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Urteil

TEdelmetall-Diebstahl bei Aurubis: Fredenbecker Mahmut C. muss für mehrere Jahre ins Gefängnis

Die Angeklagten und ihre Anwälte im Landgericht Hamburg.

Die Angeklagten und ihre Anwälte im Landgericht Hamburg. Foto: Christian Charisius/dpa

Im Prozess um Gold- und Silberdiebstähle beim Kupferhersteller Aurubis hat das Landgericht Hamburg Haftstrafen verhängt. Auch der Drahtzieher aus Fredenbeck muss ins Gefängnis. Aber die Strafe fiel geringer aus als von der Staatsanwaltschaft gefordert.

Von dpa Freitag, 23.02.2024, 19:05 Uhr

Fredenbeck/Hamburg. Als der Anti-Terror-Panzer Survivor im Juni 2023 auf das Luxus-Anwesen zusteuert, beginnt eine für den beschaulichen Ort Fredenbeck nicht für möglich gehaltene Clan-Razzia.

Mahmut C. wird im Zuge dessen festgenommen. Jetzt hat das Hamburger Landgericht geurteilt: Der 37-Jährige ist schuldig und wird zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.

5000 Kilogramm Silber und Gold von Aurubis abtransportiert

Hinter dem im vergangenen Sommer durchsuchten Wohnhaus in Fredenbeck befindet sich eine Reitanlage. Das Anwesen liegt in Alleinlage, auf einem Gebiet für therapeutisches Reiten. Die hohe Hecke rund um das Grundstück verbirgt den Blick auf ein villenartiges Gebäude mit großer Auffahrt und zahlreichen hochwertigen Fahrzeugen darauf. 5000 Kilogramm Silber und Gold im Wert von zehn Millionen Euro hat die Bande um Mahmut C. aus Zwischen- und Nebenprodukten vom Aurubis-Firmengelände im Hamburger Stadtteil Veddel abtransportiert. Die Taten liegen im Zeitraum zwischen 2020 und 2021.

Im Juni 2023 fand die Razzia in Fredenbeck statt.

Im Juni 2023 fand die Razzia in Fredenbeck statt. Foto: Vasel

Der Fredenbecker organisierte das Einsammeln und koordinierte den Absatz der Beute an Abnehmer aus der Türkei. Er hatte die Taten während des Prozesses zum Teil gestanden. Den Erlös allerdings habe er teilen müssen. Er sei zudem nicht Erfinder des Diebstahlsystems bei Aurubis gewesen und erst 2020 eingestiegen, hatte er während des Prozesses gesagt. Das hat auch die Kammer in ihrem Urteil berücksichtigt.

Chat-Auswertung: Fredenbecker war nicht der Banden-Chef

Mahmut C. sei nicht der Banden-Chef gewesen, sagt der Pressesprecher des Hanseatischen Oberlandesgerichts, Kai Wantzen, gegenüber dem TAGEBLATT. Das habe eine Chat-Auswertung, in der Mahmut C. über einen Chef spricht, gezeigt. Der 37-Jährige aus Fredenbeck habe aber eine leitende Rolle gespielt. Er war bei allen zwölf nachgewiesenen Taten dabei.

Die Staatsanwaltschaft hatte für Mahmut C. eine Haftstrafe von sieben Jahren und neun Monaten beantragt. Die Kammer ordnete seine Rolle ein und setzte die Strafe entsprechend geringer an. Der wahre Begünstigte an der Spitze der Bande ist noch unbekannt.

Organisiertes Verbrechen: Haft für fünf der sechs Angeklagten

Das Landgericht hat fünf der sechs Angeklagten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Nur ein Angeklagter (50) erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Die 33- bis 47-Jährigen erhielten Freiheitsstrafen zwischen drei Jahren sowie fünf Jahren und zehn Monaten wegen schweren Bandendiebstahls oder gewerbsmäßiger Hehlerei. Ein außergewöhnliches Verfahren gehe zu Ende, sagte der Vorsitzende der Großen Strafkammer, Nils Godendorff, am Freitag.

Die Verteidigung hatte für drei der sechs Angeklagten eine Bewährungsstrafe gefordert. Für die übrigen drei Männer sei eine Haftstrafe zwischen drei Jahren und fünfeinhalb Jahren auf Bewährung verlangt worden, so Gerichts-Pressesprecher Wantzen.

Bekannt geworden war der Fall Mitte Juni 2023. Damals ließ die Staatsanwaltschaft mehr als 30 Objekte in fünf Bundesländern durchsuchen, mit dabei waren Häuser und Wohnungen in Fredenbeck, Jork, Drochtersen, Harsefeld, Neu Wulmstorf und Munster sowie in Schneverdingen.

Hoher Fehlbestand: Folgen auch für Aurubis-Vorstände

Aurubis war in mehreren Fällen bis in die jüngste Zeit das Ziel von Kriminellen. Unter dem Strich sprach das Unternehmen im vergangenen Dezember bei der Präsentation der Jahresergebnisse für 2022/2023 von einem Fehlbestand an Metallen im Wert von 169 Millionen Euro.

Wegen der lange unentdeckten Schäden müssen Vorstandschef Roland Harings und zwei weitere Vorstände das Unternehmen vorzeitig verlassen. Das hatte Aurubis am 23. Januar nach einer Sitzung des Aufsichtsrates bekanntgegeben. (mit dpa)

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