TKeine Russen-Drohne: Warum jetzt Flugkörper über dem Altländer Deich kreisen
Auf dem Bildschirm der Steuerungseinheit der Inspektionsdrohne ist das Deckwerk des Deiches am Elbufer gut zu erkennen. Foto: Vasel
Spione sind hier nicht am Werk: Erstmals haben Altländer am Deich eine Inspektionsdrohne eingesetzt. Warum Oberdeichrichter Dierk König auf die Technik setzt.
Altes Land. Immer wieder wurden Drohnen über den Industrieanlagen in Stade und Brunsbüttel sowie auf der Elbe gesichtet. Auch das Lühe-Sperrwerk in Grünendeich gehört zur kritischen Infrastruktur. Doch heute fliegt keine Russen-Drohne über das Alte Land.
Um Punkt 13.30 Uhr bereiten Kapitän Gerald Annuss und Oberdeichrichter Dierk König am Lühe-Anleger eine Premiere vor: Erstmals will der Deichverband der I. Meile Altenlandes eine Drohne zur Kontrolle des Deckwerks am Elbdeich einsetzen.
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Doch seitdem die Russen als Teil der hybriden Kriegsführung im Ukraine-Konflikt in den Nato-Staaten regelmäßig Drohnen aufsteigen lassen, geht der Drohnenpilot von Swift Marine Service lieber auf Nummer sicher: Annuss hat im Vorfeld die Wasserschutzpolizei und die Polizei informiert. Auf der Bundeswasserstraße ist der Drohnen-Einsatz strikt reglementiert - und ohne Erlaubnis verboten.
Inspektionsdrohne erstmals bei Deckwerkschau im Einsatz
Um 13.42 Uhr erhebt sich die 12.000 Euro teure Inspektionsdrohne DJI M310 in die Luft. Das Fluggerät ist mit hochauflösenden Kameras mit Wärmebildtechnik und Laser-Entfernungsmesser ausgestattet.
Auch Simone Ilse von der Unteren Deichbehörde beim Kreis Stade verfolgt mit ihrer Kollegen Larissa Ghouse vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Sven Schade vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe sowie Deichbauingenieur Christian Staack und Vize-Oberdeichrichter Hans Baltha Schacht den Start.

Hightech bei der Kontrolle von Deich- und Deckwerk: Gerald Annuss von Swift Marine Service erklärt vor dem Start die Technik der Drohne. Foto: Vasel
Drohnen könnten bei Deich- und Deckwerkschau eine Unterstützung sein. Annuss kommt aus der Schifffahrt. Der Altländer bietet Reedereien mit seinem Unternehmen Swift Marine Service unter anderem Schiffsinspektionen mit Drohnen an, um Schiffsstrukturen und -ausrüstung schnell und präzise auch in schwer zugänglichen oder in gefährlichen Bereichen untersuchen zu können.
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„In der Industrie ist der Einsatz von Drohnen längst Standard“, sagt Annuss. Auch die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes setze laut Schade auf diese Technologie.
Mächtiges Deckwerk schützt den Deich an der Elbe
Der Flug geht elbabwärts. Aus einer Höhe von 40 Metern überfliegt die Drohne auf einer geraden Linie das Deckwerk. Das Ziel: Mithilfe der Kameras soll der Zustand erfasst und Schäden entdeckt werden. Bilder aus mehreren Jahren könnten übereinandergelegt werden, um Veränderungen frühzeitig feststellen zu können - auch in 3D-Modellen.

Die Inspektionsdrohne steigt auf. Foto: Vasel
Das Deckwerk schützt den Deichfuß vor den Kräften des Wassers. Unterhalb des Lühe-Sperrwerks besteht es aus einem Geotextil, einer 20 Zentimeter dicken Filterschicht aus Granitsteinen und einer 60 Zentimeter dicken Deckschicht aus Wasserbausteinen aus Eisensilikatgestein. Diese sind ein Abfallprodukt aus der Kupferverhüttung von Aurubis in Hamburg.
Doch Sog und Schwell der größten Containerschiffe, höhere Wasserstände und die Strömung, die sich durch die Elbvertiefung von 1999 verstärkt hat, nagen kräftig am Deichvorland. Auf Höhe Lühesand gibt es Probleme mit Auskolkungen, das sind Aushöhlungen von Gewässersohle und Ufer durch hohe Strömung.

In einer Höhe von 40 Metern fliegt die Drohne über das Deckwerk. Foto: Vasel
Bei der Deckwerkschau mit Drohnenunterstützung wurden Schäden dokumentiert, der Bund muss diese beseitigen. Denn im März 2009 unterzeichneten Bund, Land und Deichverbände in Jork einen Vertrag über die Unterhaltung der Elbufer. Seitdem ist die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung für das Vorland verantwortlich.
Mit dem Vertrag wollte der Bund weitere Klagen gegen die Elbvertiefung verhindern. Eine gemeinsame Schaukommission kontrolliert die Einhaltung. König zog ein positives Fazit für die Deckwerkschau: „Wir benötigen kein Schiff und müssen uns nicht mehr durch den Busch schlagen.“
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Drohnenpilot Gerald Annuss von Swift Marine Service im Gespräch mit Sven Schade (WSV) sowie Christian Staack und Dierk König von Deichverband (von links). Foto: Vasel