TStreik beim Schiffseinrichter – Abwanderung zu Airbus

Rund 20 Mitarbeiter aus der Produktion der Gehr GmbH sind in den Warnstreik getreten. Unter anderem fordern sie eine Inflationsausgleichsprämie von 2000 Euro. Foto: Jan Iven
Warnstreik bei der Gehr GmbH im Kreis Cuxhaven: Die Gewerkschaft IG Metall wirft der Geschäftsführung eine Blockadehaltung vor. Dort widerspricht man.
Lunestedt. Es ist kalt am frühen Montagmorgen vor dem Werkstor der Gehr GmbH in Lunestedt. Der Kaffee ist alle, die Kollegin von der Gewerkschaft IG Metall holt Nachschub. Seit Schichtbeginn um 6 Uhr befinden sich die rund 20 Mitarbeiter aus der Produktion des Schiffseinrichters im Warnstreik. Heute wird hier nichts mehr produziert.
„Lasst euch nicht einschüchtern. Ihr habt eine starke Position. Die können euch nicht ersetzen“, sagt Felix Groell, Gewerkschaftssekretär der IG Metall. Auf dem Arbeitsmarkt sehe es gut aus, gerade Tischler würden überall händeringend gesucht. „Deswegen ist es ziemlich ungewöhnlich, dass das Unternehmen in vier Gesprächen kein einziges Angebot vorgelegt hat“, sagt Groell.
Warnstreik bei Gehr – Geschäftsführer widerspricht Gewerkschaft
Seit Anfang des Jahres hatte es bereits mehrere Verhandlungsrunden mit dem Unternehmen gegeben sowie zwei kurze Warnstreiks. Die IG Metall fordert für die Beschäftigten eine Lohnerhöhung von sieben Prozent sowie einen einmaligen Inflationsausgleich von 2000 Euro. Mit den sieben Prozent orientiere man sich an anderen Branchen und einer Inflation von sechs Prozent. Vom Unternehmen hätte es aber nicht einmal ein Gegenangebot gegeben, heißt es seitens der Gewerkschaft.
Beim Unternehmen Gehr wird dieser Aussage hingegen deutlich widersprochen. „Der Gewerkschaft ist unser Angebot wohlbekannt“, so Geschäftsführer Jens Uwe Otten. Zum Inhalt wollte er sich mit Hinweis auf die laufenden Verhandlungen jedoch nicht äußern. Zudem verwies der Geschäftsführer auf eine Betriebsversammlung am Montag, 29. April, bei der sich die Unternehmensleitung äußern werde.

Felix Groell ist Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Weser-Elbe. Foto: Jan Iven
Nach Angaben der Gewerkschaft wolle die Geschäftsführung erst die weiteren Tarifverhandlungen im Herbst abwarten und dann erneut reden. „Das ist für uns aber kein Angebot, weil die Mitarbeiter die Inflation jetzt zu spüren bekommen“, sagt Gewerkschaftssekretär Groell. „Die Preise im Supermarkt werden bestimmt nicht wieder runtergehen.“
Die Geschäftsführung habe in den Verhandlungen zwar darauf hingewiesen, dass die wirtschaftliche Situation derzeit nicht einfach sei. „Es wurden uns aber keine Zahlen vorgelegt. Deswegen können wir das nicht nachvollziehen“, sagt Groell. Gegenüber der „Nordsee-Zeitung“ wollte sich die Geschäftsführung nicht dazu äußern.
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Bei der Gewerkschaft spricht man von einer „Blockade“ seitens des Unternehmens. „Das ist schon eine ganz schön heftige Verweigerungshaltung und überhaupt keine Wertschätzung für die Mitarbeiter“, sagt Nils Bothen von der IG Metall Bremerhaven, der Betriebsrat bei der Lloyd Werft ist. Er berichtete, dass sich der Schiffsbau langsam wieder im Aufwind befindet. Für Lohnzurückhaltung sehe er daher keinen Grund.
Am einfachsten wäre es aus Sicht der Gewerkschaft, wenn die Gehr GmbH wieder zum Flächentarif zurückkehren würde, den sie in den 1990er-Jahren verlassen hat. Das würde auch helfen, neue Mitarbeiter zu finden und das bestehende Personal zu halten.
Schiffsausstatter Gehr: Haben schon Mitarbeiter gekündigt?
„Zwei Mitarbeiter haben uns schon verlassen und arbeiten jetzt bei Airbus in Nordenham“, sagt Matthias Brüchmann, Betriebsrat bei Gehr. Beide wohnen demnach in Lunestedt und seien jahrelang mit dem Fahrrad zur Arbeit gekommen. Doch nun nehmen sie lieber die lange Anfahrt nach Nordenham in Kauf. „Das macht man nicht, wenn man zufrieden ist“, sagt Brüchmann. Wie aus Stellenanzeigen auf der Internetseite der Gehr GmbH hervorgeht, sucht die Gehr GmbH derzeit mehrere Mitarbeiter.