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Neuer Heimathafen

TWappen von Lübeck: Dieser Stader holt eine alte Barkasse nach Buxtehude

Andre Christoleit sitzt am Steuer seiner Barkasse, mit Blick auf Blankenese

Der frisch gebackene Schiffseigner Andre Christoleit dreht mit der "Wappen von Lübeck" noch eine Runde auf der Elbe, bevor er auf die Este aufwärts gen Buxtehude steuert. Foto: Weselmann

Im Buxtehuder Hafen gibt es einen neuen Hingucker. Ab sofort hat hier die „Wappen von Lübeck“ ihren Liegeplatz. Wem das Schiff gehört und welche Berühmtheit an Bord war.

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Von Fenna Weselmann
Sonntag, 06.10.2024, 15:20 Uhr

Buxtehude. Seit ein paar Tagen ist Buxtehude neuer Heimathafen für eine historische Barkasse: die „Wappen von Lübeck“. Zu verdanken ist das der Schnapsidee von zwei alten Freunden. Sie haben einiges vor mit dem schwimmenden Schmuckstück.

Fotograf und Musikfan Jan Sauerwein ist immer wieder mit an Bord, wenn es um die Bereicherung der Buxtehuder Kulturszene geht. Das gilt für Events wie das Fleth-Fest genauso wie den Einsatz in Sachen Ewer Margareta. Denn seine andere große Leidenschaft gehört historischen Schiffen - ein Faible, das der Gastronom Andre Christoleit mit ihm teilt.

Stader Stadtschänke-Wirt macht in Buxtehude fest

Der Betreiber der Stader Stadtschänke ist in Horneburg aufgewachsen. Dort gehörte er früher zur Crew der „Elli“, machte mit der alten Hamburger Barkasse regelmäßig Ausfahrten auf der Lühe. Als Andre Christoleit sich seinen Traum von einer eigenen Kneipe in Stade erfüllte, war dafür erst einmal keine Zeit mehr. Aber mit der „Wappen von Lübeck“ schippert der 47-Jährige jetzt einem neuen Schiffsabenteuer entgegen. Aus gutem Grund hat er in Buxtehude festgemacht.

Hier gibt es neben Jan Sauerwein noch weitere Schiffsfreunde. Die wollen den Hafen der Stadt aus seinem Dornröschenschlaf holen und mit Aktionen wie Tuckerboottreffen und Lichterfahrt beleben. Vom alten Polizeiboot bis zu Fischkutter, Segler und dem Bäderboot Margarethe haben hier mittlerweile einige schmucke Schiffe ihren Platz. Zusammengenommen ist das schon ein kleiner Museumshafen. „Eine Barkasse fehlte da noch zu“, erzählt Jan Sauerwein von der zündenden Idee, die durch einen puren Zufall befeuert wurde.

Die Barkasse liegt an einem Ponton im Hamburger Hafen, dahinter ragen die Kräne an den Kaimauern auf der südlichen Elbseite empor

Überführung von Berlin nach Buxtehude: Vor der letzten Etappe zum neuen Heimathafen, hat die "Wappen von Lübeck" für eine Pause im Hamburger Hafen festgemacht. Foto: Jan Sauerwein

Aus Spaß suchten sie im Internet nach einer alten Barkasse aus Holz zum Verkauf. Erster Treffer war die „Wappen von Lübeck“ in Berlin-Köpenick. „Wir haben gelacht und gesagt, was für ein Quatsch“, erinnert sich Andre Christoleit. Aber dann ließ das Schiff mit Geschichte sie einfach nicht mehr los. „Eine Woche später sind wir hingefahren und waren schockverliebt“, so der neue Eigner weiter.

Das Salonschiff wurde für den Lübecker Senat gebaut

Die Lübeck ist nicht irgendeine Hafenbarkasse. Das 15 Meter lange und drei Meter breite Salonschiff wurde von der Lübecker Hafengesellschaft bei der Bootswerft Fritz Staack GmbH exklusiv in Auftrag gegeben - mit Inneneinrichtung aus feinstem Mahagoni, Dinnertisch und zwölf Ledersesseln drumherum.

