Woran Sie einen guten Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt erkennen

Weiß oder rot - in einen Glühwein gehören auf jeden Fall ein guter Wein und weihnachtliche Gewürze. Foto: Christoph Schmidt/dpa/dpa-tmn
Eine EU-Verordnung regelt, welche Getränke überhaupt Glühwein genannt werden dürfen. Ob die Standbetreiber sich daran halten? Das wird kontrolliert.
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Hannover. Auf Niedersachsens Weihnachtsmärkten wird das Angebot immer vielfältiger. Längst gibt es nicht mehr nur Bratwurst, Pommes und Glühwein, sondern beispielsweise auch heißen Gin oder Lachs vom Lagerfeuer. Dies stellt die Lebensmittelkontrolleure der Städte und Landkreise vor neue Herausforderungen. Beim Thema Wein bekommen sie Unterstützung vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves).
Welche Voraussetzungen bestehen, um ein Getränk Glühwein zu nennen, wird nämlich auf europäischer Ebene geregelt. Glühwein muss zwischen 7,0 und 14,5 Prozent Alkohol enthalten und darf nur aus Rot- oder Weißwein hergestellt werden. Für die Zusammensetzung des wärmenden Getränks gibt es rechtliche Vorschriften.
Ob die EU-Verordnung über aromatisierte Weinerzeugnisse auf Niedersachsens Weihnachtsmärkten eingehalten wird, überprüft Moritz Kröning vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves). Er ist einer der beiden Weinkontrolleure des Landes Niedersachsen. Die Proben von den Weihnachtsmärkten analysiert der 47-Jährige nicht nur im Labor, sondern er kontrolliert auch Glühweinstände, etwa in Hannover.

Kontrolleur Kröning testet eine Feuerzangenbowle. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Von Jahr zu Jahr weniger Mängel
Am Feuerzangenbowle-Stand aus Bremen in der Nähe der Marktkirche hat Kröning nichts auszusetzen. In den Kupferkesseln, in denen das Getränk warm gehalten wird, befinden sich Behälter aus Edelstahl. Damit wird verhindert, dass ungewollte Stoffe in die Bowle gelangen könnten. Bei den Kontrollen würden von Jahr zu Jahr weniger Mängel festgestellt, berichtet Kröning. Im vergangenen Jahr war von landesweit 39 Proben nur eine bei der Testung auf Schwermetalle auffällig gewesen.
Mit der Temperatur von rund 70 Grad ist der Kontrolleur zufrieden. Die Heißgetränke dürfen nicht zu stark erhitzt werden: Bei 78 Grad verdampft Alkohol. Der Ingenieur für Weinbau probiert das Getränk, ohne zu schlucken. „Im Geschmack ist die Feuerzangenbowle sehr schön weinig und hat diese leichte Rum-Aromatik, die sie haben muss - ideal“, ist sein Kommentar.
Das Getränke-Angebot hat sich aufgefächert. Heißer Gin, italienischer Winzer-Glühwein, weißer Beerenglühwein Glögi – die Besucherinnen und Besucher haben die Qual der Wahl.

Am Stand „Glühwein bei Susi“ wird der Wein mit Gewürzen gemixt. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Die Lebensmittelkontrolleure werden auch aktiv, wenn sich Bürgerinnen und Bürger konkret über einen bestimmten Stand beschweren. „Wir gehen jeder Beschwerde nach“, betont Thomas Rautenberg. Lebensmittelkontrolleur der Stadt Hannover. In den meisten Fällen erhärte sich aber der Verdacht nicht, dass zum Beispiel Hygienevorschriften nicht eingehalten würden.
„Ein guter Glühwein braucht nicht viele Gewürze“
Yvonne Heistermann ist Präsidentin der Sommelier-Union Deutschland und weiß, dass es auf Weihnachtsmärkten beides gibt: minderwertigeren und richtig guten Glühwein. Die Sommelière erklärt, worin sich beide unterscheiden - und wie Sie den Guten finden.
TAGEBLATT: Was macht einen guten Glühwein aus?
Yvonne Heistermann: Ein guter Glühwein soll wirklich nach Wein schmecken. Er soll nicht beißend oder sprittig, also alkoholisch im Geschmack sein, sondern man soll das Weinaroma durchschmecken, ergänzt durch Aromen von Weihnachtsgewürzen und mit einem Hauch Süße.
Die Hauptzutat ist natürlich der Wein. Je hochwertiger er ist, desto größer ist auch der Genuss. Ein hausgemachter Winzerglühwein schmeckt selbstverständlich fundamental anders als ein Industrieprodukt. Zum Wein kommt ein guter Orangensaft hinzu, am besten frisch gepresst. Plus die Gewürze wie Zimt, Sternanis, Zitronenschale, Gewürznelke oder Vanille - ganz nach Geschmack.
Gute Glühweine haben in der Regel zwischen zehn und zwölf Volumenprozent Alkohol.
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Frage: Wie erkenne ich denn guten Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt?
Es gibt Stände, die wirklich gute Glühweine anbieten. Das sieht man auch, da ist nämlich am meisten los! Denn so etwas kriegen die Leute schnell raus. Wenn an einem Stand eine lange Schlange ist, ist das durchaus ein gutes Indiz.
Selbst kann man es natürlich erst nach dem Kauf beurteilen. Ist ein Glühwein sehr süß, sollte das misstrauisch machen. Mit Süße kann man ja viel kaschieren. Gleiches gilt, wenn der Glühwein überwürzt ist, wenn er zum Beispiel extrem nach Nelke schmeckt. Ein guter Glühwein braucht nicht viele Gewürze. Deshalb gilt für mich die Faustformel: Je „weiniger“ ein Glühwein ist, desto besser.
Frage: Muss es unbedingt Rotwein sein?
Nein, aber Rotwein ist der Klassiker auf dem Weihnachtsmarkt – vollmundig und kräftig mit den typischen Noten von dunklen Beeren und Kirschen. Wir stellen in den letzten Jahren fest, dass viele Menschen auch im Winter gerne Weißwein trinken. Denn Weißwein ist in der Regel leichter und es fehlen die Tannine, die Bitterstoffe.
Bei einem Glühwein mit Weißwein wird häufig statt des Orangensaftes ein Apfelsaft genommen. Im Geschmack ist der weiße Glühwein etwas milder. Außerdem enthält er häufig auch weniger Volumenprozent Alkohol als der rote Glühwein. (dpa/tmn)

Auf jedem Weihnachtsmarkt werden Glühwein, Reibekuchen und Bratwürste von Lebensmittelkontrolleuren getestet. Foto: Moritz Frankenberg/dpa