TBSV-Macher Peter Prior: Kein gutes Zwischenzeugnis für den BSV

Der BSV, hier Torhüterin Sophie Fasold, hatte sich nach der Niederlage in Blomberg bereits auf den Abstiegskampf eingestellt. Foto: Jan Iso Jürgens
Der Buxtehuder SV war mehrfach Vizemeister, ist aber in dieser Saison weit davon entfernt. Darum tat sich der Bundesligist in dieser Saison so schwer.
Buxtehude. Kurz vor dem Saisonstart setzte Peter Prior ein Zeichen. Statt den Sponsorenabend in Beckdorf zu moderieren, erklärte der BSV-Geschäftsführer, dass er kürzertreten wolle und übergab das Mikrofon demonstrativ an seinen Kollegen Timm Hubert.
Prior (67) hat das Rentenalter bereits erreicht, wollte nach und nach einige Aufgaben abgeben und mehr Zeit für seine Familie haben.
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Doch nur wenige Monate später stellt Prior fest: „Ich gebe zu, dass ich mit dem Kürzertreten noch nicht so verangekommen bin.“ Das sagte er am Montag beim Gespräch in der Geschäftsstelle des Bundesligisten. „Wir haben hier ein kleines Team, es kommen ständig neue Aufgaben hinzu und der sportliche Verlauf hat es auch nicht immer einfacher gemacht.“
„Das war absolut inakzeptabel“
Der Buxtehuder SV hat in seiner 36. Bundesliga-Saison den zweitschlechtesten Start der Vereinsgeschichte hingelegt. „In dieser Situation macht man sich viele Gedanken und führt viele Gespräche“, sagt Prior. Der Mannschaft stellt er kein besonders gutes Zwischenzeugnis aus.

BSV-Manager Peter Prior: „In dieser Situation macht man sich viele Gedanken und führt viele Gespräche.“ Foto: Jan Iso Jürgens
Gekracht hat es kurz vor Weihnachten, nachdem der BSV mit einer schwachen Leistung in Blomberg verloren hatte. „Das war absolut inakzeptabel“, sagt Prior, „da gab es deutliche Worte, auch von meiner Seite.“ Nach acht Spielen stand der BSV noch ohne Sieg auf dem vorletzten Platz und sorgte für ein ungewohntes Tabellenbild. Schließlich war der Verein viele Jahre im oberen Mittelfeld zu finden.
Andere Vereine sind am BSV vorbeigezogen
Warum hat es der Traditionsverein heute so schwer? „Die Zeiten haben sich geändert“, sagt Prior. Der BSV kämpft heute um jeden Sponsor und um jeden Zuschauer - bei einem geschätzten Etat von unter einer Million Euro.
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Zum anderen sind andere Vereine am BSV vorbeigezogen. Zum Beispiel die HSG Bensheim/Auerbach, der bereits einige spektakuläre Transfers gelungen sind, oder Vereine wie Borussia Dortmund und die HSG Blomberg-Lippe, die im internationalen Geschäft mitmischen wollen, oder die Teams aus dem finanzstarken Süden. „Wir haben heute mehr Konkurrenz“, sagt Prior.
Fluch und Segen der guten Nachwuchsarbeit
Der BSV-Manager sieht darin zunächst einmal eine gute Nachricht für den Frauenhandball. Doch wohin das in Buxtehude führen kann, war zuletzt immer wieder zu beobachten: Talentierte Spielerinnen sahen anderswo eine bessere Perspektive.

