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Handball-Bundesliga

TStudium, Liebe, Handball: Warum von Prittwitz dem BSV die Treue hält

Teresa von Prittwitz fühlt sich wohl in Buxtehude. Das hat nicht nur mit dem Team zu tun.

Teresa von Prittwitz fühlt sich wohl in Buxtehude. Das hat nicht nur mit dem Team zu tun. Foto: Jan Iso Jürgens

Seit fast zehn Jahren spielt Teresa von Prittwitz für den Buxtehuder SV. Ein Leben ohne den Verein kann sie sich kaum vorstellen. Doch nun läuft ihr Vertrag aus.

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Von Tim Scholz
Dienstag, 18.02.2025, 16:55 Uhr

Buxtehude. Als das TAGEBLATT Teresa von Prittwitz erreicht, sitzt sie gerade im Auto. Hinter der 24-Jährigen liegt der erste Tag ihres Praktikums in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie.

In den nächsten drei Monaten wird von Prittwitz die Arbeit in der Einrichtung kennenlernen, an Gesprächen und Gruppentherapien teilnehmen. „Hier wird auch viel gespielt, um mit den Kindern in Kontakt zu kommen“, sagt von Prittwitz.

Das Praktikum ist Teil ihres Masterstudiums und eine echte Herausforderung. 38,5 Stunden nimmt es in Anspruch, dazu kommen Klausuren und neun Trainingseinheiten pro Woche mit dem BSV. „Das erfordert einiges an Organisation“, sagt von Prittwitz, wirkt aber keineswegs überfordert. „Mit dem Psychologiestudium und dem Handball lebe ich das, was ich mir schon früh erträumt habe.“

„Ich bin ein Familienmensch“

Von Prittwitz war 15 Jahre alt, als sie aus der bayerischen Oberpfalz in den Norden zog. „Ich bin ein Familienmensch, deshalb ist mir dieser Schritt nicht leicht gefallen“, sagt von Prittwitz.

Nach einem schwierigen ersten Jahr hat sie sich in Buxtehude eingelebt, auch dank ihrer damaligen Jugendtrainerin Heike Axmann. „Sie war immer für mich da und hat mir ein positives Gefühl gegeben“, sagt von Prittwitz. „Rückblickend würde ich alles wieder so machen.“

Teresa von Prittwitz über ihre Jugendtrainerin Heike Axmann: „Sie war immer für mich da.“

Teresa von Prittwitz über ihre Jugendtrainerin Heike Axmann: „Sie war immer für mich da.“

Seit neun Jahren lebt von Prittwitz nun in Buxtehude. Hier hat sie nicht nur ihren Freund Tim Fock, Handballer beim SV Beckdorf, kennengelernt und ihre besten Freunde gefunden, hier kann sie auch ihr Studium beenden.

Der Sonnenschein im Team

Auch ist ihr der Verein ans Herz gewachsen. „Hier bin ich Bundesligaspielerin geworden, habe viel Vertrauen bekommen und einen sehr wichtigen Stand in der Mannschaft“, sagt von Prittwitz. Seit einigen Jahren gehört sie dem Mannschaftsrat an.

An sie wenden sich zum Beispiel junge und neue Spielerinnen, wenn sie Wünsche haben, aber nicht direkt zum Trainer gehen wollen. „Ich bin ein Mensch, der darauf achtet, dass es allen gut geht“, sagt von Prittwitz.

Der Verein ist ihr ans Herz gewachsen: Teresa von Prittwitz spielt seit 2016 beim BSV.

Der Verein ist ihr ans Herz gewachsen: Teresa von Prittwitz spielt seit 2016 beim BSV. Foto: Jan Iso Jürgens

Beim BSV wird sie als Sportlerin und Persönlichkeit geschätzt. Von Prittwitz gilt als Sonnenschein im Team. „Terry hat eine positive Wirkung auf ihr Umfeld“, sagt Leun. Und auf dem Feld?

„Sie hat Bock, an ihre Grenzen zu gehen“

Leun erinnert sich an das Probetraining in der BSV-Jugend: Zusammen mit ihrem Vater saß der Bundesliga-Trainer auf der Tribüne. Schnell merkten die beiden, dass von Prittwitz genau das wollte. „Sie hat alles gegeben, war kurz vor dem Zusammenbruch“, sagt Leun.

Schon damals sei klar gewesen, dass von Prittwitz eine Kämpferin ist. „Sie hat Bock, an ihre Grenzen zu gehen und bringt Energie auf die Platte“, sagt Leun. „Sie ist offen, nimmt Korrekturen und Hilfen an und will sich weiterentwickeln. Das ist ein sehr angenehmes Arbeiten.“

Worauf es auf ihrer Position ankommt

Seit 2020 spielt von Prittwitz für die Bundesligamannschaft. Anfangs stand sie noch im Schatten von Ex-Nationalspielerin Lone Fischer, heute ist sie die Nummer eins auf Linksaußen.

Teresa von Prittwitz spielte bereits in der Jugend bei der DJK-SV Berg (Oberpfalz) mit Torhüterin Laura Kuske zusammen.

