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Sommer-Event

TWie war es in Stade? Die Lange Nacht im großen TAGEBLATT-Check

Ausgelassene Stimmung am Hafen: Bea Meyer und der Holländer Martin Leemans, beide aus Stade.

Ausgelassene Stimmung am Hafen: Bea Meyer und der Holländer Martin Leemans, beide aus Stade. Foto: Bisping

Kunst, Musik und Kultur versprach am Freitagabend die Lange Nacht in Stade. Wie war es? Ein Rundgang mit vielen positiven, aber auch kritischen Bewertungen.

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Von Alexandra Bisping
Samstag, 05.07.2025, 12:20 Uhr

Stade. Das Wetter am Freitagabend bietet mit einem Mix aus Sonne und Wolken bei lauschigen Temperaturen den passenden Rahmen. „Ein ganzer Abend voller Highlights“, ist auf der Homepage der Stade Marketing und Tourismus GmbH zur Langen Nacht in Stade zu lesen. Seit mehr als einem Jahrzehnt organisiert sie das Event und kündigt es als ein „großes Potpourri unterschiedlichster Unterhaltung“ an. Hält die Veranstaltung dieses Versprechen?

Das ist überraschend

In den Räumen des früheren Shops „La Tienda“ in der Hökerstraße zeigt Waldemar Rompszyk seine Kunst - in einem jüngst eröffneten Kunst-Pop-up-Store. Dort stehen großflächige und kleinere Werke, eine als Untergrund verwendete Tür. Eben ein Mix aus kreativem Output, wild und überraschend, aber einen Besuch wert.

Künstler Waldemar Rompszyk mit Dorothée Füller vor einem Kunstwerk im Pop-up-Store.

Künstler Waldemar Rompszyk mit Dorothée Füller vor einem Kunstwerk im Pop-up-Store. Foto: Bisping

„Das war alles sehr spontan“, sagt der Künstler. Er habe erst am Dienstag die Zusage für den Store bekommen und wollte unbedingt die Lange Nacht mitnehmen. „Dafür habe ich zwei Tage durchgearbeitet.“ Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Juli zu sehen.

Dorothée Füller aus Stade ist begeistert. „Ich bin positiv davon überrascht, was der Künstler in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat“, sagt sie. Es sei ein „ganz krasser Kontrast“ zur Ausstellung von Robert Lebeck im Kunsthaus Stade.

Dort sind unter dem Titel „Robert Lebeck. Hierzulande“ Bilder des Fotografen Robert Lebeck (geboren 1929, verstorben 2014) zu sehen. Er holte Prominente wie Romy Schneider und Elvis Presley, aber auch Heimkehrer aus russischer Gefangenschaft vor die Linse. Der Eintritt ist gratis, ebenso wie die interessante und informative Führung. Wer hier hinkommt, will die Werke an den Wänden und in den Vitrinen in Ruhe betrachten und die nebenstehenden Texte lesen. Die Ausstellung ist liebevoll kuratiert - dass jeder sie umsonst sehen kann, ist ein dickes Plus.

Das kommt sehr gut an

Ganz klar: der Ankerplatz. Das viel kritisierte Projekt präsentiert sich von seiner schönsten Seite - farbenfroh, urban und lebendig. Die Container sind geöffnet. Unter anderem gibt es handgemachte Kunst zu kaufen oder Essen aus Food-Trucks.

Containerläden auf dem Ankerplatz.

Containerläden auf dem Ankerplatz. Foto: Bisping

Über den Platz Am Sande schallen DJ-Beats, Kinder tollen herum. „Für Kinder ist der Ankerplatz sehr schön“, findet Dennis Wetzel aus Oldendorf. Sein fünf und acht Jahre alter Nachwuchs habe hier prima gespielt.

Eine entspannte Atmosphäre und gelungene Stimmung attestieren dem Ankerplatz auch Jana Berger (19) und Sannah Krummrei (18). Die beiden Staderinnen besuchen die Lange Nacht jedes Jahr. „Auch das Innenstadt-Angebot gefällt uns gut, es gibt immer wieder etwas Neues“, sagen sie.

Iris Eggert (links) und Klaudia Klee aus Stade beim Kartenzocken auf dem Ankerplatz.

Iris Eggert (links) und Klaudia Klee aus Stade beim Kartenzocken auf dem Ankerplatz. Foto: Bisping

Auch Iris Eggert und Klaudia Klee, gerade beim Kartenspiel, brechen für den Ankerplatz eine Lanze. „Ich finde den Ankerplatz immer toll“, sagt Iris Eggert. „Ich kann den Gegenwind auch nicht verstehen, vorher war es auch nur ein leerer, grauer Platz.“ Klaudia Klee freut sich über die Elektromusik der DJs, „später wollen wir noch tanzen“.

Das ist gelungen

Die Musik, die wie ein Klangteppich durch die Stader Altstadt zu schweben scheint. Da ist beispielsweise die Trommler-Gruppe Samba Solto, deren durchdringende Rhythmen ordentlich einheizen.

Die Djangonauten auf dem Kunstkudder versorgen den Fischmarkt mit jazzigem Sound.

