Zähl Pixel
Kino

TWarum die Jüdin Jella Lepman in Buxtehude eine Bühne bekommt

Buchautor Andreas Steinhöfel hat Jella Lepman als Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek ein filmisches Denkmal gesetzt.

Buchautor Andreas Steinhöfel hat Jella Lepman als Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek ein filmisches Denkmal gesetzt. Foto: Familie Lepman-Mortara

Ursula Remmers Kontakte zu Schriftstellern und Verlagen bringen regelmäßig besondere Lesungen nach Buxtehude. Jetzt hat sie alles in Bewegung gesetzt, um ein neues Werk von Autor Andreas Steinhöfel über Jella Lepman ins Rampenlicht zu holen.

author
Von Fenna Weselmann
Dienstag, 21.11.2023, 10:30 Uhr

Buxtehude. Zusammen mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zeigt das Buxtehuder Kulturforum am Sonntag, 26. November, um 17 Uhr den Film „Gebt uns Bücher, gebt uns Flügel“. Möglich wurde diese exklusive Vorführung durch die Initiative von Ursula Remmers. Bei einer Veranstaltung des Carlsen-Verlags stieß die in der GEW engagierte Buxtehuderin auf das für den Kinder- und Jugendbuchautor Andreas Steinhöfel ungewöhnliche Projekt. Der Bullen-Preisträger von 1998 hat schon einige Drehbücher verfasst, aber in diesem Fall führte er auch Regie und nahm auch noch die Finanzierung in die Hand.

Die Idee, einen Dokumentarfilm über die Jüdin Jella Lepman zu drehen, ergab sich aus ihrer Autobiografie „Kinderbuchbrücke“. Die war dem für seine Geschichten rund um Rico und Oskar bekannten Kinder- und Jugendbuchautor durch Zufall in die Hände gefallen. Der ins Dunkel der Vergessenheit geratenen Frau, ihrem Leben und Wirken wollte er unbedingt eine Bühne geben.

Allein mit zwei Kindern durch die Kriegszeit

Jella Lepman begründete nach dem Zweiten Weltkrieg die Internationale Jugendbibliothek (IJB), die heute größte Einrichtung für Kinder- und Jugendliteratur weltweit. Geboren in Stuttgart, heiratet sie mit 22 Jahren den deutsch-amerikanischen Industriellen Gustav Lepman. Dieser stirbt 1922 an den Folgen einer schweren Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg. So muss sie sich und ihre Kinder fortan selbst durchs Leben bringen, wird erstes weibliches Redaktionsmitglied des Stuttgarter Neuen Tagblatts.

1936 verlässt die jüdische Journalistin das faschistische Deutschland, immigriert erst nach Italien und dann nach Großbritannien. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrt sie aus dem Londoner Exil zurück, gerufen von der amerikanischen Militärregierung. Sie soll sich im Rahmen der demokratischen Bildungsarbeit um die deutschen Frauen und Kinder kümmern.

Buchgeschichten sollen kulturelle Brücken bauen

Schnell entwickelt Lepman eine Idee: In München eröffnet sie 1946 eine internationale Kinderbuchausstellung, um deutschen Kindern mit Hilfe von Büchern Wege aus einem zerstörten Deutschland zu weisen, im Sinne von Freiheit und Völkerverständigung. Mit ihrer Kinderbuchbrücke legt Jella Lepman 1949 den Grundstein für die Internationale Jugendbibliothek (IJB).

Andreas Steinhöfel erzählt von einer Frau, die mit Energie und Hartnäckigkeit ihre Ziele verfolgt und beleuchtet, was sie für die Nachkriegsgeneration geleistet hat und was aus ihrem Engagement erwachsen ist. So wie Andreas Steinhöfel Jella Lepman ein filmisches Denkmal setzt, war es auch Ursula Remmers Motivation, diese posthum zu würdigen. Und sie möchte zeigen, welch kulturellen Wert Bibliotheken haben und warum sie ganz und gar nicht aus der Zeit gefallen sind, wie sie sagt.

Ursula Remmers führt in den Film ein. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen nimmt Ursula Remmers entgegen per Mail an ursula.remmers@t-online.de oder telefonisch unter 04161/4512.

Weitere Artikel