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Gesundheit

TWie ein früherer Airbus-Ingenieur gegen Prostatakrebs kämpft

Dieter Schulze-Bahr aus Buxtehude lebt mit einer Prostatakrebserkrankung. Seine Schilderungen sind ein Plädoyer, das Angebot von Prostata-Untersuchungen frühzeitig wahrzunehmen.

Dieter Schulze-Bahr aus Buxtehude lebt mit einer Prostatakrebserkrankung. Seine Schilderungen sind ein Plädoyer, das Angebot von Prostata-Untersuchungen frühzeitig wahrzunehmen. Foto: Sulzyc

Die Diagnose Prostatakrebs traf Dieter Schulze-Bahr vor vier Jahren völlig überraschend. Bis heute lebt er mit der Erkrankung - und findet Hilfe in Buxtehude.

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Von Thomas Sulzyc
Mittwoch, 29.10.2025, 05:50 Uhr

Buxtehude. Er war immer sportlich, spielte Volleyball. Als Dieter Schulze-Bahr (74) noch als Ingenieur bei Airbus tätig war, gaben medizinische Untersuchungen nie einen Anlass zur Sorge. Das änderte sich im Ruhestand: Dem Buxtehuder fiel auf, dass er auffällig häufig zur Toilette musste.

Sein Hausarzt bemerkte eine vergrößerte Prostata - und überwies ihn zum Urologen. Weihnachten 2021 traf Dieter Schulze-Bahr die Diagnose dann völlig überraschend: Prostatakrebs im weit fortgeschrittenen Stadium.

Diagnose Prostatakrebs! Das ging ihm durch den Kopf

Das sei die schlimmste Diagnose gewesen, die man erhalten kann, erinnert sich Dieter Schulze-Bahr daran. Was ihm damals durch den Kopf gegangen sei? „Ich dachte: Du hast ein schönes Leben gehabt.“

Dieter Schulze-Bahr kämpfte gegen den Prostatakrebs. Eine Chemotherapie lehnte er ab und entschloss sich für eine alternative Behandlung: ein Medikament mit dem Wirkstoff Apalutamid (blockiert das Wachstum von Krebszellen) und 35 Bestrahlungen.

Früh behandeln: Wird Prostatakrebs rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen oft gut.

Früh behandeln: Wird Prostatakrebs rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen oft gut. Foto: Axel Heimken/dpa

Zunächst verbesserte sich sein Gesundheitszustand. Dann breitete sich der Krebs in benachbartes Gewebe aus, eine Querschnittslähmung drohte. Anfang 2025 unterzog sich Dieter Schulze-Bahr doch einer Chemotherapie. Ergebnis: Sie stoppte den Krebs - aber ein Medikament griff die Lunge stark an.

Volleyball spielt Dieter Schulze-Bahr nicht mehr. Den Krebs hat er, Stand jetzt, im Griff: „Ich bin auf der Suche nach einem Reha-Sport, bei dem ich mit angeschlagener Lunge mithalten kann“, sagt der 74-Jährige.

Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum ist Prostatakrebs bei Männern in Deutschland die häufigste Krebserkrankung: Jährlich erkranken rund 65.820 Männer daran.

Im Jahr 2023 verstarben nach Angaben der AOK in Deutschland fast 15.200 Männer an Prostatakrebs. Die Überlebensrate ist steigend: Etwa 91 Prozent der Patienten sind nach fünf Jahren noch am Leben. Auch wenn der Krebs bereits fortgeschritten ist oder gestreut hat, leben Männer immer häufiger noch lange mit der Erkrankung.

Selbsthilfegruppe trifft sich in Buxtehude

Die Prostatakrebserkrankung im Griff zu behalten, dazu trägt die Selbsthilfegruppe Prosta Cura im Landkreis Stade bei. Immer am ersten Mittwoch des Monats treffen sich Erkrankte und Angehörige jeweils ab 18 Uhr im Gemeindezentrum der St.-Paulus-Kirchengemeinde in Buxtehude, Finkenstraße 53.

Seit der Gründung im Januar 2023 leitet Frank Mertel die Gruppe. „Wir reden Klartext. Wir sprechen über Diagnosen und Therapien“, sagt der 83-Jährige aus Buxtehude, der selbst an Prostatakrebs erkrankt ist. Prosta Cura ist eingebunden in den Verein Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe in Bonn.

Frank Mertel aus Buxtehude leitet die Selbsthilfegruppe Prosta Cura.

Frank Mertel aus Buxtehude leitet die Selbsthilfegruppe Prosta Cura. Foto: Sulzyc

10 bis 15 Menschen besuchen monatlich die Treffen der Selbsthilfegruppe. Einer von ihnen ist Dieter Schulze-Bahr. „Die Gespräche helfen“, sagt er.

Der Erfahrungsaustausch bringe den Betroffenen viel neues medizinisches Wissen. Frank Mertel spricht von Schwarmintelligenz. „Teilen hilft heilen“, sagt er.

Dass Dieter Schulze-Bahr offen über seine Prostatakrebserkrankung spricht, ist mutig - und ein Plädoyer, das Angebot von Prostata-Untersuchungen wahrzunehmen. „Zwei oder drei Jahre früher zur Untersuchung, dann hätte es bei mir anders laufen können“, sagt er.

Ab 45 Jahren können Männer kostenlos am gesetzlichen Früherkennungsprogramm teilnehmen und sich jährlich die Prostata abtasten lassen. Den von Experten empfohlenen PSA-Test bezahlen die gesetzlichen Krankenversicherungen bisher nicht.

Der Gemeinsame Bundesausschuss berät über ein gezielteres Früherkennungsangebot für Prostatakrebs: mit Bestimmung des PSA-Wertes und Magnetresonanztomographie (MRT). Ein Ergebnis wird in zwei Jahren erwartet.

Männer scheuen Vorsorgeuntersuchungen

„Nach den aktuellsten Daten zeigt sich weiterhin eine signifikante Differenz zwischen Männern und Frauen, was die eigene Nutzung von Möglichkeiten zu Krebsfrüherkennungsuntersuchungen angeht. Und wir Männer stehen diesbezüglich deutlich hinten an“, sagte Dr. Phillip Marks, Mitinhaber der Gemeinschaftspraxis Urologie Süderelbe mit Standorten in Buxtehude und Neu Wulmstorf, dem TAGEBLATT.

Vortrag zu Prostatakrebs am Mittwoch, 29. Oktober

Zu einem öffentlichen Vortrags- und Diskussionsabend am Mittwoch, 29. Oktober, 18 bis 19.30 Uhr, im Eventraum Petri-Platz der Sparkasse Harburg-Buxtehude, Bahnhofstraße 18 in Buxtehude, lädt die Gruppe Prosta Cura ein.

„Der Krebs ist zurück - was nun?“ lautet der Titel. Referent ist Dr. Sven Laabs, Leiter des Prostatazentrums am Elbe Klinikum Stade. Der Eintritt ist frei.

Dieter Schulze-Bahr aus Buxtehude lebt mit einer Prostatakrebserkrankung. Seine Schilderungen sind ein Plädoyer, das Angebot von Prostata-Untersuchungen frühzeitig wahrzunehmen.

Dieter Schulze-Bahr aus Buxtehude lebt mit einer Prostatakrebserkrankung. Seine Schilderungen sind ein Plädoyer, das Angebot von Prostata-Untersuchungen frühzeitig wahrzunehmen. Foto: Sulzyc

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