Teresa von Prittwitz spielte bereits in der Jugend bei der DJK-SV Berg (Oberpfalz) mit Torhüterin Laura Kuske zusammen. Foto: Jan Iso Jürgens

Dabei spielte von Prittwitz noch in der Jugend auf Rückraum-Mitte, konnte das Spiel selbst gestalten. „Heike hatte das Gefühl, dass ich es auf Außen bis ganz nach oben schaffen kann“, sagt von Prittwitz. „Damit hatte sie recht.“

Dennoch war es eine große Umstellung. „Auf Außen hat man nicht ständig den Ball und ist darauf angewiesen, dass die Mitspielerinnen einen sehen“, erklärt von Prittwitz.

So gebe es auch mal Spiele, in denen man nur wenige Chancen habe. „Man bekommt drei Bälle und muss sie im besten Fall reinmachen“, sagt sie. „Man muss immer voll da sein, auch wenn man zehn Minuten keinen Ballkontakt hatte.“

Von Prittwitz steigert sich im Saisonverlauf

Andererseits sei es „eine richtig coole Position“, sagt von Prittwitz. Auf Außen komme es auf Schnelligkeit, Athletik, Sprungkraft und Variabilität im Wurf an.

Was das bedeutet, war zuletzt beim Heimsieg gegen den VfL Oldenburg zu sehen. Von Prittwitz machte ein überragendes Spiel, störte hinten immer wieder die Angriffe des Gegners, eroberte Bälle, lief viele Gegenstöße und traf neunmal, darunter ein sehenswertes Kempa-Tor.

Teresa von Prittwitz hat in dieser Saison bisher 37 Tore in 13 Spielen erzielt.

Teresa von Prittwitz hat in dieser Saison bisher 37 Tore in 13 Spielen erzielt. Foto: Jan Iso Jürgens

Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich von Prittwitz im Lauf der Saison gesteigert, was auch daran liegt, dass der BSV hinten besser steht und sich dadurch mehr Umschaltmomente ergeben. „Im Vergleich zur ersten Saisonphase liegt Terry jetzt bei 70 Prozent“, sagt Leun, eine gute Wurfquote für eine Außenspielerin. Ihr Ziel ist es, im Abschluss noch sicherer zu werden.

Trainer Leun plant weiter mit der Linksaußen

Am Saisonende läuft ihr Vertrag aus. Wie es weitergeht, ist noch offen. Doch laut Trainer Leun könnte die Zusammenarbeit fortgesetzt werden. „Terry ist fest in meinen Planungen für die nächste Saison“, sagt er.

Trainer Dirk Leun schätzt die positive Art der Außenspielerin.

Trainer Dirk Leun schätzt die positive Art der Außenspielerin. Foto: Jan Iso Jürgens

Das kann sich auch von Prittwitz vorstellen: „Aktuell ist Buxtehude die beste Adresse für mich.“

Doch ist der BSV das Ende der Fahnenstange? Von Prittwitz sagt, sie habe in der Vergangenheit auch schon über Wechsel nachgedacht und träume davon, irgendwann in Dänemark zu spielen. „Aber egal, wohin es mich noch verschlägt, ich würde immer wieder hierher zurückkommen.“

Vor dem THC-Spiel: Grippewelle ebbt ab

Vor der Länderspiel-Pause reist der Buxtehuder SV am Mittwoch (19.30 Uhr/live bei sportdeutschland.tv und Dyn) zum Tabellendritten Thüringer HC.

Das Hinspiel verlor der BSV zwar mit 26:29, doch an den kämpferischen Schlussspurt, als man bis auf ein Tor herankam, erinnert man sich in Buxtehude gerne. „Auch jetzt wollen wir bereitstehen, wenn sich die Chance bietet“, sagt Trainer Dirk Leun. „Klar ist es eine schwere Auswärtsaufgabe, aber auch andere Vereine haben den THC in ihrer eigenen Halle lange geärgert.“

Nur gegen die beiden Spitzenteams Ludwigsburg und Dortmund hat der THC bisher zu Hause verloren, dazu kommt ein Unentschieden gegen Metzingen. In der European League hingegen bangt der THC nach einer Klatsche in Norwegen um den Einzug ins Viertelfinale.

Das Hinspiel in der Halle Nord verlor Buxtehude mit 26:29.

Das Hinspiel in der Halle Nord verlor Buxtehude mit 26:29. Foto: Jan Iso Jürgens

Mit Rückraumspielerin Johanna Reichert (140 Tore) und Spielmacherin Natsuki Aizawa (81 Assists) hat der THC die beste Torschützin und die beste Vorlagengeberin der Liga in seinen Reihen. „Da müssen wir uns auf vieles vorbereiten“, sagt Leun. Der BSV hofft, den THC ärgern und die nächsten Big Points für das Ziel Play-offs einfahren zu können.

Im letzten Spiel gegen Meister Ludwigsburg (24:42) musste der BSV noch auf Lotta Heider, Isa Ternede, Levke Kretschmann und Torhüterin Laura Kuske (alle Grippe) verzichten. Leun ging am Dienstag davon aus, dass sie beim THC wieder spielen können. Verletzungsbedingt fehlen weiterhin Jolina Huhnstock und Maja Schönefeld. (bt/tim)

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