„Rücksichtsloses Verhalten“: Stader Polizei hat dreiste Falschparker im Visier

Die Polizei lässt einen Falschparker aus der Stader Bungenstraße abschleppen. Foto: Polizei
Falschparker blockieren teilweise in der Stader Innenstadt die Straßen. Am vergangenen Wochenende musste die Polizei eingreifen und übt jetzt scharfe Kritik.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Stade. Wie die Polizei am Montag mitteilte, kommt es rund um den Stader Fischmarkt immer wieder zu einer hohen Anzahl von Falschparkern, so auch am vergangenen Wochenende. In der Bungenstraße und in der Kehdinger Straße werde öfter im verkehrsberuhigten Bereich außerhalb der gekennzeichneten Flächen geparkt.
Aus diesem Grund habe in der Vergangenheit unter anderem auch die Müllabfuhr die Straßen nicht befahren und den Müll nicht abholen können.
Am Sonntagabend musste die Polizei ein Auto mit einem Abschleppfahrzeug umsetzen lassen, weil dieses an einer schmalen Stelle abgestellt war. Die Durchfahrtsbreite habe nicht ausgereicht, so die Polizei. Deshalb hätten Autos in der Einbahnstraße zurücksetzen und über die Rosenstraße ausweichen müssen.
Stader Polizeisprecher kritisiert die Falschparker als „unverantwortlich“
„Ich habe kein Verständnis für dieses rücksichtslose und fahrlässige Verhalten“, ärgert sich der Stader Polizeisprecher Rainer Bohmbach. „Sollte es in der dicht bebauten historischen Innenstadt zu einem Ausbruch eines Brandes beziehungsweise zu einem Notfall kommen, können weder die Feuerwehr noch der Rettungsdienst die zugeparkten Straßen befahren. Das ist unverantwortlich. Parkplätze stehen am Stadthafen, im Kauflandparkhaus oder beim Stadeum ausreichend zur Verfügung. Man muss nur leider ein wenig weiter gehen.“
Polizei und Ordnungsamt werden den Bereich weiterhin kontrollieren und entsprechende Verwarnungsgelder aussprechen. Im Notfall müsse abgeschleppt oder umgesetzt werden, so Bohmbach. Die Kosten dafür sind von den Verursachern zu tragen.

In vielen Straßen der Stader Altstadt ist das Parken nur in gekennzeichneten Flächen erlaubt. Foto: Polizei
Falschparker aufgepasst: Passanten in Niedersachsen melden Verstöße
Privatpersonen haben in Niedersachsen im vergangenen Jahr Tausende Parkverstöße gemeldet. Das ergab eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bei einigen Städten im Bundesland. Mehrere Kommunen - etwa Oldenburg und Osnabrück - berichteten, dass eine Zunahme von Privatanzeigen festzustellen sei. Andernorts sieht die Entwicklung anders aus.

Screenshot aus dem Livestream vom 19. Mai 2024, als der selbst ernannte Anzeigenhauptmeister gemeinsam mit Influencer MontanaBlack in Buxtehude auf Bußgeldjagd ging. Foto: Buchmann
„Anzeigenhauptmeister“ findet Nachahmer in Niedersachsen
Eine Sprecherin der Stadt Oldenburg sagte, die Zunahme liege schätzungsweise bei zehn Prozent in den vergangenen Jahren. Eine Anzeige einer Privatperson werde im Regelfall vom Ordnungsamt überprüft. „Eine festgestellte Ordnungswidrigkeit ist immer ein Rechtsverstoß, dessen Ahndung grundsätzlich zu begrüßen ist“, hieß es. „Insbesondere Verkehrsbehinderungen, Parken auf Behindertenparkplätzen ohne Berechtigung oder auch Parken auf dem Gehweg sollten immer angezeigt werden, da es hier zu Gefährdungssituationen kommen kann.“
Aus Osnabrück hieß es, Anzeigen von Bürgerinnen und Bürgern hätten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dies könne nicht genau beziffert werden. Bundesweite Schlagzeilen über das massenhafte Anzeigen von Falschparkern macht derzeit ein junger Mann, der sich „Anzeigenhauptmeister“ nennt. Die Debatte um ihn scheint mancherorts Auswirkungen zu haben - auch aus anderen Bundesländern meldeten jüngst mehrere Städte eine Zunahme von privat angezeigten Parksündern.
Viele Anzeigen kommen über Melde-Apps
In Braunschweig ergab sich hingegen eine kontinuierlich sinkende Tendenz. Wurden 2019 noch rund 4300 Parkverstöße von Bürgern angezeigt, waren es im vergangenen Jahr noch rund 3700. Diese Zahl falle nicht zu sehr ins Gewicht, teilte ein Sprecher mit. Jährlich würden in Braunschweig bis zu 145.000 Verfahren zu Parkverstößen bearbeitet.
Ein Sprecher der Stadt Hannover teilte mit, dass sie eine Vielzahl von Bürgermeldungen erreichten, die in ihrer Nachbarschaft Verstöße feststellten - etwa das Parken auf Behindertenparkplätzen oder zugesperrte Feuerwehrzufahrten. Der Anteil der Privatanzeigen liege seit einigen Jahren bei etwa zehn Prozent, hieß es.
In Göttingen wurden im vergangenen Jahr rund 32.700 Anzeigen wegen Parkverstößen erfasst - knapp 2900 weniger als ein Jahr zuvor. Privatanzeigen würden bei der Stadt nicht separat erfasst, sondern liefen zusammen mit den Anzeigen der Polizei ein, teilte ein Stadtsprecher mit. Ein Großteil der Anzeigen wird vom Verkehrsüberwachungsdienst erfasst.
Die Stadt Wolfsburg verfügt laut Sprecher neben einer Anzeigemöglichkeit über ein Formular auch über eine Melde-App, welche unter anderem dafür genutzt werden kann, Parkverstöße zur Anzeige zu bringen. Im vergangenen Jahr seien von der Polizei und Privatanzeigenden rund 2750 Parkverstöße gemeldet worden - das entspreche rund 2,4 Prozent aller Verfahren. Ein Jahr zuvor lag die Zahl noch bei etwa 2500 und einem prozentual leicht geringeren Wert. (fe/pm/dpa)