TUmstrittener A26-Zubringer muss fast komplett neu geplant werden

Die Rübker Straße in Buxtehude: Hier sollen irgendwann einmal rund 22.000 Fahrzeuge täglich unterwegs sein. Foto: Wisser
So deutlich wie die Kreisbaurätin hat es noch niemand gesagt: Die per Gericht erzwungenen Änderungen beim Buxtehuder Autobahnzubringer kommen kompletten Neuplanungen gleich. Das sind die Gründe.
Buxtehude. „Was wir gerade machen, ist im Grunde eine Neuplanung“, sagt Madeleine Pönitz. Die Kreisbaurätin hat jetzt gegenüber der Politik sehr eindrücklich klargemacht, wie aufwendig die Bereinigung des Planfeststellungsbeschlusses für die Rübker Straße ist. Die Kreisstraße K40 soll zum Autobahnzubringer für Buxtehude ausgebaut werden. Es gibt aber weiterhin keine Perspektive dafür, dass das schnell gehen wird - im Gegenteil.
Rübker Straße: Rechtswidrigkeit und Nichtvollziehbarkeit
Zur Erinnerung: Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg hatte die bestehenden Pläne für den Ausbau der Straße zum Autobahnzubringer zum Jahreswechsel 2023/2024 als „Rechtswidrigkeit und Nichtvollziehbarkeit“ eingeordnet und umfangreiche Nachbesserungen gefordert. Im Gegensatz zur ersten Instanz beim Verwaltungsgericht Stade schloss das höchste niedersächsische Verwaltungsgericht aber den Ausbau nicht grundsätzlich aus.
„Wortbruch“
T A26-Protest: Rübker Anwohner werden beschimpft
„Viele Unterlagen und Untersuchungen sind zehn Jahre und älter. Damit können wir heute nicht mehr arbeiten“, sagt Pönitz. Der Landkreis Stade ist in Doppelfunktion für Planung und Genehmigung verantwortlich.
Planungen und Gerichtsverfahren dauern zwölf Jahre
Der Kreistag hatte den Planfeststellungsbeschluss im Oktober 2017 nach einem sechsjährigen Verfahren abgeschlossen. Das erste negative Urteil des Verwaltungsgerichts Stade fiel im November 2019. Bis zur Entscheidung des OVG Lüneburg vergingen noch einmal vier Jahre.

Für die normalen Autofahrer bleibt dieses Tor noch viele Jahre geschlossen. Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei haben einen Schlüssel. Foto: Wisser
Auf TAGEBLATT-Nachfrage, wie lange das jetzt laufende Verfahren dauern wird, wollte sich die Kreisbaurätin nicht festlegen. Mit dem Vorliegen der Ergebnisse der jetzt anlaufenden Untersuchungen und neuen Gutachten rechnet Pönitz 2027. Damit ist eine mögliche Fertigstellung in diesem Jahrzehnt wohl unwahrscheinlich. Der Lückenschluss der A26 nach Hamburg soll nach jetzigem Zeitplan 2028 erfolgen.
Wachtelkönig oder Mensch? Was ist wichtiger?
Bei fast null fangen die Mitarbeiter der Kreisverwaltung und die beauftragten Fachbüros auch deshalb an, weil die Richter schon die Variantenauswahl als bedenklich eingestuft haben.
Im OVG-Urteil wird zum Beispiel kritisiert, dass andere Varianten für den Autobahnzubringer zu früh verworfen worden sind. Die Richter bestätigten zwar, dass der Schutz des Vogelschutzgebietes „Moore bei Buxtehude“ und des Wachtelkönigs eine kleine Ortsumgehung mit Anschluss an den Kreisel Ostmoorweg/Harburger Straße sehr erschweren würde.
Das Gericht forderte aber eine Nachprüfung, ob die Betroffenheit der Anwohner an der Rübker Straße so massiv ist, dass eine Alternative, die das Vogelschutzgebiet beeinträchtigen könnte, möglich ist. Geklagt hatten vier Anwohner der Rübker Straße - zum Teil stellvertretend für die Interessengemeinschaft Rübker Straße.
Verkehrserhebungen an 18 verschiedenen Standorten
Erste Fortschritte gibt es bei einem weiteren zentralen Punkt: Für eine neue Verkehrsprognose gab es im Mai eine große Verkehrsuntersuchung an insgesamt 18 Standorten. Die Zahl der Fahrzeuge, die eine zum Autobahnzubringer ausgebaute Rübker Straße nutzen werden, entscheidet zum Beispiel über die Höhe der Lärmschutzwände. Auf Basis der letzten Prognose von rund 22.000 Fahrzeugen am Tag sind bisher drei Meter hohe Wände vorgesehen.

Dichter als an dieser Stelle werden die Autofahrer der fertigen A26-Anschlussstelle Buxtehude für viele Jahre nicht kommen. Foto: Wisser
Die Verkehrszählungen für die neue Prognose wurden zum Beispiel auf der Rübker Straße gemacht. Hier gab es vier Punkte. Gezählt wurde für einen Tag aber auch an den Autobahnanschlussstellen Jork und Neu Wulmstorf, an der Kreuzung Bundesstraße B73/B3 und an der Kreuzung B73/B3neu.
Wie belastbar sind die Zahlen für die Rübker Straße?
Weitere Erhebungspunkte gab es unter anderem auf der Apensener Straße, am Kreisel Estebrügger Straße, am Kreisel am Ortsausgang Dammhausen, in Neukloster an der Kreuzung B73/Jorker Straße, an der Kreuzung B73/Harburger Straße und am Kreisel Harburger Straße/Ostmoorweg.
Kritik gibt es von der IG Rübker Straße. Sprecher Ulrich Felgentreu zweifelt die Belastbarkeit der Zahlen für die Rübker Straße an. Im Zeitraum zwischen April und Mai 2025 fanden im Bereich des Neuenfelder Fährdeichs auf Hamburger Gebiet Bauarbeiten statt. Das hat sich mit dem Messtag Anfang Mai überschnitten. Die Straße wurde dafür vollständig gesperrt. „Damit konnten viele, die mit dem Auto zu Airbus nach Finkenwerder fahren, ihre übliche Strecke nicht mehr nutzen“, sagt Felgentreu. Deshalb sei in der Rübker Straße deutlich weniger Verkehr gewesen als normal.
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Statt rund 22.000 Fahrzeuge sind auf der Autobahn-Anschlussstelle Buxtehude nur gelegentlich Rettungsdienste, Feuer und Polizei im Einsatz. Foto: Wisser