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Detonation vor Mitternacht: Fahrkartenautomat in Agathenburg gesprengt

Polizisten begutachten das Ausmaß der Sprengung, der DB-Fahrkartenautomat am Bahnhof Agathenburg ist stark beschädigt.

Polizisten begutachten das Ausmaß der Sprengung, der DB-Fahrkartenautomat am Bahnhof Agathenburg ist stark beschädigt. Foto: Vasel

Kurz vor Mitternacht ist am Freitag auf dem S-Bahnhof in Agathenburg ein Fahrkartenautomat in die Luft gesprengt worden. Die Polizei löste eine Großfahndung aus - kreisweit.

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Von Björn Vasel
Samstag, 10.02.2024, 16:15 Uhr

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Agathenburg. Unbekannte Täter hatten den Automaten am Gleis in Fahrtrichtung Stade gesprengt, gegen 23.45 Uhr erschütterte die Detonation den Nahbereich. Ein Anwohner berichtete den Polizisten von einem lauten Knall. Einzelteile flogen mehrere Meter weit, landeten im Gleisbett und auf dem Bahnsteig.

„Zeugen hatten vorher zwei schwarz gekleidete, offenbar vom Tatort in Richtung Schloss Agathenburg/Wiesenweg flüchtende Personen beobachtet“, berichtet Polizeisprecher Rainer Bohmbach.

Von den Tätern fehlte kurz nach Mitternacht noch jede Spur, die Polizei suchte Marsch, Moor und Geest rund um Agathenburg ab.

Den Unbekannten geht es nicht nur um das Geld in den Automaten, sondern auch um die Fahrkartenrollen. Die Rohlinge seien laut Polizei begehrt, um sie zu bedrucken und auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Fälscher benötigten sie zudem, um auf deren Basis illegal eigene Fahrkartenvordrucke herzustellen.

Solche Sprengungen sind hochgefährlich, auch in Agathenburg lagen überall Metallteile.
Blick auf den gesprengten Fahrkartenautomaten auf dem Bahngleis in Richtung Stade.

Blick auf den gesprengten Fahrkartenautomaten auf dem Bahngleis in Richtung Stade. Foto: Vasel

Doch sind die Täter in Agathenburg offenbar nicht ganz zum Zug gekommen, im stark beschädigten Automaten lagen noch Rollen. Ob aus dem Automaten etwas erbeutet werden konnte, stehe zurzeit noch nicht fest, der Gesamtschaden dürfte sich den Angaben nach auf mehrere Tausend Euro belaufen.

Nicht die erste Sprengung in Agathenburg

2017 gab es eine Serie von Sprengungen im Landkreis Stade. Dollern und Agathenburg scheinen bei den Kriminellen beliebt zu sein. Im März 2018 hatte das Landgericht Stade Mitglieder einer Automaten-Bande zu Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Sie setzten auch sogenannte Polenböller ein, andere Banden nutzen Gas. Auf knapp 400.000 Euro belief sich der Schaden allein durch die Reparatur oder den kompletten Austausch der mehr als ein Dutzend zerstörten Automaten. Dagegen war die Beute der Bande relativ gering; sie soll bei etwa 25.000 Euro gelegen haben. Rund 30.000 Euro kostet ein DB-Automat. Unter den Tätern war ein Ex-Polizist aus Moskau.

Die Gefahr ist bei Automatensprengungen groß. Auf dem Bahnhof Scharnhorst in Dortmund kam 2017 ein 31-Jähriger, vermutlich einer der Täter, ums Leben. Er stand bei der Explosion zu nahe am Automaten.

Im Januar hatten Unbekannte am Bahnhof in Ruschwedel einen Fahrkartenautomaten gesprengt und das Bargeld daraus entwendet. In diesem Fall wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und des schweren Diebstahls eingeleitet.

Polizei bittet um Hinweise

Die Polizei sperrte den Bahnhof in Agathenburg - auf dem Gleis in Richtung Stade - ab. Der Bahnverkehr lief weiter. Die Feuerwehren aus Dollern und Agathenburg kamen nicht mehr zum Einsatz. Der Rauch verzog sich. Offen ist, wie die Täter vorgingen, in früheren Fällen kamen Gas oder Böller zum Einsatz.

