TWarum der Regen-Sommer den Urlaub im Kreis Stade nicht trübt

Gastronomin Nicole Stubbe freut sich, dass die ersten Sonnenstrahlen nach dem Regen am Nachmittag schon wieder Gäste in den Kaffeegarten gelockt haben. Foto: Richter
Viel Sommer war im Juli nicht. Das macht der regionalen Tourismus-Branche zu schaffen. Doch es gibt Hoffnung - dank Wohnmobil-Boom, einer TV-Serie und der August-Aussichten.
Landkreis. Elbe, Fachwerkhäuser, Obst und Radfahren: Damit lockt das Alte Land viele Tagestouristen. „Aber wenn die morgens aus dem Fenster gucken und das Wetter schlecht ist, kommen sie nicht“, weiß Nicole Stubbe.
Mit Stubbes Gasthaus betreibt sie nicht nur ein Restaurant mit Kaffeegarten, sondern bietet auch Gästezimmer, Appartements und sieben Wohnmobilstellplätze an. Die Location mit parkartigem Garten direkt am Lühedeich gilt als Geheimtipp.
Apfelernte löst Blüte als Tourismus-Spitzenzeit ab
Urlaub mit dem Wohnmobil boomt. Doch auch spontane Camper, die drei oder vier Tage bleiben, brauchen etwas beständiges Wetter, sagt Nicole Stubbe.
Sonst werde es schwierig, mit dem Fahrrad nach Finkenwerder zu fahren, und die Metropole Hamburg sei für viele ein Hauptziel. Wegen des unzuverlässiger werdenden Wetters sei inzwischen übrigens nicht mehr die Blüte im Mai, sondern die Apfelernte die stärkste Tourismuszeit.

Äpfel und Elbe locken viele Wohnmobiltouristen in Alte Land, hier bei Stubbe am Lühedeich. Foto: Richter
Besonders Familien kommen dann gerne ins Alte Land. Stubbe bietet mit Spielplatz, Kinderkarte, Bobby-Cars, Maltisch und Hochstühlen für alle Altersgruppen einiges. Diese Familienfreundlichkeit bestätigt seit Neuestem auch das Zertifikat „Kinderferienland Niedersachsen“.
Am vergangenen Wochenende ging bei Stubbe unter dem Motto „All you can hüpf“ ein Familientag mit Hüpfburg über die Bühne. Vor allem Nachbarn aus der Gegend waren dabei, aber nicht viele Touristen. Stubbe hofft auf besseres Wetter im August und September.
Starke Steigerung bei den Übernachtungen im Jahr 2024
Ines Utecht, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Landkreis Stade/Elbe, hat schon von dem ein oder anderen plötzlichen Buchungsloch im Juli gehört. Doch insgesamt sei die Region touristisch im Aufwind: Von 2023 auf 2024 gab es eine Steigerung von 600.000 auf 620.000 Übernachtungen.
Dabei wurden nur Campingplätze und Einrichtungen mit mehr als zehn Betten statistisch erfasst. Dazu dürften etwa 300.000 Ferienwohnungsübernachtungen kommen, schätzt sie auf Basis früherer Untersuchungen.
Insgesamt gehe der Trend zu mehr Spontanbuchungen. Das bestätigt auch Nicole Hemmler von der Tourist-Info Altes Land. Dass es aktuell im Alten Land immer noch Kapazitäten gibt, liegt aus ihrer Sicht nicht nur am Wetter: „Mit der Pandemie kam ein starker Trend zum Urlaub in Deutschland, jetzt geht es wieder mehr ins Ausland.“
Die Buchungslage sei aber auch nicht schlecht, sofern sie es anhand der Ferienwohnungsanbieter, die bei der Tourist-Info gemeldet sind, beurteilen könne. „Viele wissen noch gar nicht, dass die Teilnahme bei unserem Portal kostenlos ist. Nur bei Buchung wird eine kleine Provision fällig.“
Ein Faktor, der sich auf den Tourismus positiv auswirkt, ist die ZDF-Herzkino-Reihe „Neuer Wind im Alten Land“. Gäste haben in der Tourist-Info schon ein Autogramm von der Bürgermeisterin aus der Serie verlangt und wollten nicht glauben, dass Jorks Bürgermeister in Wirklichkeit Matthias Riel heißt.
Mit den Gästeführern hat die Tourist-Info nun eine Radtour zum Thema entwickelt: An den Drehorten der ersten Staffel erklären Gästeführer die Bezüge zur Altländer Realität.
Die 30-Kilometer-Tour dauert 3 Stunden und startet am Freitag 1. August, um 10 Uhr erstmals an der Tourist-Info in Jork. Es geht nach Estebrügge, Königreich, zum Jorker Rathaus, nach Borstel und nach Buxtehude, wo die TAGEBLATT-Redaktion für den Dreh zum Arbeitsplatz der Protagonistin wurde.
Donnerstags brummt es in der Buxtehuder Innenstadt
Vielleicht bekommt dann auch Buxtehude etwas vom werbewirksamen Wind der ZDF-Serie zu spüren. Bisher hätten seine Kolleginnen davon noch nicht viel gemerkt, berichtet Tourismus-Fachgruppenleiter Torsten Lange. Vom verregneten Sommer schon: Es gab weniger Übernachtungsbuchungen als im Vorjahr. Dabei dürften auch Inflation und höhere Urlaubskosten eine Rolle spielen.

