TVon wegen besinnlich: BSV über Weihnachten im Stress

Teresa von Prittwitz will am liebsten schon gegen Blomberg Punkte sammeln und jubeln. Foto: IsoluxX Fotografie
Mit den Festtagen beginnen für den BSV in der Handball-Bundesliga die Englischen Wochen. Die Spielerinnen und Coach Dirk Leun müssen über Weihnachten improvisieren.
Buxtehude. Weihnachten quetscht der Handball-Bundesligist Buxtehuder SV irgendwie zwischen die Spiele gegen Blomberg, Göppingen und das Training. „Das Besinnliche fällt ein bisschen weg“, sagt BSV-Trainer Dirk Leun. „Das ist ein taffes Programm“, sagt Linksaußen Teresa von Prittwitz. Neu ist das Pensum über die Feiertage für die Handballerinnen nicht. Es zwingt seit Jahren zur Improvisation.
Die Handball Bundesliga Frauen (HBF) als Dachverband der ambitionierten Handballerinnen hatte sich einst überlegt, dass Bundesligaspiele über Weihnachten Kassenschlager werden könnten. Und in der Tat sind die Hallen gut gefüllt. Damit aber nicht nur die Heimteams von diesen Ansetzungen profitieren, setzt die HBF gleich mehrere Spiele über Weihnachten und zwischen den Jahren an.
Zwei Spiele innerhalb von nur 46 Stunden
Der BSV reist am Sonntag, 22. Dezember, zur HSG Blomberg-Lippe (16 Uhr). Am Freitag, 27. Dezember, trifft der BSV vor eigenem Publikum ab 18 Uhr auf Frisch Auf Göppingen. Zwei Tage später geht es bei Sachsen Zwickau weiter (So., 29. Dezember, 16 Uhr). Leverkusen kommt am Samstag, 4. Januar, 16 Uhr, in die Halle Nord. Am Mittwoch, 8. Januar, gibt es ab 19.30 Uhr das Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Fünf Spiele in 18 Tagen. Englische Wochen.
Handball-Bundesliga
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Hinzu kommt die Drucksituation. Der BSV steht nach sieben Saisonspielen bislang noch ohne Sieg auf dem vorletzten Tabellenplatz. Zählbares wird langsam zur Pflicht. „Wir wollen schon gegen Blomberg punkten“, sagt von Prittwitz. Der Gegner vom nächsten Sonntag steht mit 9:5-Punkten auf Rang vier vergleichbar komfortabel da.
Das Blomberg-Spiel zwei Tage vor Heiligabend gilt nicht als Problem. Erst danach wird es happig, wenn der BSV einigermaßen die Balance zwischen besinnlichen Weihnachtstagen und Leistungssport finden will. Trainer Leun sagt, er könne sich nur bedingt auf Weihnachten freuen. Aber der Coach versammelt wenigstens Heiligabend seine ganze Familie unter dem Weihnachtsbaum.
Von Prittwitz feiert mit Familie in Nürnberg
Teresa von Prittwitz wird sich entweder direkt nach dem Blomberg-Spiel mit ihrem Vater ins Auto setzen und die halbe Nacht durchfahren bis in ihre Heimat Nürnberg. Oder sie nimmt am nächsten Morgen den Zug. Am 23. und 24. Dezember gibt Leun seinen Spielerinnen frei. Andere Spielerinnen aus dem BSV-Kader, deren Familien in der Schweiz, Norwegen oder den Niederlanden leben, kämpfen da mit ganz anderen logistischen Herausforderungen.

BSV-Trainer Dirk Leun bezeichnet seine Linkaußenspielerin als „Energiebündel". Foto: Jan Iso Jürgens
Von Prittwitz freut sich auf die wenigen Stunden mit ihren Eltern, Großeltern und vier Geschwistern. Am liebsten taucht sie mundgerechte Happen beim Fondue in den Topf mit geschmolzenem Käse oder legt frisches Gemüse in die Schälchen des Raclette-Grills.
Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages sitzt sie aber schon wieder im Zug, um pünktlich zum Training, abends um sechs, wieder in Buxtehude in der Halle zu stehen. Grundsätzlich finde sie die Hatz zwischen Besinnlichkeit und Leistungssport nicht gut. „Aber für Weihnachten mit der Familie lohnt sich das“, sagt von Prittwitz. Außerdem kenne sie es gar nicht anders. Original Nürnberger Lebkuchen gibt es mit auf den Weg.
Leun: „Training nicht der entscheidende Faktor“
Für die Trainingssteuerung ist derweil Dirk Leun zuständig. Und die sei, so der Coach, sehr individuell. Gerade zwischen den Partien gegen Göppingen und Zwickau. Zwischen den Anwurfzeiten liegen gerade mal 46 Stunden. Inklusive einer gut siebenstündigen Busfahrt. Diese enge Taktung sei sogar für Leun selten.

BSV-Trainer Dirk Leun muss seine Spielerinnen auf fünf Spiele in 18 Tagen vorbereiten. Foto: Jan Iso Jürgens
Für Training ist da eigentlich keine Zeit. Aber einige Spielerinnen mögen es intensiver, andere regenerieren lieber. „Training ist in solchen Phasen nicht der entscheidende Faktor. Es verändert die Welt nicht mehr“, sagt Leun. Die Trainingssteuerung sei sogar einfacher, weil sie sich von selbst ergebe. Aber Mentalität sei gefragt.
Trainer steckt im Schneegestöber fest
Im Training steckt sehr viel Wissenschaft. Austrainierte Athletinnen kommen neun Tage ohne einen sogenannten Kraftreiz, den sie sich beispielsweise im Fitnessstudio holen, locker aus. Es gibt Spielerinnen, die sogar vor dem Anpfiff noch Gewichte stemmen. Das geht dann schon in Richtung Glaube und Rituale. „Hauptsache, sie fühlen sich gut“, sagt Leun.
Der Trainer feiert mit seiner Familie in Buxtehude. Sein Stress hält sich also in Grenzen. Das war auch mal anders. Vor einigen Jahren kam Dirk Leun am ersten Weihnachtsfeiertag auf der Rückfahrt vom hessischen Oberursel nach Buxtehude durch ein heftiges Schneetreiben in Bedrängnis. Er kam zehn Minuten zu spät zum Training. Es klimperte gehörig in der Mannschaftskasse.