TWarum sich die geplante Sanierung der Bungenstraße in Stade verzögert

Laura Trispel und Jens Bossen, bei der Stadt Stade zuständig für Städtebau und Umwelt, wollen bei der Sanierung der Bungenstraße den historischen Charme erhalten und Barrieren zurückbauen. Foto: Susanne Helfferich
In der Stader Bungenstraße muss die Kanalisation saniert werden. Ein guter Anlass, um weitere Defizite auszuräumen. Ein Balance-Akt unter gehörigem Zeitdruck.
Stade. Keine Gästeführung kommt an der mit Fachwerk gesäumten Bungenstraße vorbei. Doch bei diesem städtebaulichen Schmuckstück liegt einiges im Argen. Für Fußgänger bleiben auf der mit historischem Kopfstein gepflasterten Straße nur schmale Klinker-Streifen, zu eng für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator. Hinzu kommen Falschparker, die nicht nur Passanten das Leben schwer machen, sondern auch Feuerwehreinsätze blockieren.
Ein weiteres Problem liegt im Untergrund: Die Bungenstraße ist die letzte Straße in der Innenstadt mit Mischwasserkanal. Dabei fließt belastetes Brauchwasser in denselben Kanal, in dem durch Gullys auch wertvolles Regenwasser landet. Die Mischwasserleitung soll nun durch getrennte Kanäle ersetzt werden. Da die Straße ohnehin aufgebuddelt wird, wird sie anschließend mit Geldern der Altstadtsanierung barrierearm ausgebaut.
Personalwechsel sorgt für ein Jahr Verzögerung
Eigentlich sollten die Arbeiten bereits in diesem Jahr beginnen, berichtet Jens Bossen, Fachbereichsleiter für Städtebau und Umwelt bei der Hansestadt Stade. Doch im Tiefbauamt der Stadt kündigte ein Mitarbeiter und wirbelte den Zeitplan durcheinander. „Wir gerieten zusehends unter Druck, die bereits bewilligten Fördergelder auszugeben, um nicht Strafzinsen zahlen zu müssen“, so Bossen. Daher soll die Tiefbauplanung nun an ein externes Büro übergeben werden, das Straßenbau und Tiefbau kann.
Ziel ist, die Bungenstraße - mit neuen Kanälen und einem vorsorglich gelegten Leerrohr für die kommunale Wärmeplanung im Untergrund - fußgängerfreundlich und barrierearm zu gestalten und dabei dem Bild der Altstadt gerecht zu werden. Eine entsprechende Vorplanung des Büros arbos Freiraumplanung liegt vor. „Wir müssen die Balance halten zwischen der Bewahrung des historischen Bildes und den heutigen Anforderungen“, sagt Laura Trispel von der Abteilung Stadtplanung. Gemeinsam mit dem Sozialverband VdK und dem Fahrradclub AdFC wurden Wege dahin gesucht - und gefunden.
Fußwege werden deutlich breiter und barrierearm
Es wird künftig deutlich weniger Parkraum in der Bungenstraße geben; statt 17 nur noch sechs Stellplätze. Der Grund: Autoverkehr, Fußgänger und Radfahrer sollen sich an engen Stellen weniger in die Quere kommen, so Bossen. Die Fußwege werden breiter: auf der südlichen Seite 1,80 Meter, auf der nördlichen, der Knechthausen-Seite, 1,20 Meter breit. Allerdings ist das nicht auf der gesamten Länge der Straße umsetzbar.
Das Regenwasser wird nicht mehr am Straßenrand, sondern in der Straßenmitte zusammengeführt, so haben die Fußwege deutlich weniger Gefälle. Das hilft Menschen mit Einschränkungen. Geschnittene Pflastersteine ersetzen den roten Klinker. Sie werden so verfugt, dass die Räder von Gehhilfen oder Rollstühlen nicht hängen bleiben.
Stadtplaner geht von einem Jahr Bauzeit aus
Nach den Herbstferien sollen die Anlieger der Bungenstraße vor Ort beteiligt werden. Dabei wird Jens Bossen Probeflächen der Pflasterung präsentieren. Parallel soll es mit der Ausschreibung des Planungsbüros losgehen. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Jahresende ein Büro gefunden haben und im Frühjahr die Bauarbeiten ausschreiben können“, so Bossen. Baubeginn soll spätestens im Herbst 2025 sein.
Der Fachbereichsleiter geht von mindestens einem Jahr Bauzeit aus, in der die Straße in Teilabschnitten gesperrt sein wird. Die Kosten schätzt er inklusive Kanalisation auf 1,9 Millionen Euro; 1,6 Millionen kommen von der Städtebauförderung.

Durch falsches Parken haben Fußgänger und bewegungseingeschränkte Menschen in der Bungenstraße regelmäßig das Nachsehen. Foto: Susanne Helfferich

Auch hier ist Parken verboten. Die Gehwege sollen künftig auf dieser Seite der Straße 1,80 Meter breit werden, auf der gegenüberliegenden Seite 1,20 Meter. Die Zahl der Parkplätze wird deutlich reduziert. Foto: Susanne Helfferich