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TWohnster Landwirt mit Trecker auf Protest-Tour durch Deutschland

13 Städte will Werner Koslowski in zwölf Tagen anfahren. Magdeburg hat er schon hinter sich.

13 Städte will Werner Koslowski in zwölf Tagen anfahren. Magdeburg hat er schon hinter sich. Foto: privat

Für seine Anliegen nimmt Werner Koslowski eine lange Reise auf sich: In zwölf Tagen will der Landwirt 13 Landtage in Deutschland mit seinem Trecker besuchen. Im Gepäck hat er zehn Forderungen, drei Schaufensterpuppen - und eine Holzkiste zum Schlafen.

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Von Sophia Ahrens
Mittwoch, 31.01.2024, 17:50 Uhr

Wohnste. Der Traktor von Werner Koslowski ist auf den Straßen nicht zu übersehen: Vorn ragen drei lebensgroße Schaufensterpuppen in die Höhe. Auf ihren Köpfen kleben Fotos von Robert Habeck, Annalena Baerbock und Olaf Scholz. Hinten am Trecker hängt eine Holzkiste. Sie ist für zwölf Tage der Schlafplatz des Wohnster Landwirts. Mit dem Traktor zieht der 59-Jährige gerade von einem Landtag zum nächsten.

„Die Geißel unseres Landes“ steht unter den Puppen geschrieben. „Eine Geißel ist eine ‚mehrschwänzige Lederpeitsche zur Züchtigung und Selbstkasteiung‘“, erklärt sein Sohn Dirk Koslowski. Der Begriff ist offenbar vielen nicht geläufig, Werner Koslowski habe ihn auf seiner bisherigen Tour oft erklären müssen. In Kiel, Schwerin, Potsdam und Magdeburg hat er bereits sein Forderungspapier „Werner für Wertschöpfung“ abgegeben. Am Mittwoch ist er auf dem Weg nach Dresden. „Wir werden dort von der Vizepräsidentin des Landtages erwartet“, sagt Werner Koslowski.

Puppen waren schon bei Großdemo in Berlin

In Berlin waren die drei Schaufensterpuppen bereits Mitte Januar zur Großdemonstration dabei. Sie waren Koslowskis kreativer Einfall für ein Gegengewicht zur Schlafkiste, die hinten am Traktor hängt. Die Idee zur Deutschlandtour hatten seine Kollegen, die ihn aktuell auf vielen Abschnitten seiner Fahrt begleiten.

Ursprünglich sollten die Puppen in jedem Bundesland an einen neuen Traktor übergeben werden. „Aber es ist ja viel medienwirksamer, wenn ein armer Tropf die ganze Tour alleine macht“, sagt Werner Koslowski. Also ist er seit vergangenen Sonnabend offiziell alleine unterwegs. Und übergab in Arbeits-Latzhose am Magdeburger Landtag sein Forderungspapier. Auf Abschnitten wird er immer wieder begleitet oder bei Übergaben unterstützt.

An vielen Landtagen, wie hier in Magdeburg, wird Werner Koslowski in Empfang genommen.

An vielen Landtagen, wie hier in Magdeburg, wird Werner Koslowski in Empfang genommen. Foto: privat

Er ist vor allem als Landwirt auf Tour, erklärt er den gut 520 Unterstützern, die ihm inzwischen auf seinem Whatsapp-Kanal folgen. In Wohnste betreibt er eine Milchviehwirtschaft. Aber auch als Bürger war ihm die Fahrt ein Anliegen. Bei den bisherigen Demonstrationen seien ihm viele unzufriedene Handwerker begegnet, er sieht auch Defizite in Medizin und Bildung. Die wesentlichen Forderungen für die Landwirtschaft haben Koslowski, Land schafft Verbindung (LsV) und freie Bauern in zehn Punkten zusammengefasst und knapp niedergeschrieben.

Was Werner für den landwirtschaftlichen Weg fordert

Viele der Punkte beziehen sich auf das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Handel. Werner Koslowski fordert, stellvertretend für die Verbände, ein „Verbot unlauterer Handelspraktiken“. Der Einkauf von Lebensmitteln unter Produktionskosten soll Geschichte sein. Die Landwirte wollen eine Herkunftsland-Kennzeichnung auf Lebensmitteln und eine „Entflechtung der Monopole“ in Industrie und Handel. Für Milch- und Schlachtviehlieferungen fordern sie eine Vertragspflicht, um „Preisdiktate“ der Molkereien und Schlachthöfe zu verhindern.

#WernersWeg - das ist der Hashtag, unter dem die Tour in den sozialen Medien oft geteilt wird - steht aber auch für weniger Bürokratie: Die Landwirte wünschen sich Bagatellgrenzen, unterhalb derer bestimmte Aufzeichnungspflichten entfallen. Produktionsauflagen rund um Düngung, Pflanzenschutz und Tierhaltung sollen vereinfacht werden.

Werner Koslowski schläft in Holzkiste an seinem Traktor

„Wir wollen ja Steuern zahlen - Einkommenssteuern“, steht auf dem Papier geschrieben, das es schon in die Büros einiger Landtage geschafft hat. Auf der ersten Station in Kiel mussten Werner Koslowski und seine Kollegen kreativ werden: An einem Sonnabend und gleichzeitig Holocaust-Gedenktag war im Kieler Landtag niemand anzutreffen. Die Landwirte nagelten das Papier auf ein grünes Kreuz und stellten es vor die Tür des Ministerbüros. „Am Montag soll es da immer noch gestanden haben“, freut sich Koslowski, dass niemand ihre Botschaft aus dem Weg geräumt hat.

In der Kiste, in die gerade einmal die Matratze passt, schläft Werner Koslowski auf seiner Tour.

In der Kiste, in die gerade einmal die Matratze passt, schläft Werner Koslowski auf seiner Tour. Foto: privat

Sein mobiles Hotel hat Werner Koslowski auf seinem Traktor gleich mit dabei: Eine Holzkiste dient ihm in der Nacht als Zimmer. Sie ist 2,50 Meter lang, 1,25 Meter hoch und 1,25 Meter breit. „So unbequem ist die Kiste gar nicht.“ Sein Sohn Dirk erinnert sich, dass die Kiste bei der Demo in Berlin von innen weiß gefroren war. Hinein passen eine Matratze und Decken, ein kleines Vorratsregal und Wasserkanister. Werner Koslowski reicht das. „Lange nicht mehr so lange geschlafen, was so ein kleiner Heizlüfter in der Kiste so ausmacht“, sagt er zu den Interessierten auf seinem Kanal am Sonntag um 8.30 Uhr.

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