TStades LNG-Terminal: Das lange Warten auf den ersten Gastanker
Der fertige Stader Energiehafen mit der FSRU Transgas Force. Bis der Betrieb losgeht, dauert es noch. Foto: NPorts/WiWi
Erst wurde ein rasantes Tempo hingelegt, um den Stader Energiehafen zum Import von verflüssigten Gasen wie LNG zu bauen - jetzt herrscht Stillstand. Das schwimmende LNG-Terminal ist längst da. Bis es den Betrieb aufnimmt, werden noch Monate vergehen.
Stade. Was waren sie stolz, was haben sie sich gefeiert und sich gegenseitig auf die Schultern geklopft: 200 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft feierten im Dezember den neuen Stader Energiehafen auf der Elbe.
Ernüchterung nach der Party-Stimmung
An Bord der MS Helgoland waren die beiden Minister Olaf Lies (SPD) und Christian Meyer (Grüne) aus Hannover, der Staatssekretär aus dem Bundeswirtschaftsministerium Stefan Wenzel (Grüne), der US-Generalkonsul aus Hamburg, Landrat, Bürgermeister, Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie führende Köpfe der beteiligten Unternehmen. Heute ist der Euphorie Ernüchterung gewichen.
„Wir rechnen mit einer Inbetriebnahme des Terminals im zweiten Halbjahr 2024“, heißt es etwas vage von der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) auf TAGEBLATT-Nachfrage. Die DET managt für das Bundeswirtschaftsministerium den Betrieb der LNG-Terminals mit Nordsee-Zugang. Der Inbetriebnahmetermin in Stade sei konkret noch nicht festgelegt.
An dem bisher unbekannten Termin wird auch die erste LNG-Lieferung erwartet, so ein DET-Sprecher. Grund der Verzögerungen: Es seien „Restarbeiten zu erledigen und Dokumentationen zu erstellen“. Die würden für eine sichere Inbetriebnahme benötigt.
Hätten sich alle mehr Zeit nehmen können?
Ursprünglich hatte sich Niedersachsens Hafenbetreiber NPorts mächtig ins Zeug gelegt, um in knapp einem Jahr für 300 Millionen Euro den neuen Energiehafen mit Anleger für LNG-Schiffe aus dem Boden zu stampfen. Das LNG sollte noch für die auslaufende Winterperiode in Gasform ins bundesdeutsche Netz geleitet werden, um einer befürchteten Gasmangellage vorzubeugen, so die Pläne einst. Heute drängt sich der Eindruck auf, dass sich alle Beteiligten mehr Zeit hätten lassen können.
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Das gilt vor allem auch für das Chartern der FSRU Energos Force, das schwimmende LNG-Terminal, in dem das tiefgekühlte und damit verflüssigte Erdgas in seinen Originalzustand zurückversetzt wird. Es liegt seit Mitte März, damals unter großen Sicherheitsvorkehrungen angekommen, am neuen Anleger der Elbe auf Höhe des Dow-Geländes - und hat nichts zu tun.
Offiziell lautet die Antwort: „Die FSRU liegt am AVG in Stade und steht für die bevorstehende Inbetriebnahme zur Verfügung.“ Das wäre nicht weiter schlimm, wenn es die deutschen Steuerzahler nicht täglich eine große Summe kosten würde.
Ungenutzte FSRU kostet jeden Tag richtig Geld
Wie hoch die Kosten sind, darüber schweigt die DET. „Zu Details der einzelnen Charterverträge für unsere FSRUs können wir leider keine Auskunft geben“, heißt es offiziell. In glaubwürdigen Medienberichten wurde die Zahl 200.000 Euro genannt - pro Tag.
Die DET bleibt in ihren Antworten schwammig: „Selbstverständlich müssen entstehende Kosten durch eine zügige, aber sichere Inbetriebnahme so gering wie möglich gehalten werden.“ Daran arbeite die DET intensiv.
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Das gilt übrigens auch für die bereits per Auktion im Dezember versteigerten Gasanteile, die jetzt nicht geliefert werden können. Ob dadurch der DET Kosten entstünden, etwa durch Regresszahlungen? „Wir bitten um Verständnis, dass wir über Vertragsbeziehungen mit Dritten keine weiteren Details kommunizieren können.“ Die nächste Vermarktung für den Terminal in Stade plant die DET für den August.
Braucht das Land derzeit kein LNG?
Die dünne Begründung für die Verzögerung bei der Inbetriebnahme erscheint unvollständig. Offenbar wird derzeit in Deutschland kein zusätzliches Gas benötigt, von Mangellage ist keine Spur mehr, nachdem die Republik schon gut durch den Winter gekommen ist. Sommerliche Temperaturen und auf Sparflamme arbeitende Industriebetriebe schmälern den Gasverbrauch.
So ist das über Stade, aber auch das über das zweite Wilhelmshavener Terminal importierte LNG vor allem vorgesehen, um die deutschen Gasspeicher für den nächsten Winter zu füllen. Stand heute.