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TStreit um A20: SPD ist für und gegen Küstenautobahn

So könnte nach einer Darstellung der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr der Elbtunnel-Eingang aussehen.

So könnte nach einer Darstellung der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr der Elbtunnel-Eingang aussehen. Foto: Archiv

Der Ausbau der Autobahnen in Norddeutschland ist blockiert, weil trotz Sondervermögen kein Geld da ist. In der SPD gibt es dazu zwei völlig unterschiedliche Meinungen.

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Von Karsten Wisser
Dienstag, 23.09.2025, 05:50 Uhr

Landkreis. Der Stillstand beim Ausbau der Autobahn A20 bereitet dem SPD-Unterbezirk Stade große Sorge. Seit Jahrzehnten wird das Projekt angekündigt, neu bewertet und verschoben – eine spürbare Verbesserung für die Menschen und Betriebe in der Region ist bis heute nicht eingetreten, so die SPD. „Schuldzuweisungen zwischen den politischen Ebenen helfen nicht weiter, denn sie bringen die Region keinen Schritt nach vorne.“

Alle großen Straßen-Projekte sind blockiert

Die Sozialdemokraten reagieren auf den jüngsten Streit innerhalb der schwarz-roten Bundesregierung. Weil das Verkehrsministerium nicht genug Geld hat, sind wie berichtet in der Region alle wichtigen Autobahn- und Bundesstraßen-Projekte, die Baureife haben oder kurz davor stehen, blockiert.

Betroffen ist die unter anderem Küstenautobahn A20. In der Region geht es konkret um das Autobahnkreuz Kehdingen, den neuen Elbtunnel bei Drochtersen, die Verlängerung der A26 von Stade nach Drochtersen, einschließlich der Verlegung des Industriegleises in der Stadt Stade, sowie die A26 Ost als Verbindung zwischen der A 7 und der A1. Betroffen ist auch die Ortsumgehung Elstorf im Zuge der B3neu. Über den ersten Bauabschnitt der A26 Ost entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am 30. September.

Gemeinden dürfen nicht abgehängt werden

Laut SPD sei es entscheidend, dass für die Menschen vor Ort endlich Lösungen umgesetzt werden. Besonders die Gemeinden Nordkehdingen und Drochtersen seien vom überregionalen Verkehrsnetz weitgehend abgekoppelt.

„Es reicht nicht, immer wieder über diese Projekte zu reden – wir müssen konkrete Schritte planen und umsetzen, damit unsere Gemeinden wirtschaftlich profitieren und nicht abgehängt werden“, sagt Gerrit Steffens, stellvertretender Unterbezirksvorsitzender (UB) aus Buxtehude.

Die Visualisierung zeigt die geplante Anschlussstelle B73 bei Neu Wulmstorf. Die B73 wird mittels Brückenbauwerk über die B3neu geführt. Auch hier geht es erst einmal nicht weiter.

Die Visualisierung zeigt die geplante Anschlussstelle B73 bei Neu Wulmstorf. Die B73 wird mittels Brückenbauwerk über die B3neu geführt. Auch hier geht es erst einmal nicht weiter. Foto: NLStBV

Für die SPD ist klar: Es geht um eine leistungsfähige Verkehrsanbindung – dazu gehören die A20 und die A26 als zentrale Projekte. Frauke Langen, ebenfalls stellvertretende UB-Vorsitzende aus Harsefeld, sagt: „Wir müssen nicht nur auf Bundesebene Druck machen, sondern auch auf Landkreisebene aktiv werden, damit attraktive Fährverbindungen, ÖPNV und andere überregionale Verkehrsprojekte schneller entwickelt und realisiert werden.“

Anne Wolff-Meuter (SPD) ist Ortsvereinsvorsitzende in Oldendorf-Himmelpforten.

Anne Wolff-Meuter (SPD) ist Ortsvereinsvorsitzende in Oldendorf-Himmelpforten. Foto: Berlin

Anne Wolff-Meuter, stellvertretende UB-Vorsitzende aus dem Ortsverein Oldendorf-Himmelpforten, sagt: „Unsere Region verdient eine moderne Infrastruktur, die Menschen und Betriebe verbindet. Wir setzen uns dafür ein, dass die Planungen für A20 und A26 zügig umgesetzt werden und die Lebensqualität vor Ort spürbar steigt.“

Wir setzen uns dafür ein, dass die Planungen für A20 und A26 zügig umgesetzt werden und die Lebensqualität vor Ort spürbar steigt

Anne Wolff-Meuter, SPD

Jan Büther, stellvertretender UB-Vorsitzender aus Drochtersen, sagt: „Es geht nicht nur um den Asphalt zwischen Nordkehdingen und Hamburg, sondern um die Zukunftschancen der Menschen in unseren Gemeinden. Mit verlässlicher Planung und regionalen Initiativen wollen wir dafür sorgen, dass Nordkehdingen und Drochtersen wirtschaftlich den Anschluss halten können und die Region für alle Generationen attraktiv bleibt.“

Der SPD-Nachwuchs will A20 verhindern

Die SPD-Nachwuchsorganisation widerspricht der Mutterpartei allerdings vehement. Der Landesvorstand der Jusos Niedersachsen und die Bezirksvorstände der Jusos Nord-Niedersachsen und Weser Ems haben sich an die niedersächsischen Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion gewandt.

Nur langsam kommen die Fahrzeuge auf der Autobahn A7 vor dem Elbtunnel voran. Eine Entlastung durch einen neuen Elbtunnel ist aber in weiter Ferne.

Nur langsam kommen die Fahrzeuge auf der Autobahn A7 vor dem Elbtunnel voran. Eine Entlastung durch einen neuen Elbtunnel ist aber in weiter Ferne. Foto: Bodo Marks/dpa

Sie fordern, sich im Parlament gegen den Neubau der Küstenautobahn A20 einzusetzen. Sie verweisen auf die Wirtschaftlichkeit und die Klimafolgen des Projektes. Für die Jusos sei klar, dass fossile Infrastruktur nicht der richtige Weg sein könne, um die Mobilität und den Güterverkehr zukunftsfest und im Bewusstsein der Klimakrise aufzustellen.

Jusos: A20 vernichtet einzigartigen Naturraum

Der Neubau der A20 sei klimapolitisch besonders unverantwortlich, weil 80 Prozent der Trasse über tiefgründige Moor- und Marschböden verlaufen. Diese Flächen seien keine „nutzlosen“ Landschaften, sondern Kohlenstoffspeicher, die über Jahrhunderte große Mengen Treibhausgase binden würden.

„Durch den Bau der A20 wird nicht nur ein einzigartiger Naturraum vernichtet, sondern auch die Einhaltung der Klimaziele massiv erschwert“, sagt Elias Anisimov, stellvertretender Landesvorsitzender der Jusos.

Frage der Generationengerechtigkeit

Hinzu komme die enorme Klimabelastung durch den Bau. Hier gehe es deshalb nicht nur um Klimaschutz, sondern um Generationengerechtigkeit. „Wir entscheiden heute darüber, ob Kinder und Jugendliche in Zukunft in einer lebenswerten, klimaneutralen Welt aufwachsen können“, sagt Fabio Lindhorst, Bezirksvorsitzender der Jusos Nord-Niedersachsen.

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