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3D-Stadtmodell

TZurück in die Vergangenheit: 6 virtuelle Zeitreisen durch Buxtehude

Die Ansicht zeigt, wie weit die rückwärtigen Gebäudeteile über das Wasser ragten

Blick von Norden in Richtung Fleth: Die Häuserzeile zwischen Wasserlauf und Liebfrauenkirchhof fiel der Straßenerweiterung zum Opfer. Foto: Lesprenger

Fleth, Kirchenstraße, Rathausviertel: Vor 100 Jahren sah Buxtehudes Altstadt völlig anders aus. Ein virtuelles Erlebnis führt jetzt zurück an verlorene Orte der Stadt.

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Von Fenna Weselmann
Samstag, 24.08.2024, 17:50 Uhr

Buxtehude. Wie sah die Buxtehuder Altstadt früher aus? An welchen Stellen hat sich die Bebauung stark verändert und wo kaum? Der Grafik-Designer und Illustrator Reiner Sprenger (Künstlername Lesprenger) ist in der Moortorstraße aufgewachsen und wäre schon als Kind gerne mal in die Zeit zurückgereist. Einmal entlang der Häuserzeilen von einst spazieren - dieser Wunsch gab schließlich den Impuls zu einem persönlichen Mammutprojekt, das jetzt große Kreise zieht.

Obwohl er mittlerweile in Moorende zu Hause ist, treibt ihn die Stadtentwicklung Buxtehudes weiter um. Über die vergangenen zehn Jahre hinweg hat er historische Fassaden der Innenstadt im Baubestand zwischen 1880 und 1920 bis ins Detail zeichnerisch rekonstruiert und daraus ein dreidimensionales, digitales Stadtmodell angefertigt.

Virtuelles Stadtmodell bekommt eine Bühne

In Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Stadtarchivar Bernd Utermöhlen wird seine virtuelle Zeitmaschine nun im Kulturforum am Hafen erstmalig vollumfänglich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Für mich ist das ein großes Glück“, sagt Reiner Sprenger voller Vorfreude über die Präsentationsmöglichkeit.

Eröffnung feiert die Ausstellung am Donnerstag, 29. August, um 19 Uhr. Unter dem Titel „Buxtehude dazumal“ laden Bilder, Filme, Vorführungen und ein virtuell erlebbares Stadtmodell zu einem Rundgang durch Buxtehude anno 1900 ein. Das Modell ist so realistisch wie irgend möglich.

Auf der Ansicht ist zu sehen, dass die Bebauung am Ostfleth um 1900 noch von Fachwerkhäusern geprägt war.

Um 1900 standen am Fleth noch mehr Fachwerkhäuser: Der Ansicht von der Bitter-Brücke in Richtung Ostfleth hat Reiner Sprenger erst kürzlich neue Details hinzugefügt. Foto: Lesprenger

Sprengers akribische Spurensuche geht weiter

„Ich denke mir nicht einfach etwas aus“, betont Sprenger. Für sein Werk war akribische Recherche nötig. In seiner Freizeit hat er unzählige Archivalien und Bücher bemüht. Als Vorlage dienen alte Fotografien, Filme, Postkarten, Gemälde genauso wie historische Bauzeichnungen, Stadtpläne und -ansichten. Wo es ihm an Belegen fehlt, bleibt ein weißer Fleck - bis er auf ein entsprechendes Zeitdokument stößt. Seine akribische Spurensuche lebt nicht zuletzt von persönlichen Begegnungen. Ihr Wissen ist oft Schlüssel zu weiteren Quellen.

So war das etwa bei der im Schatten von St. Petri liegenden Häuserzeile in der Kirchenstraße. Hier hatte Sprenger bis vor kurzem lediglich Kenntnis über die Anzahl der Häuser und ihr ungefähres Ausmaß. Dann rief die Vorstellung seines Projekts im städtischen Kulturausschuss weitere Unterstützer auf den Plan. Utermöhlen und Buxtehudes Denkmalpflegerin Casha Ipach wurden aktiv.

