TSieg im Nordderby: Der BSV kann jetzt auch Topteams schlagen

Mie Elen Rakstad wartet noch auf ihren Durchbruch in Buxtehude, sorgte aber für das wohl schönste Tor des Tages. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie
In einem packenden Nordderby gegen den VfL Oldenburg lag der Buxtehuder SV vor der Pause mit fünf Toren zurück und gewann am Ende doch noch. Warum die ersten Big Points so wichtig sind.
Buxtehude. Kurz vor dem Ende taucht Marie Andresen ab und pariert den Freiwurf. Jubelnd ballt sie die Faust. Noch führt der BSV mit 25:24, aber es sind noch einige Sekunden zu spielen. Der BSV muss einen weiteren Freiwurf überstehen, doch der geht knapp am Tor vorbei. Uff!
„Das war zu viel für mich“, sagt Kapitänin Andresen kopfschüttelnd. „Aber wir haben uns das verdient, weil wir extrem viel gekämpft haben.“
Hallensprecher Jörg Neumann heizt das Publikum mit der Sporthymne „Sweet Caroline“ an. „Oh, oh, oh“, schallt es durch die Halle. „Der BSV kann doch noch Derby“, jubelt Geschäftsführer Peter Prior.
Anderer Auftritt als im Hinspiel
Der BSV hat am Samstag die ersten Big Points in dieser Bundesliga-Saison geholt, also erstmals gegen eine Mannschaft gewonnen, die in der Tabelle vor ihm steht. Und das ausgerechnet gegen den Nordrivalen VfL Oldenburg. Im 62. Aufeinandertreffen setzte sich der BSV mit 25:24 durch.
Aber was war das für ein Spielverlauf: Früh lag der BSV mit 1:5 zurück, scheiterte immer wieder an VfL-Torhüterin Madita Kohorst, die schon beim 20:33-Debakel des BSV im Hinspiel überragte. „Wir sind ziemlich schlecht gestartet“, sagt BSV-Rückraumspielerin Charlotte Kähr.
Doch der BSV präsentierte sich anders als im Hinspiel. „Wir haben unseren Matchplan gut umgesetzt, aber unsere Chancen noch nicht konsequent genug genutzt“, sagt Trainer Dirk Leun. Mannschaft und Trainer blieben geduldig und ruhig und ließen den VfL nicht davonziehen.
BSV bewahrt Glauben an den Sieg
Das hängt wohl auch mit den letzten beiden Spielen zusammen. Gegen die Topteams aus Dortmund und Bensheim hatte der BSV trotz Niederlagen bewiesen, dass er über weite Strecken mithalten kann. Und das sollte auch gegen Oldenburg wieder der Fall sein.
BSV-Sieg im Derby gegen Oldenburg
Selbst von einem Fünf-Tore-Rückstand kurz vor der Pause ließ sich das Team nicht beirren. „In der Pause waren wir uns sicher, dass wir das Spiel noch drehen können“, sagt Leun. Kähr: „Wir waren in der Kabine sehr sachlich und haben noch kleine Anpassungen gemacht.“
Über 1000 Zuschauer sahen dann, wie der BSV aggressiver und kompakter verteidigte und seine Torausbeute steigerte. Beim 19:18 (44.) lag Buxtehude erstmals vorne und geriet bis zum Schluss nur noch einmal in Rückstand.
BSV hat Toptorschützin im Griff
„Trumpf“, so Leun, war die Abwehr, die im zweiten Durchgang nur noch zehn Gegentore zuließ. Allein in den letzten sieben Minuten kassierte der BSV kein einziges Tor und hatte nach der Pause auch Bundesliga-Toptorschützin Toni Reinemann gut im Griff.
Zudem konnte sich der BSV auf ein starkes Torhüterduo verlassen. Andresen parierte acht Bälle, Laura Kuske sechs, darunter eine Dreifachparade. „Dafür ist Buxte seit Jahren bekannt, dass sie Torhüterduos auf hohem Niveau haben“, sagt Andresen. Das war am Samstag wieder so.
Und im Angriff? Da ließ der BSV viele Chancen liegen. Allein Buxtehudes Shooterinnen Charlotte Kähr und Isabelle Dölle brauchten 19 Versuche für ihre insgesamt acht Tore. Effizienter waren die Außen, die fast die Hälfte der BSV-Tore erzielten.

Letzter Freiwurf für den VfL Oldenburg: BSV-Torhüterin Marie Andresen stellt die Mauer. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie
Rakstad sorgt für Höhepunkt
Mehr noch: Sinah Hagen, nach wie vor die einzige gelernte Spielmacherin im Kader, lenkte das BSV-Spiel klug und erzielte selbst drei Tore. Und Mie Elen Rakstad, die immer noch auf ihren Durchbruch wartet, bereitete mit einem Kempa-Trick das wohl schönste Tor des Tages vor.
Trainer Leun weiß, dass das Spiel phasenweise sehr fehlerbehaftet war. „Aber man hat gesehen, dass wir uns zurückkämpfen können“, sagt er. Auch eine Qualität. Kähr lobt, dass man auch mal die „einfachen Dinge“ gespielt hat, „nicht irgendwelche komplizierten Sachen“.
Durch die „Big Points“ hat der BSV bereits acht Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone und ist nun punktgleich mit Metzingen. „Diese Punkte waren ganz wichtig für den Kopf“, sagt Leun. Seine Mannschaft weiß nun, dass sie die Topteams nicht nur ärgern, sondern auch schlagen kann.
Die Statistik zum Spiel
Spielverlauf: 3:6 (9.), 6:9 (16.), 9:13 (25.), 11:14 (Halbzeit), 14:16 (36.), 20:18 (46.), 23:23 (53.), 25:24 (Endstand)
BSV: Kuske, Andresen; Nielsen 3/2, Heider 3, Kroepel, Kasparkova 1, Mühlner 2, Dölle 4, Kähr 4, Reiche 3, Hartstock, Hagen 3, Rakstad, von Prittwitz 2
VfL: Kohorst, Fasold; Borutta 2, Teiken, Reinemann 7/3, Martens 1, Steffen, Carstensen 3, Feiniler 3, Pfundstein 1, Röpcke, Knippert 1, Korsten 5, Golla 1, Ronge
Zeitstrafen: BSV 2 (Kasparkova 2) - VfL 1 (Borutta)
Siebenmeter: BSV 2/3 (Nielsen 2/3) - VfL 3/3 (Reinemann 3/3)
Zuschauer: 1072
Schiedsrichter: Sebastian und Matthias Klinke
Nächstes Spiel: Bad Wildungen - BSV (Sa., 17. Februar, 19 Uhr)