen, dass ein Birnenbaum von den anderen Bäumen nicht akzeptiert wird. Die Äste drehen sich von den anderen Bäumen weg und sogar der Stamm neigt sich in die entgegengesetzte Richtung. Ist es normal, dass sich die Bäume nicht mögen? Was kann man dagegen tun?
Sheldon: Eine Unverträglichkeit bei Bäumen untereinander ist mir nicht bekannt. Die Bäume stehen wahrscheinlich zu eng beieinander und eine ausreichende Belichtung fehlt. Ein Pflegeschnitt wird erforderlich.
- Frauke Schehl: Ich habe zwei Fragen. 1. Meine Stockrosen bekamen erst alle gelbe Punkte auf den Blättern, dann wurden die Blattränder braun, bis die Blätter schließlich wie vertrocknet aussahen. Was muss ich tun, um sie zu retten?
2. Mein großer Walnussbaum zeigt an der Stelle, an der der Stamm sich teilt, eine schwarze Verfärbung. Es sieht aus wie Nässe, trocknet aber nicht ein. Seit ca. zwei Jahren finde ich auch immer mehr Früchte, die von innen schwarz sind. Gibt es da einen Zusammenhang und was kann ich machen?
Sheldon zu 1: Die Stockrosen haben einen Milbenbefall. Die befallenen Blätter abpflücken und eine Bekämpfung mit Spruzit Schädlingsspray oder Neudosan durchführen.
Sheldon zu 2: Die schwarzen Früchte entstehen durch den Befall der Walnussmaden. Ende Juni gelbe Leimtafeln in den Baum hängen und die Walnussfruchtfliege fangen. Die Fliege liebt die gelbe Farbe (Kirschmadenfalle einsetzen). Die schwarze Verfärbung des Stammes ist nicht die Ursache.
- Marlene Bösch: Ich habe einen Busch und gesehen, dass die Blätter braune Flecken bekommen und abfallen. Was kann es sein?
Sheldon: Der Strauch, botanisch „Heptacodium miconioides“, braucht einen sonnigen Standort und durchlässigen guten Gartenboden. Bei dem Blattschaden handelt es sich um einen Pilzbefall durch die feuchte warme Witterung und Nässe. Die befallenen Blätter entfernen und bekämpfen mit einem Fungizid wie gegen Rosenrost.
- Klaus Ewald: Was kann ich gegen die Pflaumensägewespe tun. Der Baum ist immer voll in Blüte, aber der Ertrag gleich null. Wie wird der befruchtet? Sollte man den Baum eventuell mit engmaschigem Netz umhüllen, um den Schädling abzuhalten? Leimtafeln habe ich schon ausprobiert.
Sheldon: Der Einsatz von weißen Leimtafeln während der Blütezeit reduziert den Befall. Die befallenen Früchte abpflücken und vernichten. Eine chemische Bekämpfung nur direkt nach der Blüte, wenn die letzten Blütenblätter abgefallen sind, möglich und sinnvoll mit „Bayer Garten Schädlingsfrei Calypso Perfekt AF) B4 bekämpfen.
- Martin Buhl: Ich habe ein Problem mit dem Buchsbaumzünsler. Ich habe gehört, dass man ihn mit Kaffeesatz und Algenkalk bekämpfen kann. Wie setze ich diese Sachen ein.
Sheldon: Eine Bekämpfung des Schädlings Buchsbaumzünsler ist so nicht möglich. Der Einsatz von Kaffeesatz und Algenkalk ist ein Bodenverbesserer, somit eine Wuchsverbesserung für die Pflanzen. (dpa/red)
Wenn Sie Fragen rund um die Gartenpflege haben, können Sie diese dienstags von 10 bis 12 Uhr stellen. Ein Anruf unter 0471/597273 oder eine E-Mail an garten@nordsee-zeitung.de genügt. Wir leiten Ihre Fragen weiter an unseren Gartenexperten Jürgen Sheldon. In der Regel finden Sie die Antworten auf der nächsten Gartenseite. Bitte haben Sie Verständnis, dass es nicht möglich ist, auf eingesandten Fotos Pflanzenarten oder Pilzsorten zu bestimmen.