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Handball-Bundesliga

TWarum die Verhandlungen mit BSV-Shooterin Isabelle Dölle so lange dauerten

Isabelle Dölle: „Die Gesamtsituation mit Handball, Privat- und Berufsleben passt für mich einfach und ich fühle mich wohl hier.“

Isabelle Dölle: „Die Gesamtsituation mit Handball, Privat- und Berufsleben passt für mich einfach und ich fühle mich wohl hier.“ Foto: Jan Iso Jürgens

Isabelle Dölle hatte anfangs am Sprung in die Bundesliga gezweifelt. Doch inzwischen ist die 25-Jährige die dienstälteste Spielerin beim Buxtehuder SV und eine der besten Torschützinnen der Liga. Trotz anderer Angebote hat sie jetzt verlängert.

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Von Tim Scholz
Donnerstag, 22.02.2024, 14:00 Uhr

Buxtehude. Isabelle Dölle war gerade nach Bremen in die zweite Liga gewechselt, als sie ein Angebot aus der Bundesliga bekam. Doch noch erteilte sie dem BSV im Oktober 2017 eine Absage. „Ich wollte erstmal in Bremen ankommen“, sagt Dölle. Sie zögerte, fuhr später mit ihren Eltern nach Buxtehude, sprach mit den Verantwortlichen und unterschrieb erst im Juni 2018.

Dölle war sehr nervös, als sie in Buxtehude ankam. „Angst hatte ich nicht, aber Respekt“, sagt sie. Im Training ging die 19-jährige Juniorennationalspielerin an ihre Grenzen und traf auf die „geballte Erfahrung und Kompetenz“ ihrer Mitspielerinnen. „Ich habe mich gefragt, ob ich das wirklich schaffe.“

„Ich fühle mich schon ein bisschen alt“

Nach fast sechs Jahren trägt Isabelle Dölle immer noch das Trikot des BSV. Damit ist sie die dienstälteste Spielerin im aktuellen Kader und hat in 135 Bundesligaspielen bereits 457 Tore geworfen. „Ich fühle mich schon ein bisschen alt“, sagt die 25-Jährige und lacht.

Doch das Kapitel Buxtehude ist noch nicht beendet. Nach langen Verhandlungen hat Dölle ihren Vertrag um zwei Jahre verlängert, wie der BSV am Mittwoch bekannt gab. Manager Peter Prior freut sich, dass damit eine „ganz wichtige Personalie“ unter Dach und Fach ist. Dölle: „Die Gesamtsituation mit Handball, Privat- und Berufsleben passt für mich einfach und ich fühle mich wohl hier.“

Ein Wohlfühlfaktor dürfte die Nähe zur Region Hannover sein. Dort ist Dölle geboren und aufgewachsen. Handball hat sie im Dorfverein gelernt, in dem schon ihre Eltern spielten. In der Regionsauswahl habe sie noch zu den Schwächeren gehört, sagt sie. Doch mit den Vereinswechseln wurden die Sprünge immer größer. Irgendwann gehörte Dölle zu den besten Spielerinnen in Niedersachsen und nahm für Deutschland bei Welt- und Europameisterschaften im Nachwuchsbereich teil.

Dölle setzte sich anfangs selbst unter Druck

Das Talent blieb nicht unentdeckt. „Isi war technisch sehr gut ausgebildet. Ich bin froh, dass sie den Schritt zum BSV gewagt hat“, sagt ihr heutiger Trainer Dirk Leun. Damals war Dölle noch die Nummer zwei auf Halbrechts hinter Friederike Gubernatis. „Das war gut für mich. Ich musste nicht gleich die ganze Verantwortung übernehmen“, sagt sie. So konnte sich Dölle langsam an das Niveau gewöhnen.

Isabelle Dölle ist die viertbeste Torschützin der Bundesliga.

Isabelle Dölle ist die viertbeste Torschützin der Bundesliga. Foto: Jan Iso Jürgens

Manchmal habe sie sich aber auch selbst unter Druck gesetzt. „Isi wollte liefern, wenn sie für Fredda (Spitzname von Gubernatis; Anm. d. Red.) auf die Platte kam“, sagt Leun. Wenn ein Wurf oder Pass misslang, habe sie sich davon runterziehen lassen. „Am Anfang war sie ein sensibler Mensch.“

Echte Führungsspielerin und treffsichere Shooterin

Mittlerweile ist Dölle die Nummer eins im rechten Rückraum und mit 87 Saisontoren die viertbeste Werferin der Liga. „Sie ist eine zentrale Figur in unserem Spiel und hat sich in den letzten Jahren zu einer echten Führungskraft bei uns entwickelt“, sagt Leun.

Erst am Wochenende erzielte die Linkshänderin in Bad Wildungen ihre zehn Tore in den ersten 34 Minuten und glänzte mit einer starken Quote von 77 Prozent. Dass ihr Spiel immer stabiler wird, hat sie zuletzt auch gegen das eine oder andere Spitzenteam bewiesen. Und mit Fehlern gehe sie inzwischen souveräner um, so Leun.

Eine solche Spielerin ist natürlich begehrt. Dölle habe sich mit zahlreichen Angeboten aus Deutschland beschäftigt, sagte sie im Januar: „Aber ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen soll.“ Und wenn ein Angebot aus dem Ausland käme? Dölle wäre nicht abgeneigt. „Ich würde gerne nochmal einen anderen Handball spielen“, sagt sie.

Dölle und Axmann - seit drei Jahren ein Paar

Zumal noch etwas ihre Entscheidung beeinflusst hat: Ihr Lebensgefährte Dominik Axmann (24) steht noch beim Handball-Bundesligisten HSV Hamburg unter Vertrag. Die beiden haben sich im Studium (Wirtschaftsingenieurwesen) kennengelernt und sind seit über drei Jahren ein Paar. Dass Axmann aus Buxtehude kommt und in der BSV-Jugend gespielt hat, ist Zufall.

Erst am vergangenen Wochenende erzielte Dölle zehn Tore und glänzte mit einer starken Trefferquote.

Erst am vergangenen Wochenende erzielte Dölle zehn Tore und glänzte mit einer starken Trefferquote. Foto: Jan Iso Jürgens

Die beiden unterstützen sich gegenseitig in ihrer Karriere, gerade jetzt, wo sich der ohnehin schon verletzungsgeplagte Axmann das Kreuzband gerissen hat. „Ich fahre ihn zum Physio und zum Arzt und stehe ihm mental zur Seite“, sagt Dölle. Noch leben die beiden in ihren eigenen Wohnungen. Doch bald wollen sie zusammenziehen.

Die Unterschiede zwischen Männer- und Frauenhandball kennt Dölle daher nur zu gut. Allerdings werden sich die Bedingungen für sie und den BSV etwas ändern, wenn die neue Sporthalle fertiggestellt ist wird. Isabelle Dölle möchte dort schon Ende der kommenden Saison vor vollen Rängen spielen.

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