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Gastronomie

T12 Fehler im Restaurant: So werden Sie zum schlechten Gast

Restaurantfachfrau Mareike Blumenthal vergeht das Lachen, wenn sie an unangenehme Restaurant-Gäste denkt.

Restaurantfachfrau Mareike Blumenthal vergeht das Lachen, wenn sie an unangenehme Restaurant-Gäste denkt. Foto: Scheschonka

Es gibt gute und schlechte Restaurants. Es gibt aber auch gute und schlechte Gäste. Jeder, der im Service eines Lokals arbeitet, weiß das. Offen sprechen darüber wenige. Restaurant-Profi Mareike Blumenthal sagt, wodurch ein Gast zum Problem wird.

Von Mareike Blumenthal Donnerstag, 14.03.2024, 07:05 Uhr

Über zehn Jahre habe ich als Restaurantfachfrau gearbeitet, und ich habe meinen Beruf geliebt. Tausende Gäste habe ich im Laufe dieser Jahre bedient. Viele haben mit ihrem Verhalten einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen: Die meisten Gäste habe ich als sehr angenehm empfunden – von anderen aber war ich regelrecht bedient. Und musste trotzdem professionell bleiben.

Meine folgenden zwölf Punkte zeigen Ihnen, wie man sich in einem Restaurant unbeliebt macht.

1 | Kommen Sie nicht zur vereinbarten Zeit

Die erste Gelegenheit, um sich beim Personal eines Restaurants richtig unbeliebt zu machen, ist Unpünktlichkeit. Gäste, die zu früh oder zu spät zu einer Reservierung erscheinen, bringen oft den ganzen Ablauf durcheinander. Ihr Tisch ist für 19.30 Uhr gebucht? Dann kommen Sie bitte um 19.30 Uhr. Nicht schon um 19 Uhr und auch nicht erst um 20 Uhr. In vielen Lokalen wird Ihr Platz vorher oder hinterher noch einmal vergeben sein. Auch können Wartezeiten verringert werden, wenn nicht so viele Gäste gleichzeitig kommen. Und falls es mal nicht rechtzeitig klappen sollte, rufen Sie einfach kurz im Lokal an.

2 | Behalten Sie es für sich, wenn sich die Gäste-Zahl ändert

Gleiches gilt, wenn Sie mit mehr oder weniger Begleitern erscheinen, als ursprünglich vereinbart. Sie haben für 15 Personen reserviert, erscheinen aber nur mit acht? Ärgerlich. Gäste, die gerade abgewiesen wurden, weil das Restaurant eigentlich ausgebucht war, hätten sich sicher über den Platz gefreut. Andersherum gilt das Gleiche. Wenn Sie nur für acht reserviert haben, erwarten Sie nicht, dass auch Platz für 15 Personen ist. Scheuen Sie sich nicht, im Vorfeld nachzufragen und Ihren Gastgeber darüber in Kenntnis zu setzen.

3 | Reservieren Sie und kommen dann aber gar nicht

Zu einer gebuchten Reservierung nicht zu erscheinen, ist schlichtweg geschäftsschädigend. Viele Restaurants nehmen mittlerweile bei Ihren Reservierungen schon mehr Gäste an, als sie Plätze haben. Sie kalkulieren die sogenannten „No Shows“, die „Nicht-Kommer“, mit ein. Ein trauriger Trend. Auch in mehreren Restaurants zu reservieren, um sich dann spontan für eins zu entscheiden, ist keine Seltenheit. Aber dann seien Sie bitte so fair und sagen den anderen Lokalen ab. Kurzfristige Stornierungen sind zwar auch nervig, geben uns Gastronomen aber immerhin noch die Möglichkeit, zu reagieren.

4 | Machen Sie unangenehm auf sich aufmerksam

Kaum haben Sie an ihrem Tisch Platz genommen, kann es zur nächsten unangenehmen Situation kommen. Die Kellnerin benötigt Ihrer Meinung nach zu lange für die Getränke? Pfeifen, Fingerschnippen oder das altertümliche „Fräulein!“ sorgen nicht dafür, dass es schneller geht. Im Gegenteil: Ihre Servicekraft wird sie als unsympathisch wahrnehmen. Auch lautes Rufen ist nicht hilfreich. Ein dezentes „Entschuldigungen Sie bitte“ bringt Sie da schon weiter. Glauben Sie mir: Wir arbeiten so schnell, wie wir können. Aber auch wir sind nur Menschen, die im Stress mal einen Tisch übersehen können.

