TStade feiert Baustart fürs LNG-Terminal international

Umringt von Kameras und Mikrofonen: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nach dem offiziellen Spatenstich. Foto: Strüning
Internationales Flair im Festzelt auf Bützflethersand: Zum festlichen Spatenstich für das erste landgestützte LNG-Terminal in Deutschland hat Projektentwickler HEH groß aufgefahren.
Stade. Der Festakt war akribisch vorbereitet. Schließlich sollte die gute Nachricht in schönen Bildern in die Welt gesendet werden. 200 Gäste standen auf der Liste, darunter Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und der tschechische Industrie- und Energieminister Jozef Síkela, der später deutliche Worte fand.
Spatenstich heißt heute „Groundbreaking“
Das große Festzelt ist extra sturmsicher, im Inneren stehen kleine Partytische mit Blumenschmuck. Zu essen gibt es Fischbrötchen und Grill-Buffet. Die Gäste werden per Bus-Shuttle auf das große Gelände am Stader Seehafen zwischen Dow und AOS gebracht. An vielen Stellen hängt großformatig die Visualisierung von dem, wofür am Freitag der offizielle Baustart stattfand. Das hieß einst Spatenstich, wird heute aber „Groundbreaking“ genannt. Das könnte auch als „bahnbrechend“ übersetzt werden.
Energiewende
T Stade und Cuxhaven: Häfen an der Unterelbe kommen in Fahrt
Ohnehin war Englisch neben Deutsch zweite Amtssprache an diesem für Stade und die Region besonderen Tag. Das lag auch an der großen Delegation aus der Tschechischen Republik, die mit dem Regierungsflieger nach Hamburg gebracht worden war. Die Besucher bekamen die deutschen Redebeiträge simultan von Dolmetschern per Kopfhörer übersetzt. Zuerst wurde aber gearbeitet - zumindest so getan.
Schon bevor der hohe Besuch eintraf, standen die extra angehäuften Sandhaufen parat, nebst Spaten. Das Bild vom LNG-Terminal war als Hintergrund fotogen drapiert, sodass die offiziellen Spatenstecher und Sandweitwerfer wie auch Fotografen und TV-Teams leichtes Spiel hatten.
Weils Doppelstrategie: Gas und Erneuerbare
Dann wurde das hohe Lied auf das LNG-Terminal in Stade gesungen, das erste in Deutschland, das dauerhaft angelegt ist - im Gegensatz zu den schwimmenden FSRUs in Wilhelmshaven, Brunsbüttel oder eben auch Stade.
Stephan Weil lobte die hohe Geschwindigkeit bei der Umsetzung, forciert durch das LNG-Beschleunigungsgesetz des Bundes. Er setzt auf eine Doppelstrategie.
Weiterhin Gas, also auch LNG, als Brückentechnologie einsetzen zur Energieversorgung und parallel die erneuerbaren Energien ausbauen. So soll später auch in Stade in einer zweiten Stufe grünes Ammoniak als Wasserstoffträger importiert werden. Das permanente LNG-Terminal in Stade sei ein Baustein der Energiewende. Der Standort, so Weil, befindet sich in einer nationalen Spitzenposition beim Import von verflüssigten Gasen.
Energieversorgung
T Was das schwimmendes LNG-Terminal in Stade leisten soll
Davon profitiert auch die Tschechische Republik, sagte deren Industrieminister Síkela. Als Staat ohne Zugang zum Meer sei Tschechien auf Hilfe der Nachbarn angewiesen. Der Energiekonzern CES gehört zu den Kunden der HEH und sichert die Energieversorgung der Republik. Und es helfe, so Sikela, den russischen Einfluss in Europa zurückzudrängen. Der Minister verurteilte das kriegerische Vorgehen Russlands in der Ukraine scharf.
„Hier passiert mehr, als wir uns vorstellen können“
Sikela gab sich in Stade überzeugt: „Hier schreiben wir die Energiezukunft von Europa.“ Und er versprach den Gastgebern: „Hier wird noch viel mehr passieren, als wir uns heute vorstellen können.“
Das passt zur Hoffnung in der Region, dass sich Stade zu einer Energiedrehscheibe in Europa entwickelt und dass der Bau des LNG-Terminals nicht nur die vorhandene Industrie sichert, sondern auch weitere Unternehmen anlockt.
Zukunftstechnologie
T Neue Salzkavernen in Harsefeld sollen als Wasserstoff-Speicher dienen
Die Hanseatic Energy Hub GmbH verfolgt das Projekt seit 2018. Investitionen von gut einer Milliarde Euro sind geplant ohne jede staatliche Hilfe, also ein reines Privatinvestment. Die Finanzierungsgruppe kommt aus der Schweiz, die Generalunternehmer für den Bau aus Spanien, mit Dow als Partner ist ein amerikanischer Konzern eingebunden. Eine litausche Firma übernimmt das Management. Das importierte Gas wird vornehmlich aus Katar oder den USA kommen. Allein das zeigt die internationale Dimension des Projekts.
Stade bekommt die größten Gastanks Europas
HEH will das Terminal 2027 in Betrieb nehmen. Herzstück sind zwei große, 60 Meter hohe Tanks, die jeweils 240.000 Kubikmeter Gas speichern können. Es sollen die größten in Europa werden. Ihre Kunden nutzen diese Tanks, um eingekauftes Gas zu lagern und dann zu verkaufen. Die HEH stellt die Infrastruktur zur Verfügung, sie handelt nicht mit Gas, stellte Geschäftsführer Jan Themlitz klar.
Geliefert werden die verflüssigten Gase per Spezialtanker. Den Energiehafen dafür haben Bund und Land bereits für 300 Millionen Euro gebaut. Das schwimmende LNG-Terminal, die FSRU liegt bereits dort - und wartet noch auf die erste LNG-Ladung, um sie ins bundesdeutsche Gasnetz einzuspeisen.

So soll es mal aussehen: Der Anleger für LNG-Schiffe, die das Gas abholen, und das Terminal an Land in der Visualisierung. Foto: HEH

Kran und Baugerät stehen auf der 24 Hektar großen LNG-Baustelle auf Bützflethersand. Foto: Georg Wendt/dpa