Jolina Huhnstock war die einzige BSV-Handballerin im deutschen EM-Kader. Foto: Jan Iso Jürgens
Es sei „Fluch und Segen, so gut auszubilden, wie es der BSV tut. Denn Umbrüche gibt es nun quasi vor jeder Saison“, befand kürzlich die Tageszeitung „taz“. Bezeichnend: Im deutschen EM-Kader stand mit Jolina Huhnstock nur eine aktuelle BSV-Spielerin, aber fünf mit Buxtehuder Vergangenheit. Gegen einen großen Geldgeber hätte Prior nichts einzuwenden.
Trainer Leun stand nicht zur Diskussion
Der BSV hatte sich nach der Niederlage in Blomberg bereits auf den Abstiegskampf eingestellt, ist aber nicht nervös geworden. Auch Trainer Dirk Leun stand nicht zur Diskussion. „Dirk ist nach wie vor der Richtige“, sagt Prior.
Außerdem könne Leun, der seit 2008 beim BSV ist, nicht für alles verantwortlich gemacht werden, was nicht läuft. „Wenn Basics wie das Passen und Fangen nicht funktionieren, ist das nicht die Schuld des Trainers“, sagt Prior. Vom Kader, den er in Absprache mit Leun zusammengestellt hat, ist Prior weiterhin überzeugt.
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Nach Weihnachten kam dann die erhoffte Reaktion. Der BSV gewann die drei Spiele gegen Göppingen, Zwickau und Leverkusen und schob sich als Neunter in Schlagdistanz zu den Play-off-Plätzen. „Wir sind jetzt wieder im Geschäft“, sagte Leun am Samstag. Alles wieder gut?
Keine Angst vor Bundesliga-Abstieg
Mit den letzten drei Spielen ist Prior zufrieden, vor allem mit der Körpersprache und dem Einsatz. „Die Mannschaft hat den Schalter toll umgelegt. Jetzt sieht die BSV-Welt wieder ganz anders aus“, sagt er. „Aber es gibt keinen Grund sich zurückzulehnen.“ Die acht Punkte aus der Hinrunde seien das absolute Minimum.

Der BSV feiert den Sieg gegen Bayer Leverkusen. Foto: Jan Iso Jürgens
Um die Play-offs zu erreichen, müsse der BSV in der Rückrunde mehr Punkte sammeln. Angst vor dem erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga hat Prior nicht.
Mut macht ihm die kommende Saison, wenn der BSV in der neuen Halle Nord spielt. „Die Halle eröffnet uns eine andere Perspektive“, sagt Prior und fragt sich, wie sich der Verein entwickelt hätte, wenn eine neue Halle schon früher gebaut worden wäre. Doch das ist Spekulation und davon hält er wenig.
Selbstbewusst gegen den BVB
Nach dem Unentschieden im Hinspiel will der Buxtehuder SV den Tabellenführer Borussia Dortmund ein zweites Mal ärgern. „Wir haben jetzt Selbstvertrauen und wollen vor heimischer Kulisse wieder alles reinwerfen“, sagt BSV-Trainer Dirk Leun. Seine Mannschaft hat zuletzt drei Spiele in Folge gewonnen und startet am Mittwoch (19.30 Uhr) in eigener Halle in die Rückrunde.
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Im Hinspiel lag der BSV bereits mit 9:13 zurück und spielte dann wohl eine der besten 30 Minuten der Saison. Fünf Minuten vor dem Ende führten die Gäste mit 25:22, trafen dann aber nicht mehr und kassierten 17 Sekunden vor dem Ende das 25:25. Damit sind der BSV und Bensheim/Auerbach (30:25) die einzigen Mannschaften, die dem Europapokalteilnehmer bisher Punkte abnehmen konnten. „Wir wollen und müssen in Buxtehude gewinnen, schließlich haben wir noch etwas gutzumachen aus dem Hinspiel“, sagt BVB-Trainer Henk Groener.
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Das Spiel am Mittwoch hänge davon ab, „was uns Dortmund für Möglichkeiten bietet. Sie sind der klare Favorit und wollen ihren Punktverlust gegen uns sicher wiedergutmachen“, sagt Leun. Nach zwei ausverkauften Heimspielen hofft der BSV auch gegen Dortmund auf ein volles Haus. Karten gibt es im Online-Ticketshop, im BSV-Shop und an der Tageskasse. (bt/tim)

BSV-Manager Peter Prior freut sich auf die neue Halle Nord. Foto: Jan Iso Jürgens