TVirtuelle Galerie: Am Stader Hansehafen hängt Kunst in der Luft

Via QR-Code werden ihre Werke sichtbar: Die kreativen Stader Hans Borghorst und Philipp Stahmer inmitten ihrer virtuellen Ausstellung am Hansehafen. Foto: Weselmann
Stade ist um ein Erlebnis reicher. Die ungewöhnliche Idee von zwei kreativen Köpfen bietet jetzt einen neuen Anziehungspunkt in der Altstadt.
Stade. Wenn Menschen am Stader Hansehafen vermehrt ihr Smartphone hin und her schwenken, liegt das an einem neuen Hingucker im öffentlichen Raum. Entlang des Wassers hängt jetzt eine virtuelle Ausstellung in der Luft. Damit diese sichtbar wird, braucht es lediglich den richtigen Code.
In Stade gibt es eine neue Form der Bilderschau
Schlüsselmoment für das Projekt war eine Zufallsbegegnung von zwei Stader Kreativen am Fischmarkt. Hans Borghorst und Philip Stahmer hatten gleich ein gemeinsames Thema: Künstliche Intelligenz (KI). Beide beschäftigen sich schon lange mit den Möglichkeiten generativer KI im Bereich Gestaltung. Aus dem persönlichen Austausch entstand schließlich die Idee zu der neuartigen Bilderschau.

Der Tod ist gewiss, die Stunde nicht: „Mors certa, hora incerta“ von Hans Borghorst Foto: Hans Borghorst
Am Hansehafen haben die Zwei mithilfe von Augmented Reality (AR) einen digitalen Blickfang geschaffen, der insgesamt 16 KI-basierte Bildarbeiten zeigt und so den Stadtraum um eine neue Präsentationsform erweitert. Der Zugang ist einfach: Am Wasser Ost und West weisen Flyer und Plakate auf die Ausstellung hin. Der angegebene QR-Code führt dann in die entsprechende AR-Ansicht und damit direkt hinein in die virtuelle Galerie.
Kreatives Arbeiten mit KI ist ein großes Abenteuer
„Wir wollen Kunst in den Alltag der Menschen bringen“, so Initiator Hans Borghorst zum Grundgedanken des Projekts. Es gehe um Sichtbarkeit, Austausch und die Erprobung neuer Formate im öffentlichen Raum.
Für ihn ist das Arbeiten mit KI „ein großes Abenteuer“. „Alles, was neue Möglichkeiten bringt, ist begrüßenswert“, betont der Künstler und Autor des Buches „Frag mal die KI!“. Wie einst beim Aufkommen der digitalen Fotografie stünden viele KI-generierten Bildern skeptisch gegenüber, dabei eröffne die Technik einfach eine weitere Facette von Kunst.
„Innovation für alle“
Vom Mähroboter bis zum Gaming-PC: Das sind die IFA-Trends
Natur und KI
Warum KI-Bilder von Tieren problematisch sind
„Wenn Menschen stehen bleiben, schmunzeln, diskutieren oder Fragen stellen, hat die Kunst bereits gewonnen“, sagt Borghorst. Der 64-Jährige hat bereits ein KI-generiertes Bild als Auftrag für einen „Tatort“ erstellt und lange Zeit als Autor für Comedians wie Kurt Krömer und Olaf Schubert sowie den Lappan Verlag geschrieben.
Die KI-generierte Bildgestaltung ist ein Prozess, bei dem mithilfe eines KI-Werkzeugs aus Textbefehlen - sogenannten Prompts - oder bestehenden Werken neue Bilder erzeugt werden. „Es ist unglaublich, was dadurch gestalterisch möglich ist“, begeistert sich Hans Borghorst. Wenn man an eine Klaviatur denke, gebe es hier Tasten in unendlicher Zahl. Dabei erfordere das Generieren von Bildwerken aber einige Übung, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen.
Die virtuelle Galerie ist nur der Anfang
„KI ersetzt keine Kreativität, sie ist ein Verstärker“, sagt auch Philip Stahmer. „Mich reizt es, Grenzen des Machbaren immer ein Stück zu verschieben, ohne dabei die Menschen aus dem Blick zu verlieren.“ Der 46-jährige Mediendesigner hat ein Faible für neue Technik-Tools. Das war schon während seiner Arbeit für große Werbeagenturen so und ist heute im Team der Stader Hansa-Druckerei Stelzer nicht anders.
Stahmer ist tief verbunden mit der Stadt und bereits auf vielfältige Weise als Kulturmacher in Stade engagiert. So hat er beispielsweise die Fischmarkt Sessions mitbegründet.

„Cave Thron“ von Philip Stahmer. Foto: Philip Stahmer
Für ihn hat die gewählte Ausstellungsform mehrere Vorteile: „Die virtuelle Galerie ist frei zugänglich, ohne Eintritt, und bietet damit ein niedrigschwelliges und barrierearmes Erlebnis.“ Sie sei bewusst familienfreundlich und für alle Altersgruppen konzipiert. Dank Augmented Reality werde der öffentliche Raum außerdem weder verändert noch blockiert.
Selbst eine App-Installation ist nicht nötig. Die AR-Ansichten laufen im Browser moderner Endgeräte. Wer möchte, kann seinen Galeriebesuch per Screenshot festhalten - als analog-digitales Souvenir.
Die Ausstellung ist nur der Anfang. Die Kreativköpfe wollen AR und KI praktisch für Bildung und Gestaltung nutzbar machen und Kulturprojekte weiter ausbauen.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.