TWarum der BSV nach der Winterpause häufiger vom Strich trifft

Maj Nielsen spürt keinen negativen Druck beim Siebenmeter, eher eine positive Anspannung. Foto: Jan Iso Jürgens/IsoluxX Fotografie (Archiv)
Siebenmeter sind im Handball eine nervenaufreibende Angelegenheit - vor allem für die Schützin. Der Buxtehuder SV scheint damit inzwischen gut zurechtzukommen und hat seine Ausbeute nach der Winterpause deutlich gesteigert. Dafür gibt es Erklärungen.
Buxtehude. Maj Nielsen prellt, tritt an die Linie, der Pfiff ertönt. Ansatzlos wirft sie den Ball ins linke untere Eck. Wenige Minuten später der nächste Siebenmeter. Sie täuscht an, verlagert die Torhüterin, der Ball schlägt wieder links unten ein. Und nach der Pause: zwei weitere Siebenmetertore, wieder links unten. Vier Strafwürfe, alle verwandelt.
Maj Nielsen (21) hat ihre Qualitäten als Vollstreckerin am Sonntag beim Auswärtssieg gegen Halle-Neustadt eindrucksvoll unter Beweis gestellt. „Sie macht das im Moment mit großer Souveränität und Überzeugung“, lobt Trainer Dirk Leun. In den letzten Spielen ließ Nielsen kaum einen Siebenmeter ungenutzt.
Dazu muss man wissen: Siebenmeter sind eine nervenaufreibende Sache. „Alle schauen auf einen“, sagt Nielsen. Gerade als Schützin habe man mehr zu verlieren als die Torhüterin. Was das mit ihr macht: „Ich spüre keinen negativen Druck, eher eine positive Anspannung.“
Bloß nicht hektisch wirken
Wird der Siebenmeter gegeben, schnappt sie sich den Ball, prellt ihn, geht entspannt zum Strich, trägt vielleicht noch etwas Harz auf. Bloß nicht hektisch wirken. Überzeugt sein. Dann der Pfiff. Nur: Wohin mit dem Ball?
Natürlich hat sie eine Lieblingsecke, natürlich kennt sie die Lieblingsecke der gegnerischen Torhüterin aus dem Videostudium. Aber: „Man darf das nicht zu verkopft angehen“, sagt Nielsen. Sie versucht, die Torhüterin so lange wie möglich zu beobachten, und entscheidet manchmal erst im letzten Moment.
Gegen Halle warf Nielsen den Ball viermal ins linke untere Eck, variierte aber ihre Würfe. Mal täuschte sie an, mal warf sie direkt aufs Tor. „Ja, ich werfe gerne flach“, gibt sie lachend zu. Aber das ist nicht alles. Als Außenspielerin beherrscht Nielsen noch mehr Wurfvarianten. In dieser Saison war sie bei 22 Versuchen vom Strich 17 Mal erfolgreich. Eine Quote von 77 Prozent - das sei „okay“, sagt sie.
BSV steigert Quote vom Strich
Dabei war die Quote aller Buxtehuder Schützinnen vom Strich vor der Winterpause noch niedriger: In den ersten acht Saisonspielen lag sie bei 64 Prozent - jetzt, in den vier Spielen nach der Winterpause, bei 84 Prozent. Das ist kein Zufall.
Zum einen holt der BSV mehr Siebenmeter heraus. Vor der Winterpause waren es 2,75 pro Spiel, danach 4,75. Nielsen erklärt sich die Steigerung vor allem mit der Rückkehr von Spielmacherin Sinah Hagen nach der Winterpause. Mit ihr sucht der BSV häufiger den Weg in die Tiefe. Entweder schickt sie ihre Nebenleute oder sie forciert selbst den Durchbruch. So kommt die flinke Regisseurin zum Torwurf oder kann nur durch ein Foul gestoppt werden. Im besten Fall gibt es einen Siebenmeter für den BSV.
Zum anderen sind da die Qualitäten von Maj Nielsen, die vor der Winterpause nur zwei von vier Strafwürfen verwandelte, und danach sogar schon 15 von 18. „Sie ist variantenreich, kreativ, mutig und für die Torhüterinnen schwer zu lesen“, sagt Leun. Das habe sich schon im Training während der Winterpause abgezeichnet.
Nielsen hatte kurz Zweifel
Eine feste Reihenfolge, wer wirft, wird vom Trainer nicht vorgegeben. Vielmehr kommt es darauf an, wie sicher sich die Schützin gerade fühlt oder ob sie selbst gefoult wurde. Leun greift nach eigener Aussage nur ein, wenn die Spielerinnen unsicher werden.
Wie zuletzt. Da habe Nielsen einen Siebenmeter verworfen und in der Halbzeitpause gefragt, ob jetzt eine andere übernehmen solle, erzählt Leun. „Warum? Geh und mach ihn rein!“, habe er geantwortet. Und: Nielsen versenkte auch die nächsten Siebenmeter.
Das dürfte gut fürs Selbstvertrauen sein. Denn es kommt schon mal vor, dass die Außen selten an den Ball kommen. „Das ist manchmal so“, sagt Nielsen. Und durch die Verantwortung am Strich kann sie einerseits ihre Mitspielerinnen entlasten, die häufig am Ball seien, und andererseits: „Man ist selbst voll im Spiel.“
Trainer schätzt ihre Einstellung
Dennoch sieht Nielsen, die in der Buxtehuder B-Jugend unter Leun ihre ersten Siebenmeter warf, noch Potenzial. Vor allem bei der Ausbeute vom Strich. „Man sagt, 80 Prozent und mehr sind eine gute Quote“, sagt sie. Davon ist sie nicht mehr weit entfernt.
Leun schätzt es sehr, dass Nielsen sich nicht mit ihrem Status zufriedengibt. „Maj ist wirklich motiviert und will sich immer weiterentwickeln“, sagt Leun. Auch deshalb arbeitet er gerne mit ihr zusammen. Erst kürzlich hat Nielsen ihren Vertrag um zwei Jahre verlängert.
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Heimspiel gegen Dortmund
Der BSV vertraut auf seine Heimstärke und will am Sonnabend (16 Uhr) gegen den Tabellenfünften Borussia Dortmund für eine Überraschung sorgen. „Die letzten zwei Siege geben uns Selbstvertrauen“, sagt Trainer Dirk Leun.
Dass dem BSV dieser Gegner liegt, hat sich in der Vorsaison gezeigt. Sowohl daheim (31:30) als auch auswärts (27:24) gewann man gegen den BVB. Leun warnt aber vor der unorthodoxen Abwehr Dortmunds: „Die ist sehr aktiv und stellt viele vor Probleme, darauf müssen wir vorbereitet sein.“
Ein Wiedersehen gibt es mit den ehemaligen Buxtehuderinnen Lisa Antl und Meret Ossenkopp. Beim BSV ist der Einsatz von Maxi Mühlner und Magda Kasparkova fraglich, beide sind leicht angeschlagen.
Der BSV erwartet eine gut gefüllte Halle. Tickets gibt es noch ausreichend unter tickets.bsv-live.de. Zudem wird das Spiel kostenlos auf sportdeutschland.tv übertragen.