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TSurfpark: Darum herrscht Aqua-Stopp statt Wasser-Spaß im Stader Süden

Eine Surferin testet Deutschlands ersten Surfpark im oberbayerischen Hallbergmoos. Foto: Sven Hoppe/dpa

Eine Surferin testet Deutschlands ersten Surfpark im oberbayerischen Hallbergmoos. Foto: Sven Hoppe/dpa Foto: Sven Hoppe/dpa

Ein Surfpark im Stader Süden, das klingt nach lässigem Freizeitvergnügen. Alles andere als lässig verläuft die Planungsphase. Das Projekt geriet in den Fokus von Umweltverbänden und damit in die Mühlen der Justiz. Der Wasserspaß muss warten.

Von Lars Strüning Samstag, 25.10.2025, 06:00 Uhr

Stade. Frohen Mutes starteten die Brüder Jan und Dirk Podbielski aus dem Alten Land mit ihren Planungen für einen Surfpark, die sie 2018 via TAGEBLATT das erste Mal öffentlich machten. Die beiden sind selbst begeisterte Surfer und sind von der Idee eines ganzjährig geöffneten Beckens mit gleichmäßigen Wellen überzeugt. Mit 20 Millionen Euro war das Projekt damals veranschlagt. Damals. Das sagt schon viel.

BUND und Bürgerinitiative sagen „Surfpark - Nein danke“

Schnell gründete sich die Bürgerinitiative „Surfpark - Nein danke“ von Naturschützern, Landwirten und Nachbarn, die das Projekt kritisch sehen. Ihre Vorwürfe: unnötiger Flächenverbrauch, Eingriffe in die Natur, hoher Wasser- und Energiebedarf. Der BUND sprang mit auf und ließ den Surfpark juristisch unter die Lupe nehmen. Mit Erfolg - in ihrem Sinne.

So soll der Surfpark in Stade aussehen.

So soll der Surfpark in Stade aussehen. Foto: Surfgarten

Selten wurde eine Gewerbeansiedlung so durch den Wolf gedreht wie der Surfpark. Die Podbielskis mussten eine Stellvertreter-Diskussion über sich ergehen lassen: hier eine Freizeiteinrichtung im Zeichen des Wohlstands - da die Sorgen um die Umwelt und den hohen Energieverbrauch.

In der ersten Instanz folgten die Richter den Argumenten der Kritiker. Sie verhängten einen Baustopp. Denn auf den frisch von der Stadt ausgewiesenen Flächen für Gewerbe inklusive Surfpark hatten die Podbielskis - völlig rechtmäßig - bereits den Startschuss für die vorbereitenden Bauarbeiten erteilt. Das Verwaltungsgericht legte die Baustelle lahm. Stadt und Investoren wehrten sich dagegen.

Richter verhängen Baustopp für den Surfpark

Also ging es zur nächsten und letzten Instanz nach Lüneburg zum Oberverwaltungsgericht. Auch die zeigten mit dem Daumen nach unten, allerdings mit einem ganz anderen Ansatz als noch die Kollegen in Stade. Aus ökologischer Sicht gab es nicht viel zu beanstanden. Aber sie verwarfen den Bebauungsplan der Stadt in diesem Bereich, der Ende der 1990er Jahre für die Ansiedlung eines BMW-Werkes vorgesehen war.

Nach den ersten vorbereitenden Arbeiten lassen sich die Umrisse des Surfbeckens erahnen. Seit April ruht der Bau - und das wird vorerst auch so bleiben.

Nach den ersten vorbereitenden Arbeiten lassen sich die Umrisse des Surfbeckens erahnen. Seit April ruht der Bau - und das wird vorerst auch so bleiben. Foto: Martin Elsen

Denn: Die Grundstücke südlich des Flugplatzes und des Stader Airbuswerkes Richtung Deinste und entlang der neuen K30 Richtung Stade-Hagen sind der Industrie vorbehalten und nicht für Gewerbe reserviert. So steht es im Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises, der bindend ist. Gerade der Surfpark als Freizeiteinrichtung könnte die Ansiedlung von schwerer Industrie verhindern, so die Richter.

Gewerbe statt Industrie - das soll jetzt möglich sein

Schon interessant, wenn eine Klage des BUND zugunsten der Industrie entschieden wird. Aber die Kritiker hatten das, was sie wollten: ein Bauverbot. Stadt und Landkreis Stade versuchen, auf formalem Weg einen Ausweg zu finden, und der heißt „Zielabweichungsantrag“.

De Gegner des Surfparks in Stade versammeln sich nach der Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg.

De Gegner des Surfparks in Stade versammeln sich nach der Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg. Foto: Strüning

Die Stadt hat ihn gestellt, weil die Politikerinnen und Politiker im Stader Rat nach wie vor mit großer Mehrheit hinter den Podbielski-Plänen stehen. Der Landkreis Stade hat dem zugestimmt. Also darf sich jetzt auf der Industriefläche ausnahmsweise Gewerbe ausbreiten. „Damit ist ein wichtiger Schritt getan, um den vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg verhängten Baustopp für den geplanten Surfpark zu beenden“, teilt die Stadt Stade mit.

Der Bebauungsplan wurde mittlerweile am 4. September im Amtsblatt bekanntgemacht und ist damit in Kraft getreten. Damit kann, so die Stadt weiter, der Surfpark-Investor nun die Aufhebung des Baustopps beantragen. So weit, so gut. Aber was ist eigentlich konkret geplant?

Ein Sport- und Freizeitpark auf 60.000 Quadratmetern

Die Investoren nennen ihr Projekt Surfgarten. Es soll ein Sport- und Freizeitareal werden auf 60.000 Quadratmetern. Zentrale Einrichtung ist eine 20.000 Quadratmeter große „Surf-Lagune“, wie sie es nennen. Profis und Nachwuchssportler sollen hier ebenso surfen und trainieren können wie Einsteiger - je nach einzustellender Wellenhöhe von einem halben bis zu zwei Metern.

Bis zu 90 Surfer könnten gleichzeitig im Wasser sein, bis zu 1000 Sportler an einem Tag auf ihre Kosten kommen. 70 bis 90 Arbeitsplätze würden entstehen. Der Surfgarten soll aber noch mehr bieten. Angedacht sind Felder für Beachvolleyball, Streetball oder Basketball sowie ein Skaterpark und Fitnesskurse, ein Abenteuerspielplatz, viel Grün zum Erholen, ein Restaurant oder auch eine Kletterwand.

Den Energie- und Wasserverbrauch gibt Surfgarten.de wie folgt an: Es werde nur Strom aus erneuerbaren Energien verbraucht, eine eigene Photovoltaikanlage werde installiert, das Becken für die Surfer bliebe unbeheizt. Surfgarten rechnet mit einem Stromverbrauch von 1500 Megawattstunden im Jahr, vor allem zur Wellenerzeugung für die prognostizierten 100.000 Surfer.

Der Surfpark benötigt laut Investoren 40.000 Kubikmeter Wasser jährlich. Das Wasser werde im geschlossenen Kreislauf aufbereitet. Zwei große Regenwasserspeicher würden genutzt. Soweit die Angaben der Investoren. Kritiker zweifeln diese Zahlen als zu niedrig an.

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