DieTatortgruppe der Stader Polizei rückte an und untersuchte den Automaten.
Spurensuche im Gleisbett: Polizist kurz nach der Sprengung am Tatort, zeitgleich läuft eine Großfahndung.

Spurensuche im Gleisbett: Polizist kurz nach der Sprengung am Tatort, zeitgleich läuft eine Großfahndung. Foto: Vasel

Die Ermittler in Stade bitten Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu der Sprengung geben können, sich unter 0 41 41/ 10 22 15 zu melden. Gegen die Unbekannten werde wegen Sachbeschädigung und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ermittelt.

Automat kaputt: Wie Sie die Geldbuße als unfreiwilliger Schwarzfahrer umgehen können

Kaputter Automat, vergessene Monatskarte, falsches Ticket: Schnell wird man in Bus und Bahn unfreiwillig zum Schwarzfahrer. Wer Kontrolleuren dann kein Ticket vorzeigen kann, zahlt: 60 Euro kostet Schwarzfahren bundesweit. Wer sich schlichtweg keinen Fahrschein gekauft hat, muss das Bußgeld zahlen. Nicht immer fahren Fahrgäste allerdings freiwillig ohne gültiges Ticket.

Ein typischer Fall sind kaputte Ticketautomaten oder -entwerter. Um die Störung beweisen zu können, notiert man sich Uhrzeit, Standort, Gerätenummer und meldet den Defekt gegebenenfalls telefonisch, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ein Handy-Foto ist auch ein hilfreicher Nachweis, um eine Geldbuße zu verhindern. Im Zug muss gleich der Zugbegleiter über den Defekt informiert werden. Steigt man um, muss an der Umsteigestation ein gültiges Ticket gekauft werden.

Auch Vergesslichkeit kann Fahrgäste zu Schwarzfahrern machen: Bei der Fahrschein-Kontrolle stellt man fest, dass seine Monatskarte noch zu Hause liegt. Wer dann erwischt wird, muss innerhalb einer Frist sein Monatsticket beim Verkehrsunternehmen vorlegen. Statt 60 Euro Bußgeld wird in dem Fall lediglich eine Bearbeitungsgebühr fällig. Das klappt aber nur, wenn das Ticket auf den Namen des Nutzers ausgestellt ist, erklärt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Handytickets sind nur gültig, wenn sie vor dem Einsteigen gekauft wurden, warnen die Verbraucherschützer. Die Nutzer müssen außerdem darauf achten, dass ihr Mobiltelefon genug Akku hat und das Ticket auch ohne Internetverbindung anzeigen kann.

Ärgerlich ist, wenn man wegen eines falschen Tickets schwarzfährt. Ist eine falsche Beratung am Bahnhof dafür der Grund, kann man das nur schwer nachweisen. Dafür muss ein Zeuge benannt werden oder eine Bestätigung des Schaltermitarbeiters vorliegen. Es kann sich jedoch trotzdem lohnen, in solchen Fällen um Nachlass der Strafgebühr zu bitten, empfiehlt die Verbraucherzentrale.

Bei einer Tariferhöhung verfallen alte Einzel- und Mehrfachtickets nicht automatisch: Sie können für eine bestimmte Übergangszeit noch benutzt werden. Wer selten fährt, prüft also besser regelmäßig die aktuellen Preise. Sind die angestiegen, macht man sich lieber vorher schlau, ob die Übergangszeit noch läuft. Danach riskiert man sonst eine 60 Euro teure Fahrt.

Wer Einspruch gegen ein Schwarzfahr-Bußgeld erheben will, findet auf dem ausgehändigten Zahlschein alle nötigen Infos: Aktenzeichen, Frist und Adresse des Unternehmens. Bei der Einspruchsfrist zählt der Tag der Kontrolle bereits mit, betonen die Verbraucherschützer. (dpa)

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