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Solarthermie

TStart-up: So will Student Maximilian Haak Heizkosten auf null senken

Kein Cent Heizkosten, weil das Eigenheim allein mit der Kraft der Sonne warm wird – genau das verspricht Maximilian Haak.

Kein Cent Heizkosten, weil das Eigenheim allein mit der Kraft der Sonne warm wird – genau das verspricht Maximilian Haak. Foto: Leuschner

Kein Cent Heizkosten, weil das Eigenheim allein mit der Kraft der Sonne warm wird – genau das verspricht Maximilian Haak. Der 24-Jährige setzt auf das Prinzip der Solar-Saisonspeicherung. Seit Kurzem vermarktet er sein Konzept im eigenen Start-up.

Von Heike Leuschner Montag, 15.04.2024, 06:52 Uhr

Cuxhaven. Maximilian Haak steht auf der Klappbrücke seiner Wahlheimat Cuxhaven und blinzelt in die Sonne. Tage wie diese mag er besonders. Denn die Sonne ist Basis seiner Geschäftsidee.

„Warum für das Heizen zahlen, wenn doch die Sonne scheint“, wirbt er auf der Internetseite seines Unternehmens Haak Energy. Er verspricht seinen Kunden: „Wir schaffen die Heizkostenrechnung ab.“

Haak ist 24 Jahre alt. Er stammt aus der Eifel, wo seine Eltern als Binnenschiffer ihren Lebensunterhalt verdient haben. Später zieht es die Familie dorthin, wo sie gern ihre Urlaube verbringt – an die Nordsee nach Cuxhaven.

Nach dem Abitur sucht der Abiturient Inspirationen für seinen beruflichen Werdegang. In Wien absolviert er ein Praktikum bei einem Unternehmen, das Windanlagen projektiert. Für Haak sind das die ersten Berührungspunkte mit erneuerbaren Energien. „Wie die Brüder aus dem Nichts ein Unternehmen hochgezogen haben, das hat mich fasziniert.“

„Schnell gemerkt, dass mir technisches Know-how fehlt“

Wenig später beginnt er mit seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Otto Beisheim School in Vallendar, das er mit dem Bachelor abschließt. Sein Ziel: ein eigenes Unternehmen. Haak will sein unternehmerisches Wissen und sein Faible für erneuerbare Energien kombinieren. „Aber ich habe schnell gemerkt, dass mir technisches Know-how fehlt.“

Parallel zu seinen Gründer-Ambitionen schreibt er sich an einer Fernuni in Süddeutschland für ein Ingenieurstudium ein. Ein Seminar zum Thema Thermodynamik fesselt ihn besonders. Die Idee, Häuser rund ums Jahr allein mit Sonnenenergie zu beheizen, lässt ihn nicht mehr los. Er schwärmt davon, „im Winter die Wärme des Sommers zu nutzen, nie wieder Heizkosten zu bezahlen und dabei kein Gramm Kohlendioxid in die Atmosphäre abzugeben“.

Mit Datenbanken für Solarstrahlung rechnet er aus, was es braucht, um so viel Sonnenenergie zu erhalten, dass sich damit ein Haus ein ganzes Jahr lang heizen lässt – ohne eine zusätzliche Wärmequelle. Die Ergebnisse diskutiert er mit Wissenschaftlern seiner Uni. Dann will er seine Idee praxistauglich machen. „Ich habe lange versucht, Heizungsbauer und Energieberater zu finden, mit denen man das Konzept zusammen entwickeln kann.“ Schließlich lernt er einen Praktiker kennen, der ihm hilft.

In der Eifel testet Haak sein Solarthermie-Konzept

Einige Monate später sucht Haak eine Möglichkeit, sein Konzept vom Papier in die Praxis zu übertragen. In einem 800-Seelen-Dorf in der Eifel wird er im Herbst vergangenen Jahres fündig. „Da gab es einen Handwerker, der hatte alles, was ich gebraucht habe: eine Garage und ein Haus, das er gerade um einen 50-Quadratmeter-Anbau erweitern wollte.“

Auf dem Dach installiert er Solarthermie-Paneele statt klassischer Photovoltaikanlagen. „Der Wirkungsgrad eines Solarthermie-Panels liegt über 90 Prozent, während der von Photovoltaik-Paneelen kaum 20 Prozent übersteigt. Das bedeutet, wir können auf demselben Quadratmeter eines Dachs beinahe das Fünffache an Wärmeenergie gewinnen“, rechnet er vor.