Die Straßenkunst auf dem Petri-Platz in Buxtehude zieht donnerstags viele Besucher an. Foto: Weselmann
Spontane Buchungen von Ferienwohnungen seien kaum noch möglich, weil viele Privatunterkünfte bereits frühzeitig ausgebucht sind. Weil die Buxtehuder Gäste vor allem Aktivitäten wie Wandern und Radfahren bevorzugen, bleiben spontane Tagesausflügler aus.
Dennoch gelte bei vielen anderen das Motto: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.“ Positiv: An Tagen ohne Regen sei jetzt deutlich mehr Betrieb in der Innenstadt. Besonders die Straßenkunst auf dem Petri-Platz am Donnerstagnachmittag ziehe gut.
Auch das All-Inclusive-Resort Eurostrand Fintel hat sich den Donnerstag in Buxtehude als Ausflugsziel ausgesucht und fährt seine Gäste in Bussen hin.
Halbzeit bei Sommerferien
Wetter bremst Tagestourismus - Buchungslage dennoch gut
Wohin die Deutschen reisen
Dertour: Trotz Krisen gönnen sich viele mehr im Urlaub
„Wir haben zurzeit viele Touristen in der Stadt“, sagt Frank Tinnemeyer von der Stader Tourismus und Marketing GmbH. Bei Stand-up-Paddling und Kanuverleih schlage das trübe Wetter durch, doch Stadtführungen, Museen und Ausflugsschiffe seien gut besucht.
Sehr gut läuft es bei den Wohnmobilen: Auf den drei Stader Stellplätzen gab es im ersten Halbjahr 2025 knapp über 10.000 Wohnmobil-Übernachtungen, was statistisch rund 20.000 Gästeübernachtungen entspricht.
Im gleichen Zeitraum wurden rund 600 Gästeführungen gebucht und durchgeführt. Tinnemeyer freut sich schon auf die nächste Staffel „Neuer Wind im Alten Land“: „Im Frühjahr haben die auch bei uns in Stade gedreht. Das dürfte bald ausgestrahlt werden.“
Gooßen: Bettensteuer belastender als schlechtes Wetter
Die Bettensteuer, die Stade am 1. Juli eingeführt hat, scheint sich noch nicht spürbar negativ auszuwirken. Auch Drochtersen hat vor der Sommerpause beschlossen, demnächst eine Bettensteuer zu erheben.
Rigo Gooßen, der auf Krautsand das Elbstrand-Resort betreibt, hat dafür kein Verständnis: „Das ist für uns eine größere Belastung als das Wetter.“ 3 Euro pro Übernachtung werde die Steuer kosten - bei 100 Ferienwohnungen und 50 Hotelzimmern kommt da einiges zusammen. Für die kommunale Kasse könnte das auch zum Bumerang werden, glaubt er: „Alles wird teurer, die Familien gucken mehr aufs Geld. Wenn sie wegbleiben, wird sich das bemerkbar machen. Wir bringen Umsatz in die Geschäfte.“

Mit einem großen Wellnessbereich mit Sauna, Innen- und Außenpool macht sich das Elbstrand-Resort auf Krautsand wetterunabhängiger. Foto: www.nord-luftbilder.de
„Das Wetter können wir nicht ändern“, sagt Gooßen. Zudem wirke es sich seiner Erfahrung nach erst im Jahr darauf aus, weil viele nach einer solchen Erfahrung lieber wieder gen Süden fahren.
Aber das Elbstrand- Resort habe kräftig in den Wellness-Bereich investiert, damit die Gäste auch an Regentagen ihre Freude haben.
Und auch für den Strand bleibt noch Hoffnung: Mitte bis Ende August soll es laut Vorhersagemodellen des Deutschen Wetterdienstes wieder wärmer werden und trockener bleiben.

in der ZDF-Serie „Neuer Wind im Alten Land“ flirtet die Altländer Journalistin Beke Rieper (Felicitas Woll) mit ihrem Apfel-Adonis Paul (Steve Windolf). Foto: ZDF und Boris Laewen
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