Die Djangonauten auf dem Kunstkudder versorgen den Fischmarkt mit jazzigem Sound. Foto: Bisping

Die Djangonauten bieten feinen Jazz auf dem Kunstkudder am Fischmarkt und Parity Alley überzeugen mit einnehmendem Gesang am Bürgermeister-Dabelow-Platz. Den Sound der Hedgehog Stompers genießen Besucher in der Hökerstraße.

Das ist das Highlight

Die ausgelassene Stimmung am Stadthafen - dort steppt der Bär. Hier gibt es Partylaune satt, gemischt mit fröhlichem Stimmengewirr und Live-Musik von Louis Kruin. Bea Meyer und Martin Leemans aus Stade sind begeistert. „Hier ist es mega - überall volle Punktzahl“, freut sich Bea Meyer. „Bei der Langen Nacht sind wir immer dabei.“

Das ist informativ

In dem lockeren Rahmen der Langen Nacht haben auch ernstere Töne Platz, zum Beispiel am St. Johanniskloster. Hier stellen sich verschiedene Selbsthilfegruppen vor, wobei der Fokus auf Long Covid liegt. „Es läuft gut, wir haben viele Gespräche geführt“, sagt Mitarbeiterin Britta Sanders. „Die Leute kommen wegen eines Themas und schließen sich oft einer Gruppe an.“ Auch Sabrina Schmidt ist vor Ort, sie ist Physiotherapeutin und kommt aus Hamburg. Sie sagt: „Ich möchte über meinen Instagram-Selbsthilfeauftritt Long Covid Reboot informieren.“

Die Selbsthilfekontaktstelle Stade um Britta Lambers (Mitte) und Sabrina Schmidt (Zweite von links).

Die Selbsthilfekontaktstelle Stade um Britta Lambers (Mitte) und Sabrina Schmidt (Zweite von links). Foto: Bisping

Auch Nadiia Kushnir und ihr Team möchten Infos austauschen. Sie stehen vor dem Rathaus in der Hökerstraße mit einem Stand. Dort werben sie für „Xenia“, einem offenen Treffpunkt für Geflüchtete in Stade, die zwei Mal pro Woche zusammenkommen. Nadiia Kushnir ist seit April 2022 in Stade. Das Fest findet sie schön. „Ich mag die Atmosphäre, die Musik und die vielen netten Menschen.“

Der offene Treffpunkt „Xenia“ für Geflüchtete in Stade mit einem Stand vor dem Rathaus.

Der offene Treffpunkt „Xenia“ für Geflüchtete in Stade mit einem Stand vor dem Rathaus. Foto: Bisping

Sehr interessant ist die Besichtigung der schwimmenden Ahoi Sauna im Holzhafen. Betreiber Christian Duwe erklärt den Besuchern, wie alles funktioniert.

Christian Duwe stellt seine schwimmende Ahoi Sauna vor.

Christian Duwe stellt seine schwimmende Ahoi Sauna vor. Foto: Bisping

„Muss ich zur Abkühlung ins Wasser springen?“, fragt eine Besucherin kritisch. „Muss man nicht“, sagt Duwe und lächelnd. Wer möchte, kann aber.

Das könnte besser sein

Dauerhaft mehr Leben auf den Pferdemarkt zu bringen, ähnlich wie beim Altstadtfest, würde garantiert noch mehr Publikum anziehen.

Lateinamerikanische Tänze auf dem Pferdemarkt.

Lateinamerikanische Tänze auf dem Pferdemarkt. Foto: Bisping

Treten Tanz- oder Trommlergruppen auf, gibt es zwar Zuschauer. Die zerstreuen sich am Ende allerdings auch wieder, wodurch der Platz am Freitagabend etwas einsam wirkt.

Das fehlt

Mehr Infos über die Lange Nacht - im Vorfeld und während der Veranstaltung. Eine Idee: junge Leute, die den Info-Flyer unter die Besucher bringen. „Wir wussten gar nichts von der Langen Nacht“, sagen Ingo und Sabine Holst. Die Buxtehuder stehen auf dem Pferdemarkt. „Die Trommler sind so toll, danach schauen wir uns die Tänzer an.“

Ingo und Sabine Holst aus Buxtehude finden, dass Stade viel zu bieten hat.

Ingo und Sabine Holst aus Buxtehude finden, dass Stade viel zu bieten hat. Foto: Bisping

Mehr Hinweise zu öffentlichen Toiletten wären ebenfalls gut - wer nicht ortskundig ist und keinen Flyer hat, muss sich durchfragen. Auch hätte es mehr Werbung für den Ankerplatz geben können, damit noch mehr junge Menschen in den Genuss der Anlage kommen.

Das ist das Fazit

Die Lange Nacht ist ein Event, das sich auf jeden Fall lohnt.

Sannah Krummrei (links) und Jana Berger auf dem Ankerplatz.

Sannah Krummrei (links) und Jana Berger auf dem Ankerplatz. Foto: Bisping

Agnes Zechel (links) aus Stade und Beeke Romund aus Aspe genießen einen Drink am Pferdemarkt.

Agnes Zechel (links) aus Stade und Beeke Romund aus Aspe genießen einen Drink am Pferdemarkt. Foto: Bisping

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