5 | Regen Sie sich auf, wenn es Ihr Lieblingsessen nicht gibt

Wenn Sie etwas in der Speisekarte gefunden haben, bestellen Sie Ihr Essen. Sie können auch gerne nachfragen, wenn Ihnen etwas unklar ist oder Sie eine Änderung des Gerichts möchten. Aber bitte, tun Sie nicht so, als wenn Sie von allem Ahnung haben - und fragen dann, warum wir denn im Dezember keinen Spargel auf der Karte haben. Oder warum es in einem veganen Restaurant kein Schnitzel gibt.

Nachfragen sind beim Essen erlaubt, aber bitte keine Besserwisserei.

Nachfragen sind beim Essen erlaubt, aber bitte keine Besserwisserei. Foto: Jens Kalaene/dpa/Symbolbild

Ganz oben auf meiner Liste steht der Satz „Also wenn das mein Laden wäre...“ Ist es aber nicht. Sie sind Gast. Und wenn Sie es so viel besser wissen, dann machen Sie selbst einen „Laden“ auf.

6 | Schwindeln Sie, wenn es Ihnen nicht schmeckt

Wenn das Essen serviert wurde und wir Kellner nachfragen, ob alles in Ordnung ist, seien Sie ehrlich. Wie oft habe ich einen Teller zurück in die Küche gebracht, auf dem noch das halbe Gericht lag - obwohl der Gast es auf Nachfrage „perfekt“ fand. Und wenn der Teller leer ist, sagen Sie nicht „das Steak war zäh, aber ich hatte einen solchen Hunger.“ Uns fällt es schwer, das zu glauben. Und wenn Sie nicht wissen, wie man ein Steak richtig schneidet, damit es eben nicht zäh wirkt: Wir erklären es Ihnen gerne.

7 | Nehmen Sie ungebeten Gläser von unserem Tablett

Wenn der Service dann mit dem vollen Tablett kommt, setzt bei Ihnen vielleicht der Impuls ein, mithelfen zu wollen. Sie wollen also schon mal ein, zwei Gläser herunternehmen? Das würde sicher dazu führen, die anderen Getränke aus dem Gleichgewicht zu bringen. Jeder Kellner und jede Kellnerin hat ein eigenes Balance-System, und ihre Hilfsbereitschaft stört uns in Wahrheit. Wir wissen, dass Sie es nur gut meinen, aber bitte – lassen Sie das. Wenn das Ausbalancieren schiefgeht, laufen Sie Gefahr, mit Rotwein oder Kaffee geduscht zu werden.

Jeder Kellner und jede Kellnerin hat ein eigenes Balance-System.

Jeder Kellner und jede Kellnerin hat ein eigenes Balance-System. Foto: Jonas Walzberg/dpa

8 | „Erheitern“ Sie mit verstaubten Kalauern

Sie sind nun schon mittendrin in ihrem Restaurantbesuch.

Vielleicht möchten Sie jetzt Ihren Humor demonstrieren. Ja, eine lockere Atmosphäre und ein witziger Spruch sind nie verkehrt. Aber wenn der „Gruß aus der Küche“ serviert wird und Sie mit „Gruß zurück“ antworten, seien Sie uns nicht böse, wenn unser Lachen nicht ganz echt wirkt.

Wir Angestellten haben diesen Spruch schon tausendmal gehört. Aus Höflichkeit werden wir uns aber scheinbar noch mal darüber amüsieren. Und beim Weggehen die Augen rollen.

