TWarum Jörg Baumann Bürgermeister von Stade werden will
Jörg Baumann will Bürgermeister von Stade werden. Mit seinen vier Mitstreiterinnen gründet er gerade den Verein „Gemeinsam etwas ändern“ (von links): Christine Burbulla, Meike Ossenbrügge, Nicole Schultz und Helena Gerken. Foto: Strüning
Er hat wohl kaum eine Chance, aber er will sie nutzen: Jörg Baumann will Stades Bürgermeister werden. Ein Verein unterstützt ihn. Unter den Mitgliedern sind bekannte Namen.
Stade. Noch stecken die Bemühungen in den Kinderschuhen, noch ist die Bewerbung vage. Aber die Ambition ist durchaus vorhanden. Der Stader Verein „Gemeinsam etwas ändern“ ist in Gründung.
Jörg Baumann selbst muss noch 200 Unterschriften von Unterstützern für seine Kandidatur einbringen, um am Bürgermeister-Rennen in der Stadt teilzunehmen. Aber wer ist dieser Mann überhaupt?
Einst Wirt im Störtebeker, jetzt in der Dow-Kantine
Jörg Baumann kennen vielleicht noch einige aus seiner Zeit als Wirt im Störtebeker in der Stader Salzstraße. Baumann ist 46 Jahre alt, war früher bei Airbus beschäftigt und leitet jetzt die Kantine im Chemie-Park der Dow. Er versorgt auch die AOS sowie das Kernkraftwerk und bietet Catering an, zum Beispiel, wenn die HEH auf ihrem LNG-Terminal Gäste einlädt.
Baumann hat sich auch schon in der Politik versucht, zählte zum Vorstand der Grünen in Stade. Doch die unterstützten seine Ambitionen nicht, gegen Silvia Nieber (SPD) und Sönke Hartlef (CDU) in den Bürgermeisterwahlkampf zu ziehen. Jetzt suchte er nach einem anderen Weg - und fand ihn.
Er scharte mehrere Frauen um sich, mit denen er gerade den neuen Verein gründet. Sie wollen sich aktiv in die Politik einmischen - und den Bürgermeister von Stade stellen. Jenseits der Parteien, jenseits aller Programme. Unter ihnen sind zum Beispiel die Fleischermeisterin Meike Ossenbrügge oder Christine Burbulla, Helena Gerken und Nicole Schultz.
Der Bürgerwille soll ihre Politik bestimmen
Für sie, so das Credo, zähle allein der Bürgerwille. „Wir sind selbstbestimmt und frei“, sagt Christine Burbulla. Im Fokus haben sie vor allem die Innenstadt. Das fehlende Sicherheitsgefühl in der City, aber vor allem auch am Bahnhof oder im benachbarten Bürgerpark (früher Adolf Ravelin) treibt sie um. Hier müsse mehr geschehen, ist sich das Quintett einig.
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Mehr Licht und mehr Kontrollen fordern sie. Auch würden zusätzliche Parkplätze in der Innenstadt dringend benötigt, sagt Helena Gerken. Die Parkhäuser, betrieben durch die Stadt, sind ihnen zu teuer, um die City zu stärken. Sie sollten zudem rund um die Uhr geöffnet sein.
Christine Burbulla denkt auch an die junge Generation. Die Innenstadt müsse kinder- und damit familienfreundlicher werden. Für Jugendliche werde gar nichts geboten. Meike Ossenbrügge sieht viele Mängel, wenn sie in Stade unterwegs ist, ob Grünpflege oder der Zustand von Radwegen. „Wir haben uns aus der Not heraus gegründet“, sagt sie. Baumann sieht seinen Verein als große Interessengemeinschaft.
Die Kultur in der Stadt ist Baumann zu teuer
Ihr Programm wirkt noch skizzenhaft, wenig ausgereift. Baumann ist zudem ein Meister der spontanen Bemerkungen. Manches wirkt unüberlegt. Sechs Millionen Euro im Jahr für die Kultur sind ihm viel zu viel, sagt er mit Blick auf die städtischen Ausgaben. Wie er auf diese Zahl kommt, ist schwer nachvollziehbar.
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Er meint aber die Zuschüsse ans Stadeum und an die Stade Marketing. Beide sind ihm ein Dorn im Auge, beide Institutionen müssten kostendeckend wirtschaften. Ein hehrer Anspruch.
Die Politik solle sich mehr um die kleineren Betriebe kümmern, sagt Baumann im TAGEBLATT-Gespräch, damit die Innenstadt nicht ausblute, und nicht nur um die großen Industriebetriebe, „die ohnehin keine Steuern zahlen“. Eine Aussage, die vom Kämmerer der Stadt so wohl keine Zustimmung finden würde. Stade lebt sehr wohl von den Gewerbesteuereinnahmen großer Unternehmen wie Dow, AOS, Olin oder Airbus.
Noch in der Findungsphase, aber schon präsent
Baumann will ein Bürgermeister sein, der 24 Stunden am Tag ansprechbar ist. Aktiv und nahbar will das Team sein und sich so von den anderen Bewerbern absetzen, sagt Burbulla. Das Team will sich bekannt machen.
Die Protagonisten besuchen Ortsratssitzungen oder auch Seniorenheime. Sie verteilen Flyer und Visitenkarten, haben eine eigene Webseite und wollen auch in den sozialen Medien präsent sein.

Kai Köser (SPD, links) und Arne Kramer (CDU) kandidieren beide für das Amt des Stader Bürgermeisters. Jetzt kommt ein dritter Bewerber dazu. Foto: Brunkhorst/Privat
Woher nimmt er die Motivation angesichts der Konkurrenz der großen Parteien, die Kai Koeser (SPD) und Arne Kramer (CDU) aufgestellt haben, für den Wahltag am 13. September ins Rennen zu gehen?
„Warum haben wir keine Chance?“, fragt Baumann rhetorisch und fügt süffisant hinzu: „Wir kommen auf 60 Prozent.“
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