Seltene Fotos bringen neue Details für das Modell

Beide haben den Kreativen mit seltenen Fotografien versorgt. Sie geben Aufschluss über die Bebauung des Rathausviertels vor dem Stadtbrand 1911. Dem fiel nicht nur das alte Amtsgebäude zum Opfer, sondern ebenso große Teile der umliegenden Häuser. Jetzt weiß Sprenger, wie das einstige Sparkassengebäude neben dem Rathaus ausgesehen hat. Und endlich konnte er das Eckhaus an der Kirchenstraße zeichnen. Aus dem Kontakt ist aber noch mehr entstanden.

Reiner Sprenger hält eine der alten Ansichten hoch, die als Plakate an meheren Orten am Fleth aufgehängt werden

Damals und heute im direkten Vergleich: Am Fleth lädt Reiner Sprenger entlang alter Ansichten zu einem historischen Street-Walk ein. Foto: Weselmann

Zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm, dessen Veranstaltungen Gegenwärtiges und Vergangenes verschmelzen lassen. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, startet um 15 Uhr der historische Street-Walk am Fleth. Unterstützt vom Freundeskreis Flethenkieker und gefördert von der Stadt werden an zehn Plätzen entlang des Fleths Momentaufnahmen aus dem digitalen Altstadtmodell präsentiert, mit denen damals und heute einander unmittelbar gegenüberstehen.

Veranstaltungen erzählen vergessene Geschichten

Ein interaktiver Wimmeltalk steht am Dienstag, 1. Oktober, um 18.30 Uhr auf dem Plan. Denn zusammen mit Ulrich Schaper hat Reiner Sprenger das erste Wimmelbild für Buxtehude gestaltet. Moderiert wird der Abend im Kulturforum von Wimmelwerk-Gründer Mark Schober. Zu Gast sind Buxtehuder Persönlichkeiten und Vertreter von Unternehmen, die im Bild zu finden sind. Wer wissen will, warum Montana Black mit seinem Lamborghini direkt bei der Lebenshilfe-Mannschaft vorbeibraust, bekommt hier Antwort.

Weiter geht es am Donnerstag, 10. Oktober, um 19.30 Uhr mit einem virtuellen Stadtrundgang im Kulturforum. Sprenger und Utermöhlen führen zu den verlorenen Orten von Buxtehude. Was machte die einstigen Fachwerkbauten am Liebfrauenkirchhof so besonders? Wie sah das Rathaus vor dem Stadtbrand von 1911 aus? Welche wichtige Einrichtung war früher am Wehdenhof zu finden? Die Häuser der Vergangenheit stecken voll spannender Geschichten.

Filmmaterial von 1955 und 1997 wird gezeigt

Bewegte Bilder von Buxtehude gibt es am Sonntag, 20. Oktober, zu sehen. Frank Lischka zeigt seinen Film „Buxtehude zu Pfingsten 1955“ mit Aufnahmen, die sein Vater 1955 und er 1997 gedreht haben. Zu sehen sind darin auch viele bekannte Gesichter der Stadt. Im Anschluss spricht er mit Zeitzeugen über seine Kindheit in Buxtehude.

Letzte Gelegenheit für eine virtuelle Reise ist am 27. Oktober. Bonbon der Finissage: Die Bilder des Street-Walks sind käuflich zu erwerben.

Im Internet gibt es die Tour hier: https://buxtehude.street-walk.de/virtuelle-touren/

Sechs Zeitreisen stehen auf dem Programm

  • Donnerstag, 29. August, 19 Uhr
    Ausstellungseröffnung im Kulturforum

  • Sonntag, 8. September, 15 Uhr
    Historischer Street-Walk am Fleth (Treffpunkt: Kulturforum)

  • Dienstag, 1. Oktober, 18.30 Uhr
    Interaktiver Wimmeltalk

  • Donnerstag, 10. Oktober, 19.30 Uhr
    Verlorene Orte in Buxtehude

  • Sonntag, 20. Oktober, 17 Uhr
    Filmvorführung mit Frank Lischka: „Buxtehude 1955 und 1997“

  • Sonntag, 27. Oktober, 15 Uhr
    Finissage

Der Eintritt zur Ausstellung und den dazugehörigen Veranstaltungen ist frei. Weitere Infos sind unter www.kulturforum-hafen.de und www.lesprenger.de zu finden.

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