Jan Sauerwein hat den Deckel des Grammophons hochgeklappt, um eine Schellackplatte aufzulegen

Zur exklusiven Inneneinrichtung gehört ein Grammophon, das Musikfan Jan Sauerwein auf der großen Fahrt nach Buxtehude sofort zum Klingen gebracht hat. Foto: Weselmann

In Dienst gestellt 1962, wird sie als Ausflugsyacht für Rundfahrten mit Senatsgästen oder Geschäftspartnern des Hafens genutzt. Zu Wasser wurde so mancher Vertragsabschluss besiegelt. Auch Willy Brandt - als gebürtiger Lübecker - war schon an Bord und hat in der bis heute erhaltenen Tafelrunde im Schiffssalon Platz genommen.

Eine Gruppe von Handwerkern erwarb das luxuriöse Bereisungsschiff schließlich vom Senat - zum Schnäppchenpreis. Für die Lübecker Hafengesellschaft rentierte sich das Boot schon länger nicht mehr und war durch zu hohe Betreiberkosten in die Kritik geraten. Als dann noch eine größere Reparatur anstand, war der Verkauf besiegelt.

Danach diente die Barkasse den Handwerkerfreunden und ihren Familien mehr als 30 Jahre lang als Ausflugsschiff und Stammtischtreff. Ein internes Zerwürfnis führte zum erneuten Verkauf dieses geschichtsträchtigen Schiffes. Im Sommer 2020 wurde die Lübeck im Flensburger U-Boothafen von Tom Baerwald übernommen, liebevoll ausgebaut, renoviert und nach Berlin-Köpenick gebracht.

Schwimmender Ort für Feiern und Kultur

So wie zuletzt in der Hauptstadt soll die Barkasse auch in Buxtehude als besonderer Ort ganz viel möglich machen. Das Schiff bietet Raum für Seminare und Firmenveranstaltungen, private Feierlichkeiten und Ausfahrten genauso wie für Kooperationen mit der Kulturszene für Lesungen, Livemusik und mehr. „Wenn wir schon einen Hafen haben, dann sollten wir das nutzen“, sagt Jan Sauerwein.

Ohne eine Crew von Mitstreitern hätte Andre Christoleit ein solches Projekt nicht gewagt, wie er sagt. Er selbst ist zwar ein erfahrener Bootsführer, aber bei der Unterhaltung eines solchen Schiffes wäre er ohne sachkundige Hilfe aufgeschmissen. In Buxtehude kann er auf tatkräftige Unterstützer zählen.

Barkassenfahrt auf der Este: Bei Sonnenschein und blauem Himmel bestreiten Andre Christoleit, Dieter Brusch, Jan Sauerwein und Bernd Moje die letzte Etappe ihrer fünftägigen Schiffsreise.

Barkassenfahrt auf der Este: Bei Sonnenschein und blauem Himmel bestreiten Andre Christoleit, Dieter Brusch, Jan Sauerwein und Bernd Moje die letzte Etappe ihrer fünftägigen Schiffsreise. Foto: Weselmann

Bei der fünftägigen Überführung von Berlin nach Buxtehude gehörten Bernd Moje und Dieter Brusch zur Crew. Mit ihrem Wissen rund um Motor und Elektrik haben die Vier auf den rund 210 Seemeilen über Havelkanal, Elbe und Este Schwierigkeiten wie zugesetzte Dieselfilter durch Kabbelwasser gemeistert. Mit diversen Schleusen und herausfordernden Hafeneinfahrten war der Weg mit Halt in Brandenburg, Tangermünde, Lauenburg und Hamburg ein echtes Abenteuer.

Jetzt steht erst einmal eine umfassende Inspektion an. In ein paar Wochen soll die Lübeck startklar sein. Buchungsanfragen sind unter Telefon 0170/ 2961849 möglich, Infos gibt es unter www.dieluebeck.com.

Der Kirchturm von St. Petri ist in Sicht: Jetzt hat die Crew die Überführung der "Wappen von Lübeck" in den neuen Heimathafen gleich geschafft.

Der Kirchturm von St. Petri ist in Sicht: Jetzt hat die Crew die Überführung der "Wappen von Lübeck" in den neuen Heimathafen gleich geschafft. Foto: Weselmann

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