9 | Teilen Sie die eigene Gastro-Erfahrung mit

Sie waren „damals selbst mal in der Gastronomie tätig“ und wissen genau „wie das hier läuft“ - und erzählen das dem Servicepersonal offensiv? Was versprechen Sie sich davon? Sie werden von den Angestellten genauso behandelt wie jeder andere. Mehr noch – Ihr Handeln wird nun noch kritischer beäugt als vor der Information. Eine persönliche Ebene „unter Kollegen“ schaffen sie damit nicht. Wie heißt es so schön? „Gastronomen sind die schlimmsten Gäste“. Und fragen Sie bitte nie, was die Kellner „später mal machen wollen“. Und sagen Sie auch nicht, Gastronomie sei „keinesfalls etwas, von dem man leben kann“. Warum? Dann haben sie es „damals“ wohl nicht richtig gemacht. Sonst wüssten Sie ja, dass Gastronomie nicht nur ein Nebenjob sein kann.

10 | Seien beim Bezahlen unkooperativ und sperrig

Sie nähern sich nun dem Abschluss ihres Besuchs - dem Bezahlen. Während die Servicekraft zusammenrechnet, weil alle getrennt bezahlen, werfen Sie bitte nicht willkürlich Zahlen ein. Das ist nicht witzig, es lenkt ab. Und wenn Sie noch einen abgelaufenen Gutschein aus dem Jahr 2014 haben, diesen aber bisher aus fadenscheinigen Gründen nicht einlösen konnten, bestehen Sie nicht darauf, dass das Lokal ihn trotzdem annimmt. Wir müssen uns an die Verjährungsfrist von drei Jahren halten. Das hat auch nichts mit Kulanz zu tun – fragen Sie den Betriebsprüfer. Und wenn Ihre Karte oder unser Gerät streikt, schieben Sie es nicht auf die Unfähigkeit des Personals. Nicht nur wir, auch die Technik macht mal Fehler.

11 | Geben Sie kein angemessenes Trinkgeld

Trinkgeld: die Königsdisziplin. Wie viel ist angemessen? Die alte Zehn-Prozent-Regel ist noch immer eine gute Orientierung. Natürlich ist das nicht verpflichtend. Wenn es Ihnen nicht gefallen hat, dann geben Sie nichts. Das ist immerhin ehrlich und besser, als aus Pflichtgefühl ein paar Cent dazulassen. Und wenn Sie richtig begeistert waren, geben Sie gerne mehr. In vielen Lokalen wird das Trinkgeld mit mehreren Kräften im Service und der Küche geteilt. Auch bei Kartenzahlung können sie in vielen Restaurants Trinkgeld mit abbuchen lassen. Fragen Sie aber vorher unbedingt, ob es auch bei den Angestellten ankommt.

Trinkgeld: Wie viel ist angemessen?

Trinkgeld: Wie viel ist angemessen? Foto: Bernd Weißbrod/dpa

12 | Schweigen Sie vor Ort und nörgeln dann im Internet

Fast geschafft! Sie haben den Restaurantbesuch erfolgreich hinter sich gebracht. Zum Abschluss fehlt nur noch eine Bewertung. Persönlich vor Ort ist Feedback natürlich am besten. Aber auch auf einem Onlineportal oder in den sozialen Netzwerken können sie Sterne vergeben oder ein paar Zeilen schreiben. Unsachliche Bewertungen wie „keinen Parkplatz gefunden“, „das Eis war zu kalt“ oder „der Kaffee zu warm“ haben dort aber nichts zu suchen. Ja, alles schon erlebt! Auch kreative Benutzernamen, damit niemand weiß, wer wirklich hinter der schlechten Bewertung steckt, sind albern. Stehen Sie zu ihrer Kritik. Vor Ort zu behaupten, es sei alles bestens, um im Nachhinein online den Besuch schlechtzumachen, ärgert uns. Denn ob positiv oder negativ – nur durch ehrliche Kritik haben wir die Chance, uns zu verbessern.

Mareike Blumenthal hat unter anderem im Restaurant Pier 6 in Bremerhaven gearbeitet. Geschäftsführer Steffen Heumann war damit einverstanden, dass wir unsere Autorin vor diesem Lokal fotografiert haben. Für den Inhalt des Textes ist allein Mareike Blumenthal verantwortlich - und ihre Tipps beziehen sich nicht auf die Gäste dieses Lokals, sondern basieren auf ihren allgemeinen Erfahrungen in der Gastronomie.

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