Die durch Sonnenstrahlung erzeugte Wärme transportiert Haak mittels herkömmlichen Heizungswassers ab. Außerdem setzt er auf DrainBack, eine Technologie, bei der die in den Kollektoren erwärmte Solarflüssigkeit nachts und bei geringer Sonneneinstrahlung automatisch aus den Kollektoren abgelassen und in einem separaten Behälter gesammelt wird. Das spare den Einsatz von Frostschutzmitteln, was nicht nur kostengünstiger, sondern auch umweltschonender sei.

Wo wird die Sonnenwärme für den Winter gespeichert?

Und wie speichert Haak die Sonnenenergie für den Winter? „Das beruht auf einem einfachen physikalischen Prinzip“, erklärt er. Je größer das zu speichernde Volumen, desto geringer werde die Oberfläche, die für die Speicherung erforderlich ist. „Ab einer bestimmten Größe ist das Volumen-Oberfläche-Verhältnis an einem Punkt, wo man erreicht, dass man auch saisonal Wärme speichern kann.“

Haak weiß, dass die Idee der Saisonspeicherung von Solarenergie nicht neu ist. Bereits in den 1990er-Jahren haben Solarpioniere mit Sonnenwärme experimentiert. Doch das Prinzip hat Tücken, und es gilt als teuer. Vorreiter auf dem Gebiet ist Jenni Energietechnik, ein vor 28 Jahren in der Schweiz gegründetes Unternehmen, das Solar- und Heizungsspeicher bis heute produziert.

„Anderes System ist zwei- bis dreimal teurer als unseres“

Anders als Jenni Energietechnik will Haak keine Stahl-, sondern Kunststofftanks nutzen und diese auch nicht in größere Häuser einbauen, sondern neben kleineren Häusern im Erdreich vergraben. Die Tanks und deren Isolierung beruhen auf einer eigenen Entwicklung von ihm, sagt er.

Fürs Erste sieht der Jungunternehmer seine Kunden auf dem Ein- und Zweifamilienhaussektor. Für ein Haus mit 200 Quadratmetern Wohnfläche sei ein Tank erforderlich, der zwischen 80.000 und 100.000 Liter Wasser speichern könne, um die Fläche autark zu beheizen. Haak spricht von Abmessungen von acht mal vier mal drei Metern, einem Tank, der sich auf vielen Gartengrundstücken „problemlos unterbringen“ lasse.

110 Quadratmeter Dachfläche für 200-Quadratmeter-Haus

Außerdem rechnet Haak mit 100 bis 110 Quadratmetern Dachfläche für eine ausreichend große Solarthermieanlage. Eine Schätzung, wie er betont: „Man benötigt natürlich den Energieausweis für den spezifischen Energieverbrauch eines Gebäudes, um danach die Anlage zu planen.“ Die Kosten für die gesamte Konstruktion inklusive Arbeitskosten schätzt Haak auf rund 20.000 Euro.

Da er bislang noch kein Firmengebäude und Angestellte hat, will er bei seinen ersten Aufträgen vorwiegend mit Partnerunternehmen zusammenarbeiten. Den Wärmespeicher möchte er aber von Beginn an selbst liefern und auch einbauen. „Den gibt es so auf dem Markt bisher nicht.“

„Keine Wunderlösung und auch kein Allheilmittel“

Haak verspricht zwar 100-prozentige Unabhängigkeit von anderen Heizsystemen, sagt aber auch, dass seine Lösung keine Wunderlösung und keine Allheillösung für alle Häuser ist. „Natürlich bedeutet das alles Aufwand und einen Eingriff in die Optik des Hauses, aber es ist auch pure Autarkie. Man hat keine Sorge mehr, was mit Gas- oder Ölpreisen passiert. Die Sonne scheint immer.“

Die Frage, ob ihn manchmal nicht doch Zweifel beschleichen, verneint der 24-Jährige. „Ich habe den Prototyp selbst gebaut. Ich habe die Isolationspaneele zusammengebaut, den Tank geschweißt, die Elektrik gemacht. Ich hatte professionelle Unterstützung und Leute, die bestätigen, dass das Ganze funktioniert. Es ist alles da, um den Menschen die Sorgen über Heizkosten zu nehmen.“

Saisonspeicherung

Das Prinzip der Saisonspeicherung von Sonnenwärme ist nicht neu. In den 90er-Jahren wurde es in der damals größten Solarsiedlung Europas in Hamburg-Bramfeld eingesetzt. Wir sprechen mit einem Energieunternehmer aus der Region, der an dem Projekt beteiligt war und fragen bei der Klimaschutzagentur Energiekonsens nach, was von dem Prinzip der Saisonspeicherung von Sonnenenergie